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Bei Hochwasser sind sogar die AKWs bedroht

Nicht erst seit dieser Woche ist der Schutz der Schweizer AKW gegen extreme Hochwasser im Fokus. Nun verlangt der Bund eine vertiefte Prüfung.

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Nicht erst seit dieser Woche, schon seit dem Hochwasser von 2005 und nach der Katastrophe von Fukushima, gerät der Schutz der Schweizer AKW gegen extreme Hochwasser in den Fokus. Seit diesem Frühjahr liegt der fast 2.000-Seiten starke Bericht "Extremhochwasser an der Aare" vor. Er zeigt: Bei einem extremen Hochwasser, das statistisch alle 100.000 Jahre vorkommt, würde das Gelände der beiden AKW Gösgen und Beznau über einen Meter tief geflutet werden.

Die "SonntagsZeitung" zitiert einen bisher wenig beachteten Teil der Studie, die sich detailliert mit den Erosionsprozessen bei den AKW Beznau und Gösgen bei Hochwasser beschäftigt. Und dieser zeichnet ein bedrohliches Bild. Das Hauptproblem bei Beznau liege im Untergrund des Kraftwerks. Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass es sich dabei nicht um festes, sondern lockeres Material handelt. Erst ab einer Tiefe von 10 bis 20 Metern stoße man auf festen Fels.

"Versagen nicht ausgeschlossen"

Zwar seien die Uferböschungen entlang der Beznau-Insel gesichert. "Ein Versagen der Ufersicherung infolge von Unterspülung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden", heißt es im Exar-Bericht. Das Problem besteht offenbar auch beim AKW Gösgen, wo die nicht vorhandene Ufersicherung Seitenerosionsprozesse auslösen und zu Unterspülungen auf dem Kraftwerkareal führen könne.

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) ist alarmiert. Seit Veröffentlichung des Berichts verlangte es von den Betreibern vertiefte Prüfungen zur drohenden Gefahr von Hochwasser und Erosion, wie es auf Anfrage mitteilt. "Wir haben ein Verfahren gestartet, bei dem die Betreiber aufgefordert werden, ihre Sicherheitsanalysen auf Basis der Exar-Studie zu überarbeiten", hält Thomas Thöni vom Ensi gegenüber der "SonntagsZeitung" fest. Besonderes Augenmerk liege dabei auf den Ufererosionen.

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    "Hierzu sind vertiefte standortspezifische Untersuchungen notwendig. Diese sind bereits in Gang", sagt Thöni. Grünen-Chef Balthasar Glättli fordert gegenüber der Zeitung eine vorsorgliche Abschaltung der AKW: "Das Risiko, das von ihnen ausgeht, ist zu hoch", sagt Glättli.