Österreich

Behinderter Postler nach Kritik an Vorstand entlassen

Gutschein statt 100 Euro aufs Konto: Ein Postler kritisierte mit deftigen Worten eine Prämienaktion des Generaldirektors und wurde fristlos entlassen.

Christine Ziechert
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Laut Gewerkschaft sind die Postzusteller seit zwei Jahren am Limit.
Laut Gewerkschaft sind die Postzusteller seit zwei Jahren am Limit.
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com (Symbolbild)

184 Millionen Pakete lieferte die Post im vergangenen Jahr aus – in Spitzenzeiten stellen die Postler bis zu 300 Pakete zu. Die Gewerkschaft klagt über erheblichen Personalmangel, schlechte Arbeitsbedingungen und zu geringen Lohn. Die Zusteller seien seit zwei Jahren "am Limit".

Einer dieser Zusteller ist Peter K. (37). Seit acht Jahren ist er für die Post tätig, arbeitete erst in Vorarlberg, seit rund einem Jahr in Eisenstadt (Bgld.), berichtet die "Neue Vorarlberger Tageszeitung". Trotz seiner 100-prozentigen Behinderung gilt Peter K. laut Postgewerkschafter Franz Mähr als fleißiger Mitarbeiter. 

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    "Heute"-Montage, Material APA-Picturedesk

    Mitarbeiter über Gutschein-Aktion verärgert

    Doch dem tüchtigen Zusteller wurde nun ein Kommentar in einer privaten Facebook-Gruppe (die aus aktiven und ehemaligen Post-Mitarbeitern besteht) zum Verhängnis: Im November 2021 wurde eine Prämienaktion zwischen Gewerkschaft und Postvorstand, darunter Generaldirektor Georg Pölzl, vereinbart, die einigen Mitarbeitern später sauer aufstieß. Jenen Angestellten, die bei der hauseigenen bank99 ein Konto haben, wurden 100 Euro überweisen. Alle, die kein bank99-Konto hatten, erhielten aber nur ein 100-Euro-Gutschein für die Online-Plattform "shöpping". 

    Einige Postler sahen in dieser Vorgehensweise eine Ungleichbehandlung und ließen ihrem Unmut freien Lauf. Auch Peter K. postete am 11. Dezember: "Die Gutscheine soll sich der Pölzl in den Arsch stecken. Er soll einfach mehr Gehalt geben. (...)" – mit bösen Folgen.

    Post AG-Generaldirektor Georg Pölzl wurde mit deftigen Worten kritisiert.
    Post AG-Generaldirektor Georg Pölzl wurde mit deftigen Worten kritisiert.
    Bild: picturedesk.com

    Kritik mündete in fristloser Entlassung

    Vier Tage danach erhält Peter K. Besuch von zwei Qualitätsmanagern. Während der Befragung gibt er das Verfassen des Kommentars zu und beruft sich auf die Meinungsfreiheit. Obwohl der 37-Jährige als begünstigter Behinderter einen umfassenden Kündigungsschutz hat, wird er laut "Neue Vorarlberger Tageszeitung" noch am selben Tag entlassen.

    Peter K. reichte über seinen Rechtsanwalt Sanjay Doshi Klage auf Feststellung des aufrechten Dienstverhältnisses beim Wiener Arbeits- und Sozialgericht ein, die erste Tagsatzug findet bereits am kommenden Donnerstag statt. Der Jurist findet die Reaktion der Post "überzogen". "Es handelt sich um eine sozialadäquate Darlegung der beruflichen Unzufriedenheit", meint Doshi zur "Neuen Vorarlberger Tageszeitung". Sein Mandant habe in keinster Weise die Absicht gehabt, den Generaldirektor persönlich zu beleidigen. "Allerdings empfindet die Geschäftsführung die an und für sich verständliche Kritik, die zugegebenermaßen etwas derb ausfiel, offenbar als Majestätsbeleidigung."

    Causa liegt nun beim Arbeitsgericht

    Auch Postgewerkschafter Mähr findet die Entlassung trotz der "unglücklichen Formulierung" von Peter K. nicht verhältnismäßig, die Gutschein-Aktion hätte viele Mitarbeiter sehr verärgert. Nun muss das Gericht entscheiden, ob eine grobe Ehrverletzung vorliegt oder die Entlassung nicht gerechtfertigt war. Laut "Neue Vorarlberger Tageszeitung" wollte die Post mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme abgeben.