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Berlusconi soll Zeugen gekauft haben
Der italienische Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi soll Zeuginnen im sogenannten Ruby-Prozess beträchtliche Geldsummen überwiesen haben. Wie aus Ermittlungen der Mailänder Staatsanwälte hervorgeht, soll der Medienzar den beiden Zwillingen und Showgirls Eleonora und Imma De Vivo 72.000 Euro geschenkt haben.
Das Geld sei auf ein Bankkonto des Vaters der beiden jungen Frauen geflossen, die als Zeuginnen am Ruby-Prozess gegen den Ex-Premier teilnehmen, berichtete die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera am Donnerstag. Der 75-jährige Berlusconi steht wegen Sex mit der minderjährigen Marokkanerin "Ruby" und Amtsmissbrauch in Mailand vor Gericht. Die Ausbeutung und Förderung der Prostitution Minderjähriger ist in Italien strafbar.
Das Geld wurde im vergangenen Juli und im Oktober überwiesen, als der Prozess schon seit einigen Monaten im Gange und Berlusconi noch als italienischer Premier im Amt war. 55.000 Euro soll Berlusconi im vergangenen Oktober und im November außerdem auf das Bankkonto der Regionalpolitikerin Nicole Minetti überwiesen haben. Gegen Minetti läuft ein zum Ruby-Prozess parallel laufendes Verfahren wegen Beihilfe zur Prostitution.
Anwalt: Ex-Premier "wollte nur helfen"
Berlusconis Rechtsanwalt Nicolo Ghedini erklärte, dass sein Mandant den drei Frauen das Geld als Geschenk überwiesen habe. "Das ist nicht illegal", versicherte der Anwalt. Er sei absolut haltlos, dass Berlusconi Zeuginnen in dem gegen ihn laufenden Verfahren beeinflussen wolle. "Berlusconi ist ein freigiebiger Mensch. Er hat lediglich Personen helfen wollen, die wegen des Medienrummels um den Fall Ruby in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind", so der Rechtsanwalt.
Berlusconi wird beim Ruby-Prozess Sex mit der 2010 minderjährigen Marokkanerin Karima el Marough vorgeworfen. Er wird auch des Amtsmissbrauchs beschuldigt, weil er das Mädchen mit einem Anruf bei der Polizei aus deren Gewahrsam befreit haben soll. Er habe geglaubt, dass sie die Nichte des damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak sei und dann diplomatische Probleme mit Ägypten vermeiden wollen, hatte er gesagt. Berlusconi bestreitet strafbare Handlungen.