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Bela B. über Botox, Tod mit 27 und Madonna

Heute Redaktion
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Bild: DPA

Seit 30 Jahren begeistern die "die Ärzte" ihre Fans. Nun philosophiert Bela B darüber, dass Rockstars eigentlich mit 27 sterben sollten, warum er heute bei Konzerten besser durchhält als früher und warum es gut ist, was Madonna über "Pussy Riot" gesagt hat. Außerdem verrät er, was es mit den Botox-Gerüchten rund um sein faltenfreies Gesicht auf sich hat. Am 21. Oktober sind "die Ärzte" live in Linz.

Seit 30 Jahren begeistern  die "die Ärzte" ihre Fans. Nun philosophiert Bela B darüber, dass Rockstars eigentlich mit 27 sterben sollten, warum er heute bei Konzerten besser durchhält als früher und warum es gut ist, was Madonna über "Pussy Riot" gesagt hat. Außerdem verrät er, was es mit den Botox-Gerüchten rund um sein faltenfreies Gesicht auf sich hat. Am 21. Oktober sind "die Ärzte" live in Linz.

Im September vor 30 Jahren gaben die Ärzte ihr erstes Konzert, damals waren nur wenige Punks dabei. Songs wie "Schrei nach Liebe" oder "Zu spät" sind immer noch Dauerbrenner - selbst wenn Kritiker der Berliner Band um Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González gerne Kommerz und Dauerpubertät vorwerfen. Das aktuelle Album "auch" landete prompt wieder in den Charts. Schlagzeuger und Sänger Bela B fand zwischen den ausverkauften Konzerten in Graz und Wien und vor dem Linz-Konzert der "Besten Band der Welt" Zeit, über die schrägsten Sachen zu plaudern.

Bela B über das erste "Ärzte"-Konzert

"Das war damals im Besetzereck in Berlin, ein besetztes Haus in Kreuzberg. Wir sind da von Punks angemacht worden, weil die unseren Witz nicht verstanden haben."

... über Konzerte vor Massenpublikum und die alten Zeiten

"Ich finde gut, dass wir da angefangen haben, aber auch gut, wo wir jetzt sind. Wenn wir noch in solchen Clubs spielen würden, wären wir wohl so eine Feierabendkapelle."

... über seine Freundschaft zu Farin (Urlaub)

"Unsere Freundschaft war immer eng an die Musik gekoppelt. Wir sind vielleicht drei oder viermal gemeinsam verreist. Ins Kino oder Essen gehen tun wir heute noch. Probleme wälzen wir nicht unbedingt. Jeder ruft bei persönlichen Tiefs lieber andere Freunde an. Farin ist aber eine treue Seele, der sich regelmäßig nach einem Urlaub meldet. Er ist auch derjenige, der Postkarten schreibt - obwohl er das jetzt nicht mehr so häufig macht. Legendär war, dass er immer Postkarten gesucht hat, auf denen Kräne zu sehen waren. Dann hat er den Kran darauf eingekreist. Inhaltlich schrieben wir uns aber eher Quatsch."

... über seinen 50er

"Vor ein paar Jahren dachte ich, hm komisch, aber jetzt... Ich habe so viel Spaß am Musikmachen, an Musik anderer Leute und am Leben. Ich weiß nicht, warum ich Angst haben sollte. Die goldene 27 haben wir verpasst, das Alter in dem Rockstars anständigerweise sterben. Und das macht mir ehrlich gesagt nichts aus. Bei vielen Dingen, die ich heute mache, bin ich nicht sicher, ob ich das in den 80ern durchgehalten hätte. Ich mache mehr Sport, trinke und mache auch diverse andere ungesunde Dinge weniger. Du wirst aber irgendwann abgeklärter, bezweifelst deine eigenen Texte viel mehr. Das bewundere ich an jungen Bands, die ganz unbedarft total wichtige Sachen sagen können. Je älter du wirst, desto mehr zerdenkst du Dinge."

... über die Botox-Gerüchte

(lacht laut) "Ich weiß, es gehen so komische Gerüchte um, ich wäre geliftet und so ein Quatsch. Aber warum sollte ich mich liften lassen? Einem Mann stehen Falten doch ganz gut? Ich war überrascht, als ich hörte, dass das auch gegen Migräne eingesetzt wird. Da ich aber auch nicht migräneanfällig bin, kommt das für mich nicht infrage."

... über moderne Rebellen und Madonna

"Es ist heute leider alles kommerzialisiert, das Rebellentum, die Anti-Haltung ist Mode. Das waren Lebensentwürfe, die die Industrie aufgegriffen hat und nun geschickt nutzt. Das haben wir beim Punkrock auch schon mal erlebt. Ich singe nicht über ängstliche Spießer, sondern über Leute, die sich nicht trauen, für sich zu entscheiden und mit dem modischen Strom schwimmen."

"Wenn Musiker überzeugend politisch agieren wollen, sollten sie die Fans zur Selbstbestimmung auffordern. Ich finde aber gut, dass Madonna in Russland Partei für die Musikerinnen von Pussy Riot ergriffen hat. Man will jemanden mundtot machen, indem man sagt, er hat davon keine Ahnung, oder die will nur für sich Werbung machen. Das ist doch immer das leichteste Argument. Jetzt reden alle über Menschenrechte in Russland. Und wenn das dadurch ausgelöst wurde, dass sich eine der bekanntesten Künstlerinnen der Welt dazu äußert, dann sehe ich da absolut keinen Ansatz zur Kritik."

... über die Gemeinsamkeit zwischen "Pussy Riot" und "die Ärzte"

"Schorsch Kamerun (Der Sänger der Band Die Goldenen Zitronen) hat dazu gesagt, dass er fast neidisch ist, dass man in Russland mit Musik noch so provozieren kann. Da geht es mir ähnlich. In unserer Kommerzkultur dient der Tabubruch nur noch den Medien. Wir waren damals ein bisschen stolz, wenn wir in den 80ern Demonstrationen vor unseren Konzerten ausgelöst haben. Ich fand es super, mich antikonform zu fühlen."

APA/red.