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So geht schön: "Heute" macht den Beauty-Test

Heute Redaktion
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"Beauty" ist kein Pferd, "Beauty" ist keine Strategie – "Beauty" ist Doping für Körper und Seele. Und das beweisen Sagmeister & Walsh jetzt in einer Ausstellung.

Das Quaken des Malaysischen Sumpffrosches, der Geruch von frischem Brot, liebevoll gestaltetes Klopapier. Wissen Sie eigentlich, wie schön das ist? Das Design-Duo Sagmeister/Walsh zweifellos.

Schönheit stimuliert menschliche Wahrnehmung

Mit seiner faszinierenden, das gesamte Wiener MAK durchflutenden Ausstellung "Beauty" liefern sie ein multimediales, hochst sinnliches Pladoyer fur die Lust am Schonen – und räumen zugleich mit dem weit verbreiteten Klischee auf, das Schönheit im Designdiskurs mit Kitsch und Oberflächlichkeit gleichsetzt. Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel im "Heute"-Talk: "Dieser Gedanke wurde im 20. Jahrhundert geprägt, die Schau hält aber klar dagegen. Die Designer zeigen, dass liebevoll, professionell und schön gestaltete Details einen großen Wert haben. Sie stimulieren die menschliche Wahrnehmung, motivieren und positiv und können so ein ganzes Leben verändern."

Im "Sensory Room" duftet und quakt es

Ein Mix aus eigens fur die Schau produzierten Installationen und Beispielen aus Produktdesign, Stadtplanung, Architektur und Grafikdesign lädt ab 24.10. zum Sehen, Riechen und Fuhlen – ein ganz besonderer Hort der Harmonie ist der gemeinsam mit Swarovski gestaltete "Sensory Room": Der sinnlich inszenierter White Cube lädt zum Betreten ein, Tausende Swarovski-Kristalle funkeln in einem von Sagmeister & Walsh entworfenen Or-nament und verleihen dem Raum einen besonderen Zauber. Im Inneren treffen die Besucher – in Nebel gehüllt – auf ständig wechselnde Farben des Sonnenuntergangs. Als "schön" empfundene Gerüche wie Zitrusduft und ein Klangteppich von Gesängen des Malaysischen Sumpffrosches ermöglichen ein unvergleichliches Erleben von Schönheit. Wer diesen Raum der Ausstellung verlässt, fühlt sich wohl und gut.

Ganz schön schön: Ein Blick in die Ausstellung

Symetrie und Farbigkeit als universelle Komponenten

Um körperliche Schönheit geht's in der Ausstellung freilich nicht, die schöne Gestaltung und deren unbestreitbare Wirkung stehen im Fokus. Geschärft wird das Auge des Betrachters mit zahlreichen wissenschaftlichen Daten und Fakten. Symmetrie, etwa, wird als universelle Komponente des Schönheit definiert, ebenso wie Farbigkeit.

Sind Sie chromophob?

Erlebbar macht das u.a. "The Color Room", ein schmuckloses Wohnzimmer, das Besucher dennoch in einen Farbrausch versetzt. Zumindest so lange, bis die Natriumdampflampe angeht und Blau und Pink im Einheitsgrau verschwimmen. Dieses Licht wird oft auf Baustellen oder als Straßenbeleuchtung verwendet und beantwortet die Frage, ob der Mensch chromophob ist oder die Farbe liebt, relativ kompromisslos.

Tassen fassen und den schönsten Song hören

Schönheit manifestiert sich aber auch im Material: Nehmen Sie die drei von Martina Zwölfer hergestellte Tassen in die Hand (eine ist vollständig von Hand gefertigt, eine mit der Töpferscheibe, eine maschinell) und befühlen Sie sie. Na, spüren Sie einen Unterschied? Aufhorchen lassen Sagmeister & Walsh mit dem "schönsten Song der „Welt", dargebracht via Plattenspieler im "Sound Room". "Heart" von Darkside ertönt im Stockdunkel. Zuhören und genießen!



Von "Was ist Schönheit?" bis "Das Schönheitsarchiv"

Gegliedert in sechs Ausstellungsthemen – "Was ist Schönheit?", "Die Geschichte der Schönheit", "Im Auge des Betrachters", "Schönheit erleben", "Transformierende Schönheit" und "Das Schönheitsarchiv" – entfachen rund 70 Objektgruppen einen

ästhetischen Diskurs zur Schönheit als Paradigma fur hochwertige Gestaltung.

"The Happy Show" machte 2016 im MAK glücklich

"Beauty" ist bereits das dritte Ausstellungsprojekt, das Stefan Sagmeister mit dem MAK realisiert. Im Jahr 2002/03 widmete das MAK Stefan Sagmeister seine erste museale Einzelausstellung Handarbeit. 2015/2016 durchflutete Sagmeister das MAK mit "The Happy Show" (28. Oktober 2015 bis 28. März 2016) und ließ das Publikum an seiner mitreißenden Suche nach dem Gluck teilhaben.

"The Happy Show"

Übrigens: In dieses Ausstellung wird sogar der Abort zum schönsten Fleckerl der Welt, von Stefan Sagmeister gestaltetes Klopapier macht's möglich.

HIER gibt's noch mehr Infos