Österreich

Beschwerde kam von religionsloser Mutter

Heute Redaktion
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Nachdem sich eine konfessionslose Mutter in Wien über Kreuze im Klassenzimmer beschwerte, wurden diese entfernt. Beschwerden über religiöse Symbole kämen von Religionslosen und nicht von Andersgläubigen, so Eytan Reif von der "Initiative Religion ins Privatsache" gegenüber "Heute.at". Die Aufregung über die Aktion bleibt weiterhin groß.

Nachdem sich eine konfessionslose Mutter in Wien über Kreuze im Klassenzimmer beschwerte, wurden diese entfernt. Beschwerden über religiöse Symbole kämen von Religionslosen und nicht von Andersgläubigen, so Eytan Reif von der "Initiative Religion ins Privatsache" gegenüber "Heute.at". Die Aufregung über die Aktion bleibt weiterhin groß.

Eytan Reif von der "Initiative Religion ist Privatsache" erklärte gegenüber "Heute.at", dass die Beschwerde "nicht gegen Religion oder gegen das Christentum" gerichtet sei. Die Mutter, die sich beschwert hatte, sei selbst konfessionslos und habe auch nichts gegen Religionsunterricht, so Reif. Sie habe sich jedoch religiös bevormundet gefühlt, da das Kreuz das einzige religiöse Symbol im Klassenzimmer gewesen sei. Den Namen der betroffenen Schule wolle er nicht bekanntgeben: "Wir wollen nicht die Schule an den Pranger stellen."

Andersgläubige beschweren sich nicht

"Die Beschwerden, die bei uns eingehen, kommen ausschließlich von Menschen, die konfessionslos sind", erklärt Eytan Reif im Heute.at-Interview. Dass sich Muslime oder andere Andersgläubige über Kreuze in Klassenzimmern beschweren, "ist ganz und gar ein Märchen", so Reif. Auch seien diese nicht gegen die Religion selbst gerichtet, sondern lediglich gegen die Bevorzugung einer Glaubensrichtung in öffentlichen Schulen.

Bei der "Meldestelle" der Initiative würden noch einige ähnliche Beschwerden vorliegen, nicht nur über Kreuze, sondern vereinzelt auch über Morgengebete in Schulklassen. Er rechnet deshalb damit, "dass nun weitere Eltern ihr Recht auf Freiheit von Religion in öffentlichen Schulen einklagen werden".

Große Empörung

Fast 80 Prozent der "Heute"-Leser sind dagegen, dass Kruzifixe aus den Klassenzimmern verbannt werden. Auch bei den Leserbriefen ist die Empörung groß: "Ich bin zwar in keinster Weise gläubig, allerdings finde ich, wenn man die Kreuze abhängt weil Religion in der Schule nichts zu suchen hat, dann darf man dort auch kein Mädchen mit Kopftuch, keine Kinder mit div. Davidsternen etc. oder Kippa usw. da reingehen. Schliesslich sind das auch religiöse Symbole die dann dort nichts zu suchen haben!", schreibt etwa ein Leser.

Der Leser "papa4kids" schreibt: "Wie weit soll das noch gehen, wann ist es soweit, dass unsere kinder auch noch diverse Sprachen lernen müssen weil sich die Eltern aufregen, weil sie unsere Kinder und Lehrer nicht verstehen..."

Ein anderer Leser hingegen schreibt: "Bildung hat nichts mit Religion zu tun. Egal welche Religion, es hat in einer Schule einfach kein einziges religiöses Symbol an der Wand etwas zu suchen. Wir sind ein Land der Menschen nicht der Christen!"

Weniger als 50% der Schüler als Christen gemeldet

Bis zur Abhängung der Kreuze hat es laut Aussendung einiger Anstrengungen der Frau bedurft: Zunächst hätten ihr weder die Schuldirektion, noch der zuständige Schulinspektor mitteilen wollen, wie viele Schüler "als 'Christen' gemeldet" sind. Schlussendlich stellte sich heraus, dass das auf weniger als 50 Prozent der Kinder zutraf, wodurch laut der laizistischen Initiative "für das Anbringen von Kreuzen jegliche Grundlage fehlte" und die Kreuze schließlich abgehängt wurden.

Tatsächlich wird dieser Fall im Wiener Schulgesetz nicht explizit geregelt, hieß es aus Stadtschulrat und dem Büro von Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (S). Dort steht lediglich, dass an Pflichtschulen, an denen die Mehrheit der Schüler christlichen Religionsgemeinschaften angehört, in allen Klassen Kreuze aufzuhängen sind - wie im umgekehrten Fall vorzugehen ist, ist im Gesetz nicht festgehalten. Die Entscheidung darüber treffe der jeweilige Schulleiter. Häufig kämen solche Fälle aber nicht vor - es handle sich dabei um Ausnahmen.