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Ben Stiller im Interview über seinen neuen Film

Heute Redaktion
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Am 1. Jänner kommt "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" in die österreichischen Kinos. Vorab gewährte Regisseur und Drehbuchautor Ben Stiller einen Einblick in seinen Film. Im Interview spricht er über Tagträume, Selbstverwirklichung und Kopfkino.

Am 1. Jänner kommt in die österreichischen Kinos. Vorab gewährte Regisseur und Drehbuchautor Ben Stiller einen Einblick in seinen Film. Im Interview spricht er über Tagträume, Selbstverwirklichung und Kopfkino.

Wovon handelt ?

BEN STILLER: Walter ist für das Kategorisieren von Negativen für das LIFE Magazin verantwortlich. Er kümmert sich um die Fotos, die von den Fotografen eingeschickt werden. Er arbeitet punktgenau, seine Arbeit bedeutet ihm sehr viel. Ihm wird ein wertvolles Negativ von Sean O’Connell (), weiß aber nicht recht, wie er mit ihr in Kontakt treten soll. Dort fängt die Reise an.

Was ist Walter Mitty für ein Typ?

BEN STILLER: Sein Leben ist ganz ok. Er lebt nur nicht das erfüllte Leben, das er sich immer vorgestellt hat und hat sich damit schon lange abgefunden. Aber als er Cheryl trifft, öffnet sie etwas in ihm, das er für sich nutzen will. Er muss auch damit klarkommen, möglicherweise den Job zu verlieren. Das alles drängt ihn dazu, einen entscheidenden Schritt zu wagen, ein großes Risiko einzugehen. Zur selben Zeit muss er sich auch um seine Mutter (Shirley MacLaine) und seine Schwester () kümmern. Er war noch ein Teenager, als sein Vater starb, und hat seitdem die Verantwortung in der Familie übernommen. Er hat jede Menge Vorstellungen von seinem Leben, die sich nie erfüllt haben. Am Ende begibt er sich auf eine Reise, die er schon vor langem hätte machen sollen.

Warum wollten sie, dass Cheryl von Kristen Wiig gespielt wird?

BEN STILLER: Kristen ist eine großartige Komödien-Schauspielerin. Ich wusste das sofort, als ich sie das erste Mal bei "Saturday Night Live" sah. Sie ist WIRKLICH großartig. Ich wollte sie als die Frau, die einen Draht zu Walter findet, weil die Zuschauer wirklich etwas mit ihr anfangen können. Die Zuschauer mögen sie. Sie ist ein guter Mensch, aber auch ein vielschichtiger mit ungeahnten Tiefen. Sie ist auf eine natürliche Weise witzig, und ich wollte sie in etwas sehen, das ein wenig anders ist. Ich dachte, die Zuschauer würden sich wünschen, dass Walter und sie zusammenkommen. Außerdem ist sie eine sehr feinsinnige Schauspielerin. Ich habe es genossen, mit ihr zusammenzuarbeiten, weil sie die Fähigkeit hat, so weit zu gehen wie du es von ihr verlangst, es aber genießt, diese Fähigkeit nicht hervorzukehren.

Der Film hat mit der Version von Danny Kaye aus dem Jahr 1947 nichts zu tun, oder?

BEN STILLER: Ich dachte mir, es wäre sehr schwierig, ein Remake des Films von Danny Kaye zu machen, weil er so fantastisch war. Es war eine Musik-Komödie und ist in einer Ära entstanden, die die besten Filme dieses Genres hervorgebracht hat. Steve Konrad (der Drehbuchautor) hatte einen anderen Ansatz, zu dem, wie ich hoffe, nicht nur ich, sondern auch unsere Zuschauer einen besseren Bezug haben. Im Film geht es nicht nur um einen Kerl mit verrückten Tagträumen. Es geht um einen Kerl, der versucht, einen Draht zu sich selbst zu finden. Ich mochte die Idee, dass ein Typ einfach aus der realen Welt aussteigt, um eine Veränderung herbeizuführen.

Der Film ist voller kultureller Anspielungen, wie beispielsweise das LIFE-Magazin-Cover mit John Lennon. Bedeuten ihnen alle dieser Anspielungen etwas?

BENS TILLER: Ja, sie sind alle persönlich. Wir wollten, dass die Wand, an der Walter vorbeiläuft - die mit allen LIFE-Magazin-Covern - eine Geschichte erzählt, die mit ihm und seinem Wagnis zu tun hat. Da gibt’s eine startende Rakete und eine riesige Welle und noch Charlton Heston mit den zehn Geboten in der Hand. Es sind Anspielungen auf große Momente und einige meiner persönlichen Helden, wie etwa Martin Luther King Jr. und John Lennon, Leute die mutig genug waren, ihr Ding durchzuziehen.

Warum, denken sie, spricht die Kurzgeschichten-Vorlage von James Thurber die Leute immer noch an?

BEN STILLER: Sie ist wundervoll geschrieben und hat einen melancholischen Unterton. Ich wollte diese Melancholie in den Film übernehmen. Es geht um die Idee, dass wir alle so viel in uns haben, von dem niemand weiß. Innen drin sind wir alle Helden, die unerkannt bleiben. Walter sieht so viel, das niemandem auffällt, und ich dachte, das wäre eine schöne Idee.

Aber sie sind überaus erfolgreich, was man von Walter Mitty nicht behaupten kann.

BEN STILLER: Sehen sie, ich habe wirklich großes Glück und ich bin dankbar für das, was das Leben mit gegeben hat, vor allem für meine Familie. Zudem hatte ich das große Glück, mich kreativ ausleben zu dürfen. Ich denke aber, jeder führt ein Leben in seinem Kopf, das sich von seinem echten unterscheidet. Es gibt immer eine andere Geschichte, die in uns drin abläuft. Es gibt immer solche Momente im Leben, wo man sagt: "Ich wünschte das würde mir gehören, ich wünschte ich hätte das gemacht". Ich bin mir sicher, dass jeder diese Erfahrung bereits gemacht hat, egal wie erfolgreich er sein mag. Ich denke auch, dass es noch so viel gibt, was ich tun und entdecken möchte. Ich hatte daher einen sehr persönlichen Bezug zur Geschichte.

In welcher Hinsicht wären sie gerne anders?

BEN STILLER: Ich wünschte, ich wäre lockerer, und meine Frau hat gestern wortwörtlich zu mir gesagt: "Du solltest lockerer sein und alles ein wenig mehr genießen." Ich weiß nicht, ob es in meiner DNA liegt, dass ich so sein kann. Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung für mich.