Österreich

Bestatterin: "Der Tod braucht mehr Platz im Leben"

Sie inspirierte Erfolgs-Autor Bernhard Aichner zu seinen Brünhilde-Blum-Krimis. Nun schrieb Bestatterin Christine Pernlochner-Kügler selbst ein Buch.

Sandra Kartik
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Sa(r)g leise Servus: Christine Pernlochner-Kügler erzählt aus ihrem Leben als Bestatterin.
Sa(r)g leise Servus: Christine Pernlochner-Kügler erzählt aus ihrem Leben als Bestatterin.
Gerhard Berger

Sie hat sich dem Tod in all seinen Facetten verschrieben: Christine Pernlochner-Kügler ist Bestatterin und Thanatologin. Die Tirolerin gilt auch als Vorlage für Krimi-Heldin Brünhilde Blum in den Thrillern von Star-Autor Bernhard Aichner ("Totenfrau"). Nun hat die Anhängerin der "Death Positive"-Bewegung selbst ein Buch über den Tod geschrieben, durch den sie sich lebendiger fühlt: "Du stirbst nur einmal. Leben kannst Du jeden Tag".

Im "Heute"-Gespräch betont Pernlochner-Kügler nochmal: "Der Tod braucht mehr Platz im Leben". Dabei war das Thema Sterben und Tod anfangs zwar "fesselnd" für sie, aber auch beklemmend, wie für die meisten Menschen. "Ich habe im Laufe der Zeit gespürt, dass die Angst mit jedem Schritt der Konfrontation kleiner wurde". 20 Jahre später gibt es für die Bestatterin nur mehr wenig, dass sie schockt. In ihrem Buch beschreibt sie etwa den tödlichen Unfall eines fünfjährigen Mädchens kurz vor Weihnachten, der sie stark mitnahm. "Ich konnte einige Nächte nicht gut schlafen. Solche Belastungsreaktionen sind unangenehm, aber auch normal."

"Kinder haben keine Vorurteile gegenüber dem Tod"

Pernlochner-Kügler will den Tod enttabuisieren, schließlich ereilt er alle irgendwann. Deshalb ist es ihr wichtig, auch "Kinder von klein auf in das Thema einzubinden. Je praktischer ihr Wissen, desto weniger gruselig das Thema auch. Der Tod gehört zum Leben dazu. Kinder haben im Gegensatz zu Erwachsenen auch keine Vorurteile."

In ihrer täglichen Arbeit erlebt die Mama eines Sohnes Schönes und Schauriges. Bedeutend sei es immer, den Hinterbliebenen die Möglichkeit zu geben, sich von den Verstorbenen richtig zu verabschieden. "Wenn jemand stirbt, sind Menschen in den ersten Stunden im Schock. Es ist die Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens", schildert die Bestatterin. Für manche sei es besonders schwer, sie sind dann gar nicht ansprechbar.

"Die schwere Trauer hellt sich auf"

"Damit die Trauer aufbrechen kann, muss man erst realisieren, was passiert ist. Das tut weh, muss aber sein". Pernlochner-Kügler gibt Hinterbliebenen in ihrem Institut deshalb die Möglichkeit, nochmal richtig Abschied von ihren Liebsten zu nehmen. "Wir bereiten sie gut darauf vor. Dann haben sie zwei bis drei Stunden Zeit, wenn sie das möchten." Dazwischen kann in einem anderen Raum jederzeit Pause gemacht werden. "Dann löst sich der Schock. Die schwere Trauer hellt sich etwas auf. Die Hinterbliebenen können Gespräche führen oder Anekdoten erzählen."

Dieser Prozess, oder "gute Start", wie Pernlochner-Kügler sagt, sei heilsam. "Die Konfrontation mit dem Schmerz tut letztendlich gut. Beruhigungsmittel dämpfen und betäuben nur. Vermeidung heißt immer, dass keine Verarbeitung stattfinden kann. Dann kommt die Trauer irgendwann über den Körper heraus", weiß die Expertin.

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