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Berlin erwägt wegen Timoschenko EM-Boykott

Heute Redaktion
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Bild: CAROLINE SEIDEL (DPA)

Medienberichten zufolge will die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ihren Ministern empfehlen, nicht zu EM-Spielen in der Ukraine zu reisen, wenn die inhaftierte Politikerin Julia Timoschenko bis dahin nicht freigelassen worden ist.



Der Spiegel berichtete, dass Merkel den Ministern nahe legen wird, nicht in die Ukraine zu reisen, sollte die in Haft erkrankte Politikerin bis zu dem in knapp sechs Wochen beginnenden Turnier nicht freigelassen worden sein. Das deutsche Bundespresseamt wollte sich zu dem "Spiegel"-Bericht nicht äußern. Auch Russland kritisierte den Umgang mit Timoschenko.

Entsetzen in der Politik
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich entsetzt über die Behandlung der Politikerin. Die Widersacherin von Präsident Viktor Janukowitsch befindet sich nach eigenen Angaben seit dem 20. April im Hungerstreik. Angesichts der rechtsstaatlichen Situation in der Ukraine will der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck einer Konferenz zentraleuropäischer Staatschefs Mitte Mai im ukrainischen Jalta fernbleiben. Auch Bundespräsident Heinz Fischer habe bereits vor drei Wochen "aus terminlichen Gründen" seine Teilnahme an dem Treffen auf der Krim abgesagt, wie Fischers Sprecherin Astrid Salmhofer gegenüber der APA bestätigte.

Laut Spiegel sagte der slowenische Präsident Danilo Türk seinem ukrainischen Kollegen Viktor Janukowitsch ebenfalls ab. Keine Entscheidung trafen demnach bisher die Staatschefs Estlands und Lettlands, Toomas Hendrik Ilves und Andris Berzins. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Freitag betont, müsse die nötige medizinische Behandlung erhalten. Deutschland bietet eine Behandlung Timoschenkos durch Spezialisten der Berliner Charite an, die Timoschenko bereits in der Ukraine untersucht hatten.

Ganz Europa blickt in die Ukraine
Die Frage, ob Merkel zur Fußball-Europameisterschaft in die Ukraine reisen werde, ließ Seibert offen. Bei der Entscheidung werde die weitere Entwicklung im Fall der Anführerin der gegen Janukowitsch gerichteten Orangenen Revolution von 2004 berücksichtigt. Sollte die Ukraine hart bleiben, fordert auch der SPD-Chef Sigmar Gabriel alle Politiker zu einem Boykott der EM-Spiele in der Ukraine auf. Die Ukraine trägt die am 8. Juni beginnende Fußball-Europameisterschaft gemeinsam mit dem Nachbarn Polen aus.

APA/red