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Berliner Museum feiert Terroristen als Märtyrer

Eine Kunstausstellung stellt die Attentäter des Bataclan und 9/11 auf eine Stufe mit Martin Luther King, Sokrates und Maximilian Kolbe.

Heute Redaktion
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Ein Teil der Ausstellung
Ein Teil der Ausstellung
Bild: EPA

Das selbsternannte Künstler gerne provozieren, wenn sie sonst keine wirklichen Leistungen hervorbringen können, ist bekannt. Doch diese Ausstellung im Berliner "Haus Bethanien" sorgt sogar für diplomatische Verstimmungen mit Frankreich. Die Botschaft ihn Berlin nannte sie "zutiefst schockierend".

Das dänische Künstlerkollektiv "Das andere Auge des Tigers" zeigt im "Märtyrer-Museum" Porträts von 20 Personen, die "für ihre Überzeugungen gestorben sind".

Da findet sich etwa der ermordete schwarze US-Bürgerrechtler Martin Luther King. Oder der altgriechische Philosoph Sokrates, der sich trotz der Möglichkeit zu fliehen, seinem Todesurteil wegen Missachtung der Götter stellte. Oder der polnische Priester Maximilan Kolbe, der im KZ Auschwitz freiwillig für einen Mithäftling mit Familie in den Hungerbunker zum Sterben ging. Er wurde von Papst Johannes Paul II. sogar zum Heiligen erklärt.

Doch daneben steht auch Mohammed Atta, der eines der Flugzeuge am 11. September 2001 in das World Trade Center in New York gelenkt hatte. Oder die Tschetschenin Dzhanet Abdullayeva, die 2010 bei einem Selbstmordattentat in der Moskauer U-Bahn 40 Menschen tötete. Und Ismael Omar Mostefai, der 2015 mit Komplizen die Pariser Konzerthalle Bataclan stürmte und 90 Besucher erschoss.

Protestschreiben

Neben zahlreichen Besuchern zeigte sich auch die französische Botschaft empört und verfasste ein Protestschreiben: "Eine solche Sichtweise ist zutiefst schockierend. Obwohl wir erneut betonen, dass uns die Freiheit des künstlerischen Schaffens am Herzen liegt, prangern wir diese Vermischung von Märtyrertum und Terrorismus mit Nachdruck an."

Und weiters: "Die Botschaft hat die zuständigen deutschen Behörden über die Bestürzung seitens der Verbände der Anschlagsopfer sowie ihrer Familien und Angehörigen in Kenntnis gesetzt."

Künstler

Der Veranstalter der Ausstellung, der von Steuergeld finanzierte Verein "Nordwind, sowie die dänischen Künstler erklärten darauf, dass man Gewalt und Terror zwar ablehne, allerdings aufzeigen wolle, wie dehnbar der Begriff "Märtyrer" sei: "Alle Märytrer erhielten diese Bezeichnung von einem Staat, einer Religion oder einer Organisation."

Das Berliner Rathaus distanzierte sich bereits von dem Projekt und erklärte, dass man es weder unterstütze noch hätte man es finanziell unterstützt. (jm)

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