Goalie Brückler bei "Heute"

Bester NHL-Knipser – Ovechkins Stern ging in Wien auf

Goalie-Ikone Bernd Brückler erinnert sich im "Heute"-Talk an einen besonderen WM-Moment vor 20 Jahren in Wien, analysiert Auftaktgegner Finnland.
Sebastian Klein
09.05.2025, 06:57
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Am Freitag beginnt für Österreichs Eishockeyteam in Stockholm die Weltmeisterschaft – mit einem echten Kracher gegen Finnland. Für Ex-Teamgoalie Bernd Brückler schließt sich dabei ein Kreis: Vor 20 Jahren bezwang ihn der heutige NHL-Rekordtorjäger Alexander Ovechkin in Wien beim WM-Debüt. Zwei Jahrzehnte später fiebert er im "Heute"-Talk dem Duell mit der Heimat seiner Kinder entgegen, analysiert Österreichs neue Nummer 1: den Finnen Atte Tolvanen.

Heute beginnt die WM für Österreich

🕓 16.20 Uhr: Auftakt gegen Finnland
📍 Gruppe B (Stockholm), insgesamt 7 Gruppenspiele
📺 Live in ORF 1
🎯 Ziel: Klassenerhalt
👀 Im Fokus: Marco Kasper (Detroit), Österreichs große NHL-Hoffnung
🌍 Weitere Gegner: Schweden (10. Mai, 16.20h), Slowakei (12. Mai, 16.20h), Kanada (15. Mai, 20.20h), Frankreich (16. Mai, 16.20h), Slowenien (18. Mai, 16.20h), Lettland (20. Mai, 12.20h)

Rückblick: Magischer WM-Auftakt in Wien

Wien, 30. April 2005. Die Wiener Stadthalle ist ausverkauft. Mehr als 10.000 Fans feiern eine besondere A-WM, die bisher letzte in Österreich. Es ist das Jahr des Lockouts in der NHL – wegen des Tarifstreits ruht der Spielbetrieb, die Superstars tummeln sich stattdessen auf den Eisflächen in Wien und Innsbruck.

Bernd Brückler steht im Tor. 24 Jahre jung, frisch aus Nordamerika (University of Wisconsin) zurück. Auf der anderen Seite des Eises steht eine russische Übermannschaft, gespickt mit NHL-Superstars: Pavel Datsyuk, Ilya Kovalchuk – und einem auf der internationalen Bühne noch nahezu unbeschriebenen Blatt: ein Teenager namens Alexander Ovechkin.

Alex Ovechkin mit getöntem Visier und schon in Wien mit jener Nummer, die ihm den Spitznamen "The Great Eight" einbringen soll.
Gepa

"In dem Moment war das einfach riesig. Ich war jung, es war mein erstes WM-Spiel. Und wir haben richtig gut mitgehalten", erinnert sich Brückler im "Heute"-Talk. Tatsächlich: Österreich liefert Russland ein Spiel auf Augenhöhe, liegt lange nur 1:2 zurück. Erst kurz vor Schluss fällt das 2:3 – und das 2:4 ist ein Empty Netter.

Ein Gegentor bleibt Brückler besonders im Gedächtnis: nach exakt 10:10 Minuten schlägt Ovechkin zum 0:1 zu. Die Vorarbeit liefert Evgeni Malkin, der die nächsten zwei Jahrzehnte in Pittsburgh als kongenialer Partner von Sidney Crosby prägen wird. Der künftige NHL-Superstar der Capitals zieht über links in den Slot, bezwingt Brückler aus kurzer Distanz.

"Natürlich hat man damals schon viel über Ovechkin gehört. Geredet wurde bei diesem Turnier aber über andere", so Brückler. "Dass der mal der beste Torschütze der NHL-Geschichte wird? Das konnte keiner voraussehen." 20 Jahre später: In der Nacht des 6. April 2025 knackt Ovechkin den vermeintlichen Rekord für die Ewigkeit, hängt NHL-Rekordtorjäger Wayne Gretzky mit seinem 895. Tor im Grunddurchgang ab.

Bernd Brückler

Geboren: 26. August 1981, Graz

🥅 Position: Goalie

🇺🇸 2001 von den Philadelphia Flyers in der fünften Runde an Nummer 150 gedraftet, spielte nie in der NHL

👨🎓 College-Hockey auf Top-Niveau (NCAA) für die University of Wisconsin

🐺 Hartford Wolf Pack (AHL): Farmteam der New York Rangers

🇫🇮 Espoo Blues (FIN): Erste Europa-Station, großer sportlicher Durchbruch in der Liiga mit Top-Werten

🇷🇺 Torpedo Nizhny Novgorod (KHL), später Sibir Novosibirsk (KHL): Einer der ersten österreichischen Spieler in der KHL, der zweitbesten Liga der Welt.

🏆 Österreichischer Meister mit Salzburg (2015)

🇦🇹 Brückler stand bei vier A-WMs im österreichischen Tor, startete in zwölf Spielen.

