"Dummes Bauernpack"

Bauernproteste – Autofahrer überfährt Demonstrant

Bei den Bauernprotesten in Deutschland gingen mehrere Autofahrer auf Demonstranten los. Einige Protestierende wurden teils schwer verletzt.

Bauernproteste – Autofahrer überfährt Demonstrant
Tausende Bauern demonstrieren am Montag gegen die Agrarpolitik der deutschen Regierung.
Marcus Brandt / dpa / picturedesk.com

Am Montag haben in Deutschland bundesweite Autoproteste mit Blockaden an Autobahnauffahrten und Traktorkolonnen in Städten begonnen. Am Donnerstag hatten Demonstranten den deutschen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck an der Nordseeküste am Verlassen einer Fähre gehindert.

Hintergrund der Bauernproteste sind geplante Streichungen von Subventionen. Die Bundesregierung hatte am Donnerstag angekündigt, sie wolle einen Teil der Kürzungen zurücknehmen. Habeck sagte, die Bundesregierung sei den Bauern wegen des Kostendrucks entgegengekommen.

Autofahrer überfährt Demonstrant und flüchtet

In Niedersachsen kam es während der Bauernproteste zu einem schlimmen Zwischenfall. Ein Autofahrer wollte in In Thülsfelde bei Friesoythe eine Blockade umgehen. Dazu fuhr er auf den Geh- und Radweg und erfasste dabei einen Demonstranten. Dieser wurde schwer verletzt und musste mit dem Hubschrauber in eine Klinik geflogen werden, so die Polizei. Der Autofahrer flüchtete zunächst. Die Polizei konnte ihn aber stellen. Bisher ist unklar, ob er den Demonstranten absichtlich überfahren hat.

In Schwedt im deutschen Bundesland Brandenburg sind gemäß "rbb" zwei weitere Streikende im Alter von 35 und 42 Jahren von einem Autofahrer erfasst und dabei leicht verletzt worden. Der Unfall hat sich demnach morgens um sieben Uhr ereignet. Gemäß der Polizei kam es nach dem Zusammenstoß zu einer verbalen Auseinandersetzung. Die Beamten ermitteln.

Fahrer will Bauern mit Hammer attackieren 

In Bremen ging ein Autofahrer mit einem Hammer auf die protestierenden Bauern los. Den Beamten gelang es noch, ihn aufzuhalten und zu entwaffnen. Somit konnte die Polizei gerade noch das Schlimmste verhindern und niemand wurde verletzt. Der Autofahrer habe sich bei den Landwirten entschuldigt. Die Polizei ermittelt jetzt wegen Bedrohung.

Ein Video, das derzeit auf X (ehemals Twitter) viral geht, zeigt, wie ein Fahrer die Protestierenden als "dummes Bauernpack" beschimpft. "Wenn ihr zu wenig verdient, müssen wir die Preise anheben. Ihr Idioten!" Der Wut-Lenker wirft den Demonstranten vor, "Gelder ohne Ende" zu kassieren.

Auch auf der A7 bei Bad Bramstedt kam es im Zug der Bauernproteste zu einem Autounfall, wie die "Bild" berichtet. Demnach umfuhr ein Autofahrer einen Traktor, als es zu einem Unfall aus bisher ungeklärten Gründen kam. Dabei sei ein Mensch leicht verletzt worden. 

Habeck warnt vor Kaperung durch Extremisten 

Habeck hat nun vor einer Kaperung der Bauernproteste durch extreme Kräfte gewarnt und zum Schutz der Demokratie aufgerufen. Der Grünen-Politiker sagte in einem am Montag in sozialen Medien verbreiteten Video des Ministeriums: "Es kursieren Aufrufe mit Umsturzfantasien. Extremistische Gruppen formieren sich, völkisch nationalistische Symbole werden offen gezeigt. Es wird sichtbar, dass in den letzten Jahren etwas ins Rutschen geraten ist, was den legitimen demokratischen Protest und die freie Meinungsäußerung entgrenzt."

Hinter den Protesten stehe mehr als die jetzigen Regierungsentscheidungen, sagte der Vizekanzler. "Wir alle erleben einen Umbruch. Kriege und Krisen, die hohe Inflation über die letzten zwei Jahre. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist der Angst vor einer schlechteren gewichen." Erschöpfung und Enttäuschung, Sorge und Wut machten sich breit. "Aber, und es ist ein großes Aber: Wir dürfen nicht zulassen, dass Extremisten diese Verunsicherung kapern. Wir dürfen nicht blind sein. Umsturzfantasien heißen nichts anderes, als unseren demokratischen Staat zerstören zu wollen."

Habeck sagte weiter: "Es gibt keine Garantie, dass nicht auch in Deutschland die Debatte immer weiter verroht, sodass am Ende das Recht und der Rechtsstaat gefährdet sind." Die liberale Demokratie sei ein Schatz, der verteidigt werden müsse. "Wenn an Traktoren Galgen hängen, wenn Traktorkolonnen zu privaten Häusern fahren, dann ist eine Grenze überschritten."

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20 Minuten, red
Akt.