Musik

Belle and Sebastian – damit haben Fans nicht gerechnet

Die schottische Kult-Band überrascht ihre Fans mit dem zweiten Album binnen neun Monaten. "Late Developers" erscheint am Freitag.

Jochen Dobnik
<strong>Belle and Sebastian</strong> veröffentlichen ein neues Album.
Belle and Sebastian veröffentlichen ein neues Album.
Beggars Group

Wer die schottische Indie-Band liebt, für den war "A Bit of Previous" von 2022 ein kleines Geschenk. Belle and Sebastian haben uns bereits eine Fülle von Klassikern geschenkt, so dass man angesichts des Outputs des letzten halben Jahrzehnts, verstreut über EPs, Soundtracks und ein Live-Album, annehmen könnte, es sei nichts mehr im Tank und es sei an der Zeit, den Tourbus für ein paar Album-Jubiläumsshows anzuwerfen. Irrtum!

Am Freitag folgt mit "Late Developers" ein weiteres Album aus denselben Sessions.

Wie sich herausstellt, verbrachte die Band die trostlosesten Zeiten der Pandemie miteinander, nutzte die Situation und die Einsamkeit für neue Musik. Sie verwandelten diese Energie in Freude und in einen Herzschmerz, der jeden Moment durchschimmert. Als Zentrum diente ein Raum, der früher eigentlich für den Versandhandel bestimmt war und nun die neue Kreativzelle der Band ist.

Dabei fühlt sich das neue Album "Late Developers" nicht wie eine Sammlung von weniger guten Songs an, die nicht gut genug waren, um auf das erste Album zu kommen. Vielmehr ist es ein Beweis für die ungezügelte Kreativität, die die Band während der Aufnahmen entfachte und die das letzte Album nun ergänzt.

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Beggars Group

Während man in einer Album-Info gerne versucht, Musik mit markigen Worten zu beschreiben, entzieht sich "Late Developers" den Genres und schwebt zwischen den Welten.

Beobachter und Geschichtenerzähler

Die schottische Indie-Band hatte schon immer ein Händchen dafür, Musik und Texte so zu kombinieren, dass sie die chaotische Welt der menschlichen Empfindungen perfekt einfangen – ein Soundtrack des Lebens. Und es gibt eine gewisse Leichtigkeit auf "Late Developers“, die einen daran erinnert, dass man hier den Experten in Sachen Gefühlswelten zuhört. Stuart Murdoch ist einfach ein meisterhafter Beobachter und Geschichtenerzähler.

Es ist bemerkenswert, dass eine Band mit einer derart langen Karriere Musik machen kann, die sich nicht nur unmittelbar anfühlt, sondern auch zwei aufeinanderfolgende Alben, die klingen, als wären Belle and Sebastian auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. "Late Developers" ist ein überzeugendes Beispiel dafür, dass die Band stets auf der Suche nach der perfekten Melodie ist, um uns immer wieder aufs Neue zu verzaubern und um klarzumachen, warum wir uns damals auf den ersten Blick in diese Band verliebt haben.