Aufschrei der Logistikbranche. Die "Versorgungssicherheit Österreichs ist gefährdet", warnen Spediteure. Es ist kaum vorstellbar, aber auch lebenswichtige Produkte könnten bald zur Mangelware werden.
"Es betrifft eigentlich alle Warengruppen, auch Lebensmittel. Bei Frischwaren bekommen wir bald ein Problem", sagt Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralverbands Spedition & Logistik, zu "Heute". Betroffen sind laut seinen Darstellungen hauptsächlich Waren, die wir aus Deutschland und Italien beziehen.
Ein konkretes Beispiel: "Rindfleisch könnte vergammelt sein, bis es da ist." Anderes realistisches Szenario: Wer sein Auto in die Werkstatt bringt, wird es nicht schon am nächsten Tag abholen können, "auf Ersatzteile werden wir schon bald viel länger warten müssen", sagt Wagner.
Alarm auch für die Gesundheit: "Schon jetzt gibt es in der Pharma-Branche Probleme mit Lieferungen". Es fehlen derzeit mehr als 500 verschiedene Arzneimittel bei uns. "Doch es wird noch viel schlimmer", prophezeit Wagner. Medikamente könnten bald im Stau stehen, statt in den Lagern unserer Apotheken und Spitäler.
Grund für das drohende Transport-Chaos sind zahlreiche gleichzeitige Baustellen. Sie blockieren oder verlangsamen wichtige Verkehrswege.
Spediteurs-Vertreter Wagner: "Das wirklich Ärgerliche ist, dass alles gleichzeitig und unkoordiniert geschieht. Das ist eine Zumutung."
Die Folge sind dann nicht nur Güter, die knapp werden, sondern auch die Preise für die vorhandenen Waren werden steigen, sagt Oliver Wagner. Und: "Es wird auch zu wesentlich mehr Emissionen führen, wegen der großen Umwege, die wir fahren müssen."
"Wir haben keine Lösung für dieses Szenario", klagt Wagner, "unsere Branche ist gebeutelt. Den Ukraine-Krieg, die Angriffe der Houthis im Roten Meer - das haben wir alles passabel geschafft. Das jetzt ist aber eine Zumutung."
Wagner übt konkret Kritik am Verkehrsministerium: "Das ist die oberste Behörde, man sollte hier den Warenfluss aufrecht halten. Aber es gab scheinbar keine Koordination mit Deutschland und Italien."
Aus dem Ministerium heißt es dazu gegenüber "Heute", dass man die Aktivitäten sehr wohl grenzüberschreitend koordiniert habe: "Die Verkehrssituation bei den angesprochenen Verkehrsrouten steht vor großen Herausforderungen. Klar ist: nur wenn es gut abgestimmte Maßnahmen gibt, kann ein angemessener Transport des Personen- und Güterverkehrs, sowohl im deutschen als auch im eigenen Verkehrsnetz, gewährleistet werden. Das tun wir und dazu sind und waren wir auf allen Ebenen mit unseren Nachbarn im Austausch."
Die Erweiterung des Bahnnetzes soll künftig Erleichterung bringen: "Nur ein gut ausgebautes Schienenverkehrsnetz kann für eine langfristige Entspannung der Situation vor Ort sorgen. Hierzu muss Deutschland sein Verkehrsnetz ins 21. Jahrhundert holen, entsprechend sanieren und für stabilen Verkehr sorgen", so das Ministerium.
Die Frächter bleiben aufgrund der Situation dennoch verzweifelt: "Es gibt keine Ausweichmöglichkeiten mehr - vor allem im Brenner-Korridor." Und weiter: "Die Lkw-Branche zahlt eine Milliarde Euro alleine an Maut. Da erwarten wir uns Lösungen."