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"Bayonetta 3" im Test – die Hexe ist in Höchstform

Aller guten Dinge sind drei! Mit "Bayonetta 3" läuft unsere Lieblingshexe auf Nintendo Switch zur Höchstform auf und bekommt auch Verstärkung.

Rene Findenig
Bullet Hell und Baller-Balladen: "Bayonetta 3" ist ein Höchstform-Hack'n'Slay.
Bullet Hell und Baller-Balladen: "Bayonetta 3" ist ein Höchstform-Hack'n'Slay.
Nintendo

Nach zwei wortwörtlich einschlagenden "Bayonetta"-Games war klar: Hack'n'Slay sieht zukünftig so aus! Keine Frage also, dass Fans die Rückkehr der bis an die Zähne bewaffneten Hexe kaum erwarten konnten. Nun ist "Bayonetta 3" für die Nintendo Switch da und schlägt nicht nur wieder voll ein, sondern definiert das Genre einmal mehr ganz neu. Das mit bombastischen Neuerungen beim Gameplay, noch explosiveren Kampf-Szenen und einer ganz neuen Hochglanz-Grafik. Außerdem macht nun auch die Story noch mehr her. "Heute" hat "Bayonetta 3" für die Nintendo Switch getestet.

Mit "Bayonetta 3" schaffen die Macher von Platinum Games auch gleich ihr eigenes Hexen-Multiversum. So startet die Protagonistin gleich zu Beginn in eine wilde Monster-Schlacht, in der sich Raum und Zeit zu verschieben scheinen. Schnell stößt man dabei auf Viola, ebenfalls eine Hexe und so durchgeknallt wie bewaffnet, die Bayonetta auf eine Universums-übergreifende Gefahr hinweist. Die Mission der Hexe: Durch die Dimensionen zu reisen, um eine neue Bedrohung auszuschalten, die es auf die Hexen der Universen abgesehen hat. Man merkt: Vollkommen verrückt ist wieder Programm!

Darf es noch verrückter sein? Aber bitte gerne!

Der Kampf gegen die neuen Biowaffen namens Homunkuli, die offenbar von Menschen erschaffen wurden, wird gleich mit einer schönen Hommage aufgenommen: Bayonetta präsentiert sich zum Auftakt in einer Kleidung, die Spieler aus dem allerersten "Bayonetta" bekannt vorkommen wird. Ganz neu dagegen: Unsere Hexe darf mit dreiläufigen Pistolen um sich ballern und im Spielverlauf auch die Kontrolle über "Sidekick" Viola übernehmen. Hexen-Spaß im Doppel-Pack quasi. Darf es noch verrückter sein? Dann freut euch über einen Start auf einen Weg in einen Weltraum-Wal-Tsunami der Sonderklasse.

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    Angefangen von fantastischen und ausgezeichnet inszenierten Video-Sequenzen bis hin zu atemberaubend gestalteten Charakteren spielt sich ...
    Angefangen von fantastischen und ausgezeichnet inszenierten Video-Sequenzen bis hin zu atemberaubend gestalteten Charakteren spielt sich ...
    Nintendo

    Anfangs stört dabei aber noch etwas das Gegner-Design, denn gestartet wird nicht gegen Waffen-bewehrte Dämonen und Engel, sondern gegen die genannten Homunkuli, die sich als Schleimmonster präsentieren. Zumindest zeigt sich das im Spielverlauf nicht so eintönig wie es klingt, denn die Monster verfügen über verschiedene Rüstungen und unterscheiden sich damit optisch voneinander. Außerdem bekamen verschiedene Unterarten auch eigene Kampfbewegungen spendiert, was die Abwechslung zusätzlich erhöht. Die Auswahl an verschiedenen Typen ist so groß, dass nie Langeweile aufkommt.

    Waffen-Freiheit für noch mehr Spielspaß begrenzt

    Dennoch: Ganz so spektakulär wie das Zerschießen und Zerschmettern der aus den anderen Teilen bekannten Feinde ist das nur bedingt. Unser Glück: Zwischendurch werden auch diese in das Game eingestreut, allerdings in überschaubaren Dosen und meist etwas versteckt in Spezialaufgaben für unsere Hexe. Was das gegner-Design an leichten Abstrichen bringt, macht das Gameplay wiederum mehr als gut. Die Experimentierfreude wurde begrenzt, was ein Highlight ist, denn nun ballert und kämpft Bayonetta zwar mit fix vorgegeben Sets an Händen und Beinen, die sind dafür umso verrückter.

