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BBC-Chef trat nach Skandalbeitrag zurück

Heute Redaktion
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Bild: Andrew Winning / Reuters

Die britische Rundfunkanstalt BBC kommt nicht zur Ruhe. Nach der Affäre des früheren Starmoderators Jimmy Savile sorgte ein Bericht, der dem Ex-Politiker Alistair McAlpine fälschlicherweise Kindesmissbrauch vorwarf, für Aufregung. BBC-Generaldirektor George Entwistle trat am Samstagabend als Folge der fehlerhaften Berichterstattung zurück.

sorgte ein Bericht, der dem Ex-Politiker Alistair McAlpine fälschlicherweise Kindesmissbrauch vorwarf, für Aufregung. BBC-Generaldirektor George Entwistle trat am Samstagabend als Folge der fehlerhaften Berichterstattung zurück.

BBC-Chef George Entwistle zieht Konsequenzen aus einem umstrittenen Bericht über den britischen Missbrauchsskandal in seiner Sendergruppe: "Ich habe entschieden, dass es die angemessene Reaktion ist, zurückzutreten", sagte Entwistle am Samstagabend in London. Zuvor hatte die Ausstrahlung eines BBC-Berichts Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen den früheren Politiker Alistair McAlpine zur Folge, die sich als falsch erwiesen.

Entwistle: "BBC sollte neuen Chef haben"

Als Generaldirektor sei er "letztlich verantwortlich für den gesamten Inhalt" der BBC-Sendungen, begründete der erst im September ins Amt gekommene Entwistle seinen Rücktritt. "Die ganzen Ereignisse der vergangenen Wochen haben mich zu dem Schluss gebracht, dass die BBC einen neuen Chef haben sollte."

Die BBC hatte sich bereits am Freitagabend bei McAlpine entschuldigt. Am Samstag sagte Entwistle zunächst dem BBC-Radio, die Ausstrahlung des Berichts der Sendung "Newsnight", der Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen McAlpine zur Folge hatte, sei "grundlegend falsch" gewesen. Am Abend dann trat der BBC-Chef in London vor die Fernsehkameras und erklärte seinen Rücktritt.

McAlpine: "War niemals in einem Kinderheim"

"Newsnight" hatte in den vergangenen Tagen über Steve M. berichtet, der in den 70ern in einem Kinderheim in Wales missbraucht worden war. Obwohl der Täter in der Sendung nicht namentlich identifiziert wurde, kursierte kurz darauf im Internet das Gerücht, es handele sich um McAlpine. Der frühere Schatzmeister der Konservativen, der einen Sitz im Oberhaus hat, bestritt am Freitag die Vorwürfe und versicherte: "Ich war niemals in irgendeinem Kinderheim." Und auch Steve M. selbst teilte mit, dass es sich bei McAlpine nicht um den Täter gehandelt habe.

Entwistle hatte bereits am Freitag angeordnet, dass "Newsnight" die Recherchen vorübergehend einstellt, um seine Arbeitsmethoden zu überprüfen. Die Sendung steht derzeit im Zentrum der Ermittlungen gegen den BBC-Starmoderator Jimmy Savile, der zu Lebzeiten hunderte Kinder missbraucht haben soll. "Newsnight" wird vorgeworfen, entsprechende Hinweise zurückgehalten zu haben.

Savile-Affäre: Möglicherweise 300 Opfer

Die Affäre Savile erschüttert seit Wochen Großbritannien, immer wieder gibt es neue Enthüllungen. Scotland Yard hat inzwischen wegen des Verdachts auf "Missbrauch in noch nie dagewesenem Ausmaß" durch den Fernsehmoderator Ermittlungen eingeleitet. Den Ermittlern zufolge gibt es Hinweise, dass Savile rund 40 Jahre lang Kinder missbrauchte. Die Polizei geht von 300 möglichen Opfern aus. Savile war 2011 im Alter von 84 Jahren gestorben. Im Zusammenhang mit dem Skandal wurden bereits mehrere britische Prominente wegen Missbrauchsvorwürfen festgenommen.

Nun wurden auch Nachrichtenchefin Helen Boaden und ihr Stellvertreter Stephen Mitchell angesichts laufender Untersuchungen zur Zurückhaltung von Informationen im Fall Savile zum Rücktritt aufgefordert. Der konservative Parlamentsabgeordnete Philip Davies forderte auch den Rücktritt von Rundfunkrats-Chef Chris Patten. Davies übte auch Kritik an Plänen, dem am Samstag zurückgetretenen BBC-Chef George Entwistle eine Abfindung von 450.000 Pfund (564.440,26 Euro) zu zahlen. Übergangs-Intendant Tim Davie wollte im Laufe des Tages seine Reformpläne vorstellen.