Österreich

Bedingte Haftstrafen für Feuerteufel von St. Pölten

Sie hatten "nur" einen Müllcontainer angezündet, doch das Feuer griff auf ein Wohnhaus über, 14 Menschen mussten gerettet werden.

Heute Redaktion
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Prozess um Brandstiftung in St. Pölten: Ein 17- und ein 18-Jähriger wurden zu bedingte Freiheitsstrafen von 18 und 24 Monaten verurteilt. Die Urteile sind rechtskräftig.

Weil sie vergangenen Herbst einen Müllcontainer vor einem Mehrparteienhaus in St. Pölten angezündet hatten, sind zwei junge Angeklagte heute, Dienstag, wegen Brandstiftung vor Gericht gestanden. Das Feuer hatte auf Fassade und Dachstuhl übergegriffen, der Schaden betrug laut Anklage rund 500.000 Euro. Das Duo wurde rechtskräftig zu bedingten Haftstrafen von 18 bzw. 24 Monaten verurteilt.

"Ich gebe zu, mir gefällt Feuer"

Die beiden beschäftigungslosen St. Pöltner im Alter von 17 und 18 Jahren gaben in der Schöffenverhandlung zu, am 14. Oktober in den frühen Morgenstunden einen Papiercontainer am Bischofteich und eine Müllinsel vor einem Mehrparteienhaus in der Tullner Bahnstraße in Brand gesetzt zu haben. Das Feuer hatte sich über die Fassade bis zum Dachstuhl ausgebreitet. Nach Angaben der Einsatzkräfte waren 20 Wohnungen evakuiert und 14 Personen aus dem Gebäude gerettet worden.

Die zum Tatzeitpunkt 17-Jährigen hatten in der Nacht auf den 14. Oktober beim Erstangeklagten zuhause Cannabis konsumiert und waren dann, ausgerüstet mit Wattepads, Tampons und einer Flasche Benzin, auf gestohlenen Fahrrädern losgefahren. Am Bischofteich hatten die beiden Freunde Tampons angezündet und in einen mit Papier gefüllten Container geschmissen, dann machten sie sich aus dem Staub.

In der Tullner Bahnstraße hatte der 17-jährige Zweitangeklagte eine Dose mit benzingetränkten Wattepads angezündet und in einen von drei Containern hineingeworfen. Das Feuer breitete sich von dort auf das Gebäude aus.

Der vorsitzende Richter sprach von "mehr Glück als Verstand", dass kein Bewohner ernsthaft verletzt worden war. Dass das Feuer auf die Fassade übergreifen könnte, "mit dem habe ich nicht gerechnet", sagte der 17-Jährige. Der Staatsanwalt bezeichnete das als Schutzbehauptung.

Richter: "Warum macht man so etwas?"

"Warum macht man so etwas?" wollte der Richter wissen. "Keine Ahnung", meinte der 18-jährige Erstangeklagte. Er sei "bekifft" gewesen und habe seinem Freund zeigen wollen, wie das ausschaut, wenn man etwas anzündet, sagte der Zweitangeklagte: "Ich gebe zu, mir gefällt Feuer." Der Jugendliche gestand auch, bereits Monate vorher am Neugebäudeplatz in St. Pölten einen Papiercontainer angezündet zu haben. Die Flammen hatten auf eine Telefonzelle übergegriffen. Er habe damals selbst die Feuerwehr verständigt, meinte der Bursch am Dienstag.

Für beide jetzt Psychotherapie

Die unbescholtenen Angeklagten wurden wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung und Diebstahl schuldig gesprochen. Der 18-Jährige erhielt 18 Monate, der 17-Jährige - er wurde zusätzlich wegen schwerer Sachbeschädigung verurteilt - 24 Monate. Beide Strafen wurden unter Setzung einer Probezeit von drei Jahren bedingt nachgesehen. Zudem wurde Bewährungshilfe angeordnet. Weiters wurde beiden die Weisung zu Psychotherapie erteilt.

Der vorsitzende Richter sagte in der Urteilsbegründung zu den Angeklagten: "Nach unserem Dafürhalten wäre es kontraproduktiv, Sie ins Gefängnis zu stecken." Zur milderen Strafe für den Älteren sagte er, der 18-Jährige sei als Mitläufer anzusehen, zudem sei bei ihm von einer eingeschränkten Schuldfähigkeit auszugehen. Die Privatbeteiligten wurden mit ihren Ansprüchen auf den Zivilrechtsweg verwiesen. (red)

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