Österreich

Bei WU-Brand haarscharf Katastrophe entgangen

Heute Redaktion
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Ein Brand auf dem Dach der neuen Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) in der Messestraße/Südportalstraße in der Leopoldstadt hat am Donnerstagnachmittag zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und Rettung geführt. Beinahe wäre es zur Katastrophe gekommen: Zwei Kisten mit Gasflaschen wurden in letzter Minute in Sicherheit gebracht.

Die Einsatzkräfte riefen zunächst Alarmstufe 2 aus, die Feuerwehr stand mit 70 Mann im Dienst, auch die Wiener Rettung war an Ort und Stelle. Hohe Rauchsäulen waren bis weit über die Stadt zu sehen. Ein Bauarbeiter musste mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Die Flammen dürften vermutlich bei Flämmarbeiten im Dachbereich der Baustelle ausgebrochen sein. "Extrudiertes Polystyrol, also Kunststoff, der zur Wärmedämmung verwendet wird, hat wahrscheinlich Feuer gefangen", sagte Ernst Eichinger, Sprecher der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Rund 100 Arbeiter waren zum Zeitpunkt des Brandes am Departmentgebäude W2 beschäftigt. Laut Feuerwehr wurden das fünfte und sechste Obergeschoß vom Feuer erfasst. Rund um den Einsatzort wurden die Straßen großräumig für den Verkehr gesperrt. Von der Wiener Rettung rückte der Katastrophenzug vorsorglich aus.

"Ich bin so erschrocken"

"Ich bin so erschrocken. Es gab eine riesige schwarze Wolke. Es war keine Explosion zu hören. Flammen haben keine gelodert", schilderte die Anrainerin Elfriede W. Donnerstagnachmittag gegenüber der APA. Die Rauchwolke war fast in der gesamten Wiener Innenstadt zu sehen, überall versammelten sich zahlreiche Schaulustige, so auch auf der Donauinsel, dem Augarten oder auch im Stadtpark. Die Rauchwolken wurden aber bald kleiner.

Gegen 16.45 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert. Kurze Zeit später riegelte bereits die Polizei die Baustelle großräumig ab, auch hier versammelten sich Dutzende Schaulustige rund um die Absperrbänder und verfolgten gebannt die Löscharbeiten der Feuerwehr. Diese erfolgte schließlich mit Wasserwerfern von einer Drehleiter aus. Handgeführte Löschleitungen wurden im Innenangriff verwendet.

Gasflaschen in Sicherheit gebracht

"15 Fahrzeuge, darunter auch ein Großtanklöschfahrzeug, waren im Einsatz", erläuterte Viktoria Zechmeister von der Wiener Feuerwehr. "Eine Kiste mit zwei Gasflaschen konnte von einem Bauarbeiter noch in Sicherheit gebracht werden, eine weitere haben wir weggebracht", so die Feuerwehrfrau. Das Feuer war bald unter Kontrolle, um 17.45 Uhr konnte bereits "Brand aus" gegeben werden. Die Nachlöscharbeiten dauerten jedoch am Abend noch an.

"Die genaue Schadensursache wird von einem Sachverständigen erhoben werden", sagte Eichinger. Der betreffende Bauteil wird gesperrt. Insgesamt verzögere sich die Errichtung der neuen WU dadurch aber nicht, betonte Eichinger. Die Institute für Wirtschafts-und Sozialrecht sollen in dem betroffenem Gebäudekomplex untergebracht werden. Als Architekten zeichnen sich hierfür Peter Cook und sein CRABstudio verantwortlich.

Größte universitäre Bauprojekt

Die Wirtschaftsuniversität Wien hat sich 2007 für einen Neubau zwischen Prater und Messegelände entschieden, das 1982 eröffnete derzeitige Hauptgebäude der WU in Wien-Alsergrund ist seit Jahren ein Sanierungsfall. Im Oktober 2009 erfolgte der Spatenstich, der neue WU-Campus erstreckt sich auf rund 100.000 Quadratmetern. Ab dem Wintersemester 2013 sollen dort sechs Gebäudekomplexe, geplant von internationalen Architekten wie Zaha Hadid und eben Peter Cook, Platz für 27.000 Studenten bieten. Laut WU ist es das größte universitäre Bauprojekt in Europa, die Gesamtkosten betragen 490 Millionen Euro zuzüglich 46 Millionen Euro Einrichtungskosten.