20 Jahre später, neues ÖEHV-Kapitel

Nun, zwei Jahrzehnte nach diesem historischen Spiel, startet Österreich erneut in eine WM – wieder gegen einen ganz Großen. Diesmal heißt der Auftaktgegner: Finnland. Brückler kennt das Land wie kaum ein anderer. Er spielte einst für die Espoo Blues, feierte dort den Profi-Durchbruch – und gründete im Norden eine Familie. Seine drei Kinder leben noch heute in Finnland, die Liebe zum Eishockey hat er ihnen mitgegeben.

Bernd Brückler und Nachwuchs bei der Meisterfeier 2015 mit Salzburg.
Gepa

Für den Auftakt am Freitag (16:20 Uhr) erwartet er einen harten Test. Ein Hoffnungsträger wird dabei im Tor erwartet: Atte Tolvanen, gebürtiger Finne, der pünktlich zur WM für Österreich spielberechtigt und einer von drei Keepern im ÖEHV-Kader ist.

"Was Tolvanen in Salzburg geleistet hat, ist unfassbar", lobt Brückler. "Mehrere Meistertitel, MVP, immer da, wenn es drauf ankam – ein Fels in der Brandung."

Kann ein einziger Goalie Österreichs Nationalteam auf ein neues Level heben? Brückler sagt ja – mit Einschränkungen: "Tolvanen ist ein Top-Torhüter. Aber das Nationalteam ist eine ganz andere Situation. In Salzburg hast du selten 50 Schüsse pro Spiel bekommen. Bei einer WM kann dir das schnell passieren. Ob er das dort genauso konstant abrufen kann, wird man sehen." Wichtig sei der Konkurrenzkampf: "Hinter Kickert und Madlener klaffte in den letzten Jahren eine Lücke. Jetzt gibt’s wieder Tiefe."

Kasper, Rossi – und der lange Weg zurück

Mit Marco Kasper stößt in Stockholm ein weiterer Hoffnungsträger zum Team. "Ein Ausnahmetalent. So einen hatten wir lange nicht mehr." Gemeinsam mit NHL-Kollege Marco Rossi repräsentiert Kasper eine neue Generation – eine, die Brückler Hoffnung macht: "Man kann stolz sein, was das Nationalteam in den letzten Jahren geleistet hat."

Zwar gab es zwischen der Ära Vanek-Raffl-Grabner und der heutigen Generation ein Tal – doch Coach Roger Bader hat viel richtig gemacht. "Die Konstanz auf der Trainerbank hat geholfen. Er kennt die Mannschaft, holt jedes Mal das Maximum raus."

Kasper hat sich im Frühjahr durch Top-Leistungen bei Detroit als Zweitlinien-Center hinter Star Dylan Larkin festgespielt. Rossi glänzte im Grunddurchgang bei den Minnesota Wild als zweitbester Scorer, war lange in der ersten Linie gesetzt. Im Playoff gab es zuletzt die Degradierung in die vierte Linie. Sein Vertrag läuft aus. Jetzt pokert Rossi mit den Wild und womöglich weiteren Interessenten um Millionen. Daher fehlt er Österreich trotz des Erstrundenaus der Wild gegen Vegas bei der WM.

Systemische Probleme bleiben

Trotzdem sieht Brückler strukturelle Probleme im österreichischen Eishockey – vor allem in der heimischen Liga. Zu viele Legionäre, zu wenige Chancen für den eigenen Nachwuchs, in wichtige Rollen zu wachsen. Nirgends wird das deutlicher, als auf seiner Ex-Position im Tor. "In manchen Teams laufen 15 bis 20 ausländische Spieler auf. Wenn’s nicht passt, wird getauscht – und tschüss." Vorbilder wie in England, wo Spieler nach zehn Jahren im Klub ein Abschiedsspiel mit allen Einnahmen erhalten, könnten helfen, die Identifikation zu stärken. Auch die paneuropäische Ausrichtung der Liga mit Teams aus Ungarn, Slowenien oder Italien sieht er kritisch: "Es fehlt an Stabilität. Die Regeln sind in jedem Land anders."

Ein 16 Jahre alter, finnischer TV-Beitrag über Bernd Brückler – damals Star der Espoo Blues:

Ein Sport, der mehr verdient hätte

Bernd Brückler hat viel erlebt – als Legionär, Nationalkeeper, heute als Spieleragent und Veranstalter des größten europäischen Nachwuchsturniers, den World Hockey Championships in Innsbruck. Umso mehr schmerzt es ihn, dass der Eishockeysport in Österreich oft unter dem Radar läuft: "Es ist eigentlich traurig, wie dieser Sport untergeht."

Und doch: Vor dem WM-Auftakt in Stockholm geben ihm Kasper, Tolvanen und die Leistungen der letzten Jahre Hoffnung. Es wartet ein starker Auftaktgegner mit deutlich mehr NHL-Erfahrung in den Beinen. Allein 345 Spiele (154 Scorer) davon gehen skurriler Weise auf das Konto eines gewissen Tolvanen. Eeli Tolvanen, der vier Jahre jüngere Bruder des Neo-Österreichers Atte, der bei den Seattle Kraken jährlich 3,475 Millionen einstreift.

{title && {title} } sek, {title && {title} } Akt. 09.05.2025, 07:59, 09.05.2025, 06:57
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