    Wie bisher werden die Waffen-Sets mit Fortschritt im Spielverlauf freigeschaltet, sie lassen sich nun aber noch umfangreicher und absurder nutzen. So machen die Sets unsere Hexe etwa zum Dämonen-Bändiger, denn jedem Set wohnt ein eigenes Monster inne, das wir bei Nutzung vollumfänglich kontrollieren dürfen. Obendrauf gibt es da auch noch jede Menge neue Fortbewegungsmöglichkeiten durch die sogenannten Fusions-Formen. Verschmelzen wir mit den mystischen Waffen-Kräften, gibt es spektakuläre Animationen, nach denen wir dann mit neuen Fähigkeiten so richtig loslegen dürfen.

    Genaues Umsehen in den Levels lohnt sich

    Bayonetta wird durch diese Fusionen beispielsweise zum Oktopus-Dämon, der zuvor unüberwindbare Abgründe überfliegt oder zur Spider-Woman, die problemlos Wolkenkratzer hinaufkraxeln kann. Das bringt aber nicht nur mehr Bewegungs-Spielraum in die Levels der Kampagne, sondern hat auch einen Sinn: Der Wiederspielwert wird durch jede Menge Items und Geheimnisse erhöht, die in den Levels versteckt sind. Dabei sollten sich aber auch Spieler genau umsehen, die nicht unbedingt die Sammelwut gepackt hat, denn vielerorts sind auch optionale und sehr sehenswerte Kämpfe auffindbar.

    Letztlich lässt sich auch nur durch das genaue Abgrasen der Missionen das gesamte Waffenarsenal unserer Hexe freischalten, und auch das eine oder andere Rätsel sowie Bonus-Level wurde eingestreut. Apropos Abwechslung: Leicht leidet diese wiederum darunter, dass die über ein Dutzend Kapitel zwar die Parallel-Universen bedienen, einige davon aber eher mau ausgefallen sind. Umwerfend gestalteten Ruinenstädten mit tollen Licht- und Feuer-Effekten stehen dann auch mal graue und detailarme Hallen aus Stein oder übereinander getürmte Felsen gegenüber, ein etwas seltsamer Mix. 

    Wie das Spiel das Genere komplett neu definiert

    Warum dann der ganze Jubel zu Beginn des Testberichts? Weil der Rest einfach nur fantastisch ausfällt und das Hack'n'Slay-Genre wiederum neu definiert. Angefangen von fantastischen und ausgezeichnet inszenierten Video-Sequenzen bis hin zu atemberaubend gestalteten Charakteren spielt sich kaum ein Moment in "Bayonetta 3" wie der vorige. Mal nutzt man die neuen Dämonen-Fusionskräfte für völlig neue Erkundungstouren, mal wechselt das Genre von wilder Prügelei zu Shooter und weiter zu Rhythmus-Game und mal löst sogar ein 2D-Segment die 3D-Grafik ab. Einfach wundervoll!

    Ein solch wilder, aber bombastisch funktionierender Genre- und Optik-Wechsel machte schon das Koop-Abenteuer "It Takes Two" zu einem gewaltigen Hit und auch bei "Bayonetta 3" ist es nicht anders. Besonders cool: Mit Hexen-Kollegin Viola darf man sogar ebenfalls durch Gegnermassen prügeln oder mit einer weiteren auftauchenden Hexe in bester "Metal Gear"-Manier durch Level-Bereiche schleichen. Kenner und Neulinge werden sich freuen, dass beim Schwierigkeitsgrad für jeden Geschmack etwas dabei ist. Wer wirklich Bestnoten wie in "Devil May Cry" erkämpfen will, muss sich ins Zeug legen.

    Auch wer kein Multiversum mag, wird "Bayonetta 3" lieben

    Auch das Erkämpfen von Bestnoten ist nicht nur zur Angeberei da, denn mit den erspielten Münzen lassen sich in allen Bereichen Dinge freischalten, von simplen Kostümen über neue Skills und Kombos für die Waffen und Dämonen bis hin zu Heimtränken und Booster-Gegenständen. Und sogar Bayonetta selbst darf man erstmals etwas anpassen, etwa bei der Haarfarbe. Bravo! "Bayonetta 3" ist der bisherige Höhepunkt der Serie und eines der besten Games für die Nintendo Switch überhaupt. Die Grafik beeindruckt nicht nur am kleinen Konsolen-Bildschirm, sondern auch am TV, die Story kommt spannend und ohne wirre Wendungen daher und am Ende wartet ein bombastisches Finale, das seinesgleichen sucht.

    Man muss nicht unbedingt ein Multiversums-Fan sein, um "Bayonetta 3" fantastisch zu finden. Trotz verrückter Dimenions-Reisen bleibt die Handlung nachvollziehbar und macht Laune. Das Game tauscht viel an nackter Haut und aufgesetzter Sprüche gegen anspruchsvolleres Gameplay und actiongeladenere Videosequenzen aus, garniert das mit einem Streifzug durch andere Genres und lässt zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. In "Bayonetta 3" ist unsere Lieblings-Hexe wahrlich zur Höchstform aufgelaufen und bietet ein Abenteuer voll chaotischer Action, das niemand verpassen sollte.