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Belgiens König Albert II. dankt ab, Sohn folgt nach

Heute Redaktion
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Bild: DIDIER LEBRUN / POOL (PHOTONEWS POOL)

Belgiens König Albert II. dankt ab. Das Staatsoberhaupt kündigte am Mittwochabend in einer Ansprache in Radio und Fernsehen an, das Amt zum 21. Juli niederzulegen. Nachfolger werden soll sein ältester Sohn, Prinz Philippe. Heute.at hat die Infos über den Thronnachfolger. Belgiens künftiger König kann sich auf Kritik aus Flandern einstellen.

Der 79-jährige Monarch gilt nach fast 20 Jahren auf dem Thron als amtsmüde. Spekulationen über einen Rückzug kursierten bereits seit längerer Zeit in Belgien. Doch nun dankte er tatsächlich ab.

Die Zeit sei gekommen, um "die Fackel weiterzureichen", sagte der 79 Jahre alte Monarch unter Verweis auf sein Alter. Es sei eine Frage des Respekts vor den politischen Institutionen und dem Volk, das Amt aufzugeben, wenn er es nicht mehr mit voller Kraft ausfüllen könne, fügte er hinzu. Zugleich bedankte sich der Monarch bei seinem Volk für das Vertrauen, das es ihm in seiner Regentschaft entgegengebracht habe.

Der König hatte am Nachmittag wichtige Regierungsmitglieder getroffen. Thronfolger ist der älteste Sohn von Albert und seiner Frau Paola, der 53-jährige Prinz Philippe.

Er gilt als Symbol des föderalen Belgien, in der langen Regierungskrise der Jahre 2010-2011 im Sprachenstreit zwischen Wallonen und Flamen spielte er eine wichtige Rolle als Vermittler. Die Monarchie und Belgiens föderaler Staatsaufbau werden von der stärksten Partei des Landes, der Neu-Flämischen Allianz, infrage gestellt. 2014 wird in Belgien wieder gewählt.

Rücktritt wegen Skandal?

Unklar ist, ob die Angelegenheit in Zusammenhang . Delphine Boel, die sich als Tochter von Staatsoberhaupt Albert II. bezeichnet, will sich in die royale Familie einklagen. Über ihren Anwalt zitierte sie den Monarchen (79) sowie dessen Kinder Prinz Philippe (53) und Prinzessin Astrid (51) vor ein Brüsseler Gericht, um genetische Informationen von ihnen zu erzwingen. Die Frau wolle nachweisen, dass sie Tochter des Souveräns sei.

Erst am 30. April hatte in den benachbarten Niederlanden Königin Beatrix den Thron ihrem Sohn Willem Alexander übergeben. Schon nach der Ankündigung ihres Thronverzichts vor sechs Monaten war spekuliert worden, dass Albert dem Beispiel bald folgen könnte.

So tickt der zukünftige König:


Philipp von Belgien heißt mit vollem Namen Philippe Léopold Louis Marie
Er wurde 1960 in Brüssel geboren
Er hat zwei Geschwister, Prinz Laurent und Prinzessin Astrid
Er ist der älteste von und hat somit Anspruch auf den Thron
1987 schloss er seine Matura ab und besuchte dann die königliche Militärsschule - in dieser Zeit wurde er Kampfpilot
Danach ging er nach Oxford und nach Stanford, 1985 schloss er in politischen Wissenschaften mit Masters of Art ab
Er hat bereits einige offizielle Aufgaben vom Vater übernommen - er leitet unter anderem Wirtschaftsmissionenist
Der zukünftige König ist mit Gräfin Anna Maria dÚdekem dÁcoz verheiratet
Das Paar hat vier Kinder


Auf der nächsten Seite finden Sie, wieso sich Belgiens künftiger König auf Kritik aus Flandern einstellen sollte...Der künftige König der Belgier, der 53 Jahre alte Prinz Philippe, wird sich auf dem Thron erst den Respekt erarbeiten müssen, den sein Vater genießt. Zwar hat Philippe die Rolle des enfant terrible seinem jüngeren Bruder Prinz Laurent überlassen. Doch ist er nicht so beliebt wie sein aus dem Amt scheidender Vater Albert II. Das könnte schon im kommenden Jahr eine schwere Hypothek sein, wenn die Monarchie im Wahlkampf neue politische Angriffe aus Flandern über sich ergehen lassen muss.

Muss im Streit vermitteln

Vor allem muss er über dem traditionellen Streit zwischen flämischen und französischsprachigen Belgiern stehen und in Krisen vermitteln. Flamen und Frankophone bekriegen sich politisch immer wieder, etwa über Finanztransfers oder die Kompetenzen der Gliedstaaten. Es ist offen, wie gut Philippe diese Aufgabe meistern wird.

Bisher hat er seine Meriten vor allem beim Militär erworben, eine typische Laufbahn für einen Thronfolger. Philippe wurde als Kampfpilot ausgebildet, als Fallschirmspringer und Kommandosoldat. Besucht hat er auch zwei der besten Universitäten der Welt, die englische Hochschule in Oxford und Stanford in den USA. Trotzdem wirkte er in der Öffentlichkeit lange in sich gekehrt und unbehaglich.

Als 1993 sein Onkel König Baudouin starb, sahen einige schon damals Philippe auf dem Thron. Aber das politische Establishment findet ihn noch zu unreif. Stattdessen tritt sein Vater als Albert II. das Amt an. In dessen zwanzig Jahren Regentschaft bereitet sich Philippe weiter vor. Er gewinnt dem Anschein nach an Selbstbewusstsein, lässt sich einen Bart wachsen und führt zahlreiche Reisen von belgischen Wirtschaftsdelegationen in der Welt an.

Kein diplomatisches Geschick

Doch sein diplomatisches Geschick lässt noch immer zu wünschen übrig - so sehen es zumindest die Flamen, die insgesamt der Monarchie weniger zugetan sind. Ein Tabu scheint gebrochen, als Philippe die Neu-Flämische Allianz kritisiert, die für ein autonomes Flandern und damit das Ende des Königreiches eintritt. Damit breche er das Gebot der politischen Neutralität, wird ihm vorgeworfen. Gerade weil sein Vater Albert es vergleichsweise gut geschafft hat, die unterschiedlichen Parteien immer wieder an einen Tisch zu bringen, lastet auf ihm nun ein schweres Erbe.

Die Feuerprobe könnte schon bald bevorstehen. Im kommenden Jahr wird in Belgien ein neues Parlament gewählt. Für den Wahlkampf wird mit einem Aufflammen der verbalen Angriffe aus Flandern auf Belgiens politisches System gerechnet. Dann stünde Philippe gewollt oder ungewollt immer mit in der Kritik. Der neue König muss ganze Arbeit leisten, wenn er einst eine Premiere feiern will. Mit Prinzessin Mathilde hat er vier Kinder, das Älteste ist die 2001 geborene Elisabeth - sie wäre der Thronfolge nach dereinst die erste Königin der Belgier.