Im Juni 2021 musste Gerland völlig überraschend gehen. Zuvor war er seit 1990 als Co-Trainer und in mehreren anderen Funktionen bei den Münchnern. Inzwischen ist er beim deutschen U21-Nationalteam tätig – doch den Rauswurf hat er nicht vergessen. Nachdem nun auch Coach Julian Nagelsmann gefeuert wurde ist es nicht überraschend, dass der 68-Jährige zum Rundumschlag gegen seinen Ex-Klub ausholt.
Bei der "Sport1"-Sendung "Doppelpass" trank Gerland Whisky-Cola, als er gegen den Tabellenführer lospolterte – und besonders Sportchef Hasan Salihamidzic ins Visier nahm. "Es passiert, dass sich zwei Menschen nicht abkönnen", blickt Gerland auf seinen eigenen Rauswurf zurück. "Ich hatte mit Hasan Probleme. Ich war am Campus und es war vereinbart, dass ich da mit Jochen Sauer die Entscheidungen im sportlichen Bereich treffe. Das hat alles wunderbar geklappt. Doch auf einmal habe ich gemerkt: Das läuft nicht so richtig."
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"Da wurde immer mehr erzählt, als trainiert. Da habe ich gesagt: 'Wenn Ihr Spieler entwickeln wollt, müsst Ihr mehr üben und nicht immer Dinge zeigen und von Sachen wie 'Matchday -1' (Anm.: Tag vor dem Spiel) sprechen. Ich würde sagen, das Mia-san-mia-Gefühl ist anders, als es noch vor zehn Jahren war. Ich habe mich da nicht mehr gesehen", so Gerland weiter.
Inzwischen ist bei den Bayern auch ein Streit über die Art der Entlassung von Nagelsmann entbrannt. Zur Erinnerung: Am späten Abend des 23. März sickerte in den Medien durch, dass Nagelsmann entlassen werde. Dies erfuhren der Trainer und sein Management aus den Medien, erst auf die eigene Nachfrage hin wurde ein Gespräch am Folgetag an der Säbener Straße vereinbart. Nagelsmann weilte zu dem Zeitpunkt gerade auf Skiurlaub im Zillertal.
Deshalb kritisierte Bayern-Urgestein Lothar Matthäus zuletzt auf "Sky", dass bei den Münchnern das "Mia-san-Mia"-Gefühl, das unter Uli Hoeneß den Klub ausgezeichnet habe, verschwunden sei. Darauf reagierte Bayern-Boss Oliver Kahn gereizt. "Eines möchte ich euch allen sagen: Ihr, die ihr immer hier steht und sagt, der Verein hätte keinen Stil und wo ist das ,Mia san Mia´ geblieben, da würde ich dich fragen, Lothar: Was meinst du eigentlich mit ,Mia san Mia´? Immer diese Unterstellungen, wir würden hier den Stil des FC Bayern nicht wahren. Also da wäre ich mal ganz, ganz vorsichtig", so Kahn scharf.
Live auf Sendung versuchte Matthäus schließlich, nach einem Wortgefecht zu deeskalieren. Doch in der Halbzeitpause schlug der deutsche Rekord-Teamspieler verbal zurück. "Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt. Er hat die Frage von Sebastian Hellmann (Sky-Moderator, Anm.) gar nicht beantwortet. Ich sage nur das, was ich höre, sehe und fühle. Die zeitliche Abfolge, so wie sie Kahn schildert passt nicht zusammen", teilte der 61-Jährige gegenüber "t-online.de" so richtig aus.
Matthäus bezog sich darauf, dass der "Sky"-Mann den Bayern-Vorstand mehrmals fragte, warum die Münchner Nagelsmann nicht im Vorfeld der Entlassung informierten. So wurde das Aus publik, ehe der 35-Jährige davon wusste. "Sie möchten doch einen Trainer, der zu diesem Zeitpunkt nicht in München war, nicht am Telefon sagen, dass man sich trennt. Ich hatte Kontakt zu Julian Nagelsmann. Aber das am Telefon zu machen, ist nicht mein Stil und nicht der Stil des FC Bayern", rechtfertigte sich der Bayern-Boss.
"Bayern war längst mit Tuchel klar. Deshalb wurde es ja auch aus Italien geleakt", konterte Matthäus. "Und wenn ich Julian Nagelsmann nicht telefonisch erreiche, dann fahre ich zu ihm nach Tirol. Ich kenne viele Leute im Umfeld des FC Bayern, die Oliver vielleicht nicht kennt, und habe erfahren, wie es wirklich gelaufen ist", legte Matthäus nach.