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Becker packt vor Gericht über seine Ex-Frauen aus

Boris Becker wehrt sich vor Gericht gegen schwere Vorwürfe. Dabei kommen auch private Details seiner früheren Beziehungen ans Tageslicht.

Sebastian Klein
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Boris und Lilly Becker
Boris und Lilly Becker
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Tennis-Legende Boris Becker drohen bis zu sieben Jahre Haft.

Der Deutsche wehrt sich vor einem Londoner Gericht gegen den Vorwurf, in seinem Insolvenzverfahren Vermögenswerte vor den Behörden geheimgehalten zu haben. Am fünften Prozesstag spricht der 54-Jährige am Southwark Crown Court auch über seine ehemaligen Ehefrauen und Geliebten. Die Scheidungen hätten zu seiner Insolvenz beigetragen, sagt Becker.

Becker schildert zunächst die Scheidung von Ex-Frau Barbara Becker, mit der er zwischen 1993 und 2001 verheiratet war. Aus dieser Ehe stammen die beiden Söhne Noah (28) und Elias (22). Becker: "Es wurde kritisiert, dass ich mit einer farbigen Frau zusammen war. Nach unserer Hochzeit und der Geburt des ersten Kindes hatte sie Polizeischutz." Sicherheitskräfte hätten damals im Haus übernachten müssen.

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    Boris Becker und seine Freundin Lilian de Carvalho beim ersten Gerichtstermin in London.
    Boris Becker und seine Freundin Lilian de Carvalho beim ersten Gerichtstermin in London.
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    Nach der Scheidung habe er Barbara eine Immobilie in Miami gekauft, diese cash bezahlt. Den gemeinsamen Söhnen habe er monatlich 25.000 Dollar gezahlt. Becker: "Es war eine sehr teure Scheidung, dazu die Unterstützung für meine Tochter und ihre Mutter. Das passierte alles zur selben Zeit." Die Ehe ging nämlich wegen Beckers Seitensprung mit dem Model Angela Ermakova, mit der er seine Tochter Anna (22) zeugte, in die Brüche.

    Acht Jahre später heiratete Becker erneut. Die Sport-Ikone zeugte mit Lilly Becker Sohn Amadeus (12). Die Ehe hielt zwischen 2009 und 2018. Obwohl die beiden seither getrennt leben, sind sie nicht geschieden.

    Im Juni 2017 wurde Becker für bankrott erklärt. Darüber sagt er heute: "Mir war das peinlich. Mein Sohn Elias rief mich an, sagte mir, dass meine Frau – mit der ich im selben Haus, aber nicht im selben Teil des Hauses wohnte – die Möbel aus dem Fenster warf und ausgerastet sei."

    "Mein Sohn Elias rief mich an, sagte mir, dass meine Frau – mit der ich im selben Haus, aber nicht im selben Teil des Hauses wohnte – die Möbel aus dem Fenster warf und ausgerastet sei." – Boris Becker über Lilly Becker

    Brisant: Zwei Tage später soll Becker seiner Frau von seinen Firmenkonten 100.000 Euro überwiesen haben. Weitere 5500 Euro sollen zwei Monate später geflossen sein. Dazu habe er 34.400 Euro an Ex-Frau Barbara gezahlt. Das bringt Becker nun in Bedrängnis. Denn: Zur selben Zeit durchforsteten die Insolvenzverwalter bereits seine Konten, um nach Mitteln zu suchen, Beckers Gläubiger zu zahlen.

    Zu diesem Vorwurf sagt er, ihm sei das Ausmaß seiner Insolvenz nicht bewusst gewesen. Seine Berater hätten ihm versichert, er sei privat, aber nicht geschäftlich bankrott gewesen. Darum hätte er weiter von seinem Firmenkonto Zahlungen tätigen dürfen. Der Vorwurf: Er habe womöglich bewusst Mittel durch die Überweisungen an seine Ex-Frauen der Insolvenz entzogen.

    Becker: "Wusste nicht, wie viele Konten ich besitze"

    Das würde als Verschleierung von Vermögen während seiner Insolvenz gelten und eine mögliche Haftstrafe nach sich ziehen. In 24 Punkten muss sich der Deutsche rechtfertigen, unter anderem zu Millionen-Beträgen, die auf andere Konten überwiesen wurden, nicht angegebene Immobilien, Aktien und Trophäen, die der Anklage zufolge dem Zugriff des Insolvenzverwalters entzogen wurden. Beispielsweise der Pokal aus seinem Sieg bei den Australian Open 1996. Becker streitet die Vorwürfe ab, plädierte in allen Punkten auf unschuldig.

    Von seinem Verteidiger kommen teils kuriose Argumente, mit denen die Angaben über sein Vermögen wohl erklärt werden sollen. Der frühere Tennisstar habe sich nie um finanzielle Fragen gekümmert, erklärt sein Anwalt Jonathan Laidlaw. Der 54-Jährige habe sich stets auf die Einschätzung seiner Berater verlassen und nie selbst um Finanzielles gekümmert und habe auch nicht gewusst, wie viele Konten er besitzt.

    Keine Geduld für Verträge

    Becker habe außerdem weder Zeit noch Geduld gehabt, um Verträge zu lesen, er habe auch nie selbst Rechnungen gezahlt. An diesem Umstand habe sich "leider" nichts geändert. Becker ergänzte die Erklärungen seines Anwalts inhaltlich nicht, meinte aber immer wieder: "Das ist korrekt."

    Wie glaubwürdig Beckers Aussagen sind, müssen die Geschworenen beurteilen. Ein rasches Ende des Verfahrens zeichnet sich jedenfalls nicht ab, der Prozess könnte bis zu drei Wochen dauern.

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