Welt

Berlin-Anschlag, weil Täter nicht ausreisen durfte

Anis Amri fuhr mit einem Lkw in einen Weihnachtsmarkt. Das Motiv? Er durfte nicht zu seinen IS-Freunden reisen.

Heute Redaktion
Teilen
Anis Amri verübte das Attentät auf einen Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016.
Anis Amri verübte das Attentät auf einen Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016.
Bild: keine Quellenangabe

Bei dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz im Dezember 2016 starben insgesamt 12 Menschen, Dutzende weitere wurden verletzt.

Der Attentäter, Anis Amri, wurde nach kurzer Flucht an seinem 23. Geburtstag in Italien von Polizisten erschossen. Die Berliner Behörden ermitteln noch immer zu seinen Motiven.

Ausreise gescheitert

Wie der "Spiegel" berichtet, soll eine gescheiterte Ausreise aus Deutschland der Auslöser für das Attentat gewesen sein.

Amri, der sich nach einer kurzen Zeit als Drogendealer plötzlich wieder für Religion interessierte, wollte am 30. Juli 2016, wenige Monate vor dem Terroranschlag, aus Deutschland ausreisen. Die Bundespolizei stoppte den Fernbus in die Schweiz, in dem er saß und sperrte ihn übers Wochenende ein.

Seit Jahren lassen die Sicherheitsbehörden keine islamischen Gefährder mehr in andere Schengen-Staaten ausreisen, deshalb wurde Amri festgehalten.

"Warum muss ich hierbleiben?"

In der Haft prüfte die Polizei sogar, ob man Amri in seine Heimat Tunesien abschieben kann. Das ging aufgrund fehlender Passersatzpapiere nicht - obwohl er doch selbst gehen wollte. "Ich will von mir aus ausreisen. Warum muss ich hierbleiben?", fragte er bei der Einvernahme.

Angst vor dem Gefängnis

Seine Angst war, wegen seiner Drogendelikte ins Gefängnis zu müssen. Nach seiner gescheiterten Ausreise radikalisierte sich Amri noch mehr. Im Oktober schwor er IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi die Treue, seinen IS-Kontakten schrieb er: "Ich will zu Euch."

Statt zu seinen Freunden vom "IS" zu reisen, bekam er von seinem Terror-Mentor ein 143-seitiges Dokument mit dem Titel "Die frohe Botschaft zur Rechtleitung für diejenigen, die Märtyreroperationen durchführen". Darin standen Vorschläge für verschiedene Anschläge. Unter anderem auch: Einen Lkw in eine Menschenmenge steuern. Das tat Amri dann auch.

(red)