Niederösterreich

Kein Klopapier mehr: Häftling schlug Beamten bei Razzia

Drei Monate vor der Entlassung musste ein Türke (33) eine Zellenrazzia über sich ergehen lassen. Da musste er aufs Klo, dort kam es zum Eklat.

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Häftling mit Anwalt Florian Höllwarth
Häftling mit Anwalt Florian Höllwarth
salpa

Zehn Vorstrafen, Haftstrafen unter anderem in der berüchtigten Karlau und in Garsten. Zuletzt war ein 33-jähriger Häftling von Garsten (OÖ) nach Hirtenberg (Bezirk Baden) verlegt worden. Die Justizanstalt Hirtenberg ist bekannt für ihren liberalen Umgang mit Süchtigen, gilt als "Drogenhäfen".

Razzia kurz vor Frühstück

Daher waren am 6. Februar 2020 um 6.45 Uhr die Insassen völlig überrascht, dass eine Viertelstunde vor dem Frühstück eine Durchsuchung der Zellen durchgeführt wurde. Der Türke gab den Beamten jedoch zu verstehen, dass er äußerst dringend aufs Klo müsse.

Beamter verletzt

Zwei Beamte begleiteten den Häftling auf die Toilette. Dann begannen die Diskussionen, der Insasse meinte: "Wenn die Türe offen ist, kann ich nicht scheißen." Als dann auch noch kein Klopapier mehr vorhanden war, eskalierte die Lage. Dabei erlitt ein Revierinspektor eine Gehirnerschütterung, eine Prellung im Bereich des rechten Ohres und Abschürfungen. Der zweite Beamte konnte laut Anklage den Tritten und Schlägen ausweichen.

15 Monate Haft

Vor Gericht gab es zwei völlig unterschiedliche Versionen: Der von Anwalt Florian Höllwarth vertretene Angeklagte meinte beim Prozess: "Der Beamte packte mich am Hals, zerrte mich aus der Toilette. Daraufhin habe ich mich gewehrt." Doch der Richter schenkte den Aussagen der beiden Beamten mehr Glauben. Das Urteil: 15 Monate Haft wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung. Zudem muss der 33-Jährige 1.650 Euro Schmerzensgeld an den lädierten Beamten zahlen. Der Richterspruch ist nicht rechtskräftig.

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