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Bestätigt: Iran bildet Taliban-Kämpfer aus

Die Taliban gaben zu, dass iranische Spezialeinheiten Hunderte Krieger für den Kampf gegen die afghanische Regierung und den IS trainiert.

Heute Redaktion
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Kämpfer der Taliban im Bezirk Ghanikhel der afghanischen Provinz Nangarhar
Kämpfer der Taliban im Bezirk Ghanikhel der afghanischen Provinz Nangarhar
Bild: Reuters

Der Konflikt in Afghanisten zwischen der vom Westen gestützten Regierung und den radikalislamischen Taliban ist um eine gefährliche Facette reicher geworden, wie die "Times" herausgefunden hat.

Ein politischer Berater (38) der Taliban bestätigte in deren pakistanischem Hauptquartier Quetta Shura einem Journalisten der britischen Tageszeitung: "Das Trainings-Angebot des Iran war an zwei Bedingungen geknüpft: Dass wir unseren Fokus vermehrt auf Angriffe gegen amerikanische und NATO-Einrichtungen in Afghanistan richten, und dass wir mehr Einheiten dem Kampf gegen Daesh [Anm.: arabischer Schimpfname für den IS] widmen."

Der ehemalige Bombenbauer aus dem Bezirk Sangin präzisierte, dass die Gespräche zwischen den Taliban und dem Iran im Frühjahr begonnen hatten, als US-Präsident Donald Trump Vorbereitungen traf, den Atom-Deal mit dem Iran aufzukündigen. Die Taliban hätten daraufhin im Mai ihre besten Kämpfer für ein sechs Monate dauerndes Training in iranische Lager geschickt. Eines davon soll sich in der Provinz Kermanshah befinden; laut afghanischem Geheimdienst gäbe es aber weitere.

Taliban im Training erzählt

Der Iran habe den Taliban jeweils bis zu 300 Visa für Kämpfer aus jeder der 34 afghanischen Provinzen ausgestellt. Die "Times" sprach mit einem der Islamisten, der im Iran ausgebildet wird; er befand sich während des Interviews auf Heimaturlaub in Afghanistan für die Eid-Feierlichkeiten.

"Mein Training hat zehn Tage vor dem Ramadan in Kermanshah begonnen", erzählt der 25-Jährige Kommandant mit dem Decknamen Nawheed. Er wurde von der Führung der Taliban ausgewählt, um mit der "Times" zu sprechen. "Es befinden sich dort 500 bis 600 von uns in verschiedenen Stufen der Ausbildung. Wir lernen alles von Taktik, Führungsqualitäten, Rekrutierung bis zur Bombenherstellung und Waffentraining. Die Ausbildner sind allesamt iranische Spezialeinheiten, allerdings scheinen die meisten Paschtunisch [Anm.: eine afghanische Sprache] als Zweitsprache zu können. Sie tragen verschiedene Uniformen und behandeln uns sehr gut."

Diese Berichte decken sich mit Informationen des afghanischen Militärs und des Geheimdienstes, dass der Iran amerikanische Einrichtungen in ihrem Land angreifen wolle. Die Taliban selber drohen mit einer Eskalation des Konflikts in Afghanistan, falls die aktuellen Friedensgespräche mit der Regierung fruchtlos enden sollten.

Auch IS als Gegner

"Diese Beziehungen zum Iran sind viel neuer als jene zu Pakistan und es ist zu früh, sie zu bewerten", sagt Nawheed. "Aber wir sind damit zufrieden. Wenn die Ausbildung vorbei ist, werden wir zu unseren Einheiten in Afghanistan zurückkehren. Dann bestimmen natürlich unsere Kommandanten, gegen wen wir kämpfen."

Denn neben der afghanischen Regierung führen die Taliban auch einen bewaffneten Kampf gegen den IS. Diese Terrororganisation gehört nämlich der islamischen Strömung der Sunniten an, der Iran besteht jedoch aus den verfeindeten Schiiten. Dass die Taliban aber selbst extremistische Sunniten sind, ist ein weiteres Beispiel für den komplizierten Machtkampf in der Region.

Dazu gehört auch das doppelte Spiel, dass Pakistan offenbar treibt: Offiziell steht man auf Seiten der USA, allerdings werfen diese der Regierung in Islamabad vor, Terroristen wie die Taliban zu unterstützen – was die Taliban auch bestätigen. US-Präsident Trump hat deshalb im Jänner 350 Millionen Dollar Militärhilfe für Pakistan eingestellt.

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