Wien

"Wasserprobe für Regierung" – Betrüger wollen stehlen

Eine neue Betrugsmasche beunruhigt Bewohner in einem Wiener Mehrparteienhaus. "Heute" sprach mit einer mutigen Seniorin, die beinahe zum Opfer wurde.

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Birgit W.<em> (Name von der Redaktion geändert</em>) öffnete dem mutmaßlichen Betrüger die Tür.
Birgit W. (Name von der Redaktion geändert) öffnete dem mutmaßlichen Betrüger die Tür.
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Am frühen Nachmittag des vergangenen Mittwoch läutete es an der Adresse der 79-jährigen Pensionistin in feiner Lage in Wien-Währing. Eine Männerstimme mit leichtem slawischen Akzent erklärte Birgit W. (Name von der Redaktion geändert) via Gegensprechanlage, dass er vom "Wasserwerk" geschickt wurde. Weil ihr erster Gedanke war, dass es mit der derzeitigen Corona-Situation zu tun haben könnte, öffnete sie die Tür. Vor ihrer Wohnungstür tauchte ihren Angaben zufolge ein etwa 1,65 Meter großer Mann mittleren Alters mit hellblauen Augen auf. Er trug eine dünn gestrickte graue Haube, einen Rucksack und hielt ein Glas in der Hand. Auf die Frage, was er denn genau vorhabe, erklärte der Täter, dass er "im Auftrag der Regierung" eine Wasserprobe aus ihrem Badezimmer entnehmen müsse. 

"Heute" sprach mit Birgit W. über ihren Betrugs-Fall (Video unten).

Bakterien-Schmäh

Da schrillten bei der Wienerin die Alarmglocken! Birgit W. erwiderte, dass sie im Stiegenhaus keinen diesbezüglicher Aushang gesehen hätte. Sofort entgegnete der Schwindler, dass dies nicht notwendig sei. Misstrauisch gewährte sie dem mysteriösen Arbeiter dennoch Einlass in ihr Badezimmer. Dort füllte der Verdächtige aus dem Waschbecken ein paar Zentiliter Wasser in sein Glas und erklärte der verdutzten Frau, wie gefährlich Bakterien für die Lunge sein können. Möglicherweise wollte er sich in Wahrheit umsehen, ob aus der Wohnung Kostbares zu entwenden sei. Beim Smalltalk erzählte er Birgit W., dass er Slowake sei. Da sie ein mulmiges Gefühl hatte, folgte sie ihm bei seinen Handlungen auf Schritt und Tritt.

Dem potenziellen Gauner schien dies zu missfallen, weshalb er ohne Beute die Wohnung verließ. Danach versuchte er sein Glück ein Stockwerk darüber und gelangte bei einem weiteren Anwohner hinein. Als Birgit W. den Nachbarn anschließend auf den "Wasserwerk-Mann" ansprach, habe dieser den Besuch als rechtmäßig abgetan. Erst ihre Tochter habe sie am nächsten Tag darauf aufmerksam gemacht, dass sie wahrscheinlich einem Einschleichdieb zum Opfer gefallen sei. Die Gewissheit raubt ihr nun den Schlaf: "Ich darf nicht daran denken. Ich werde in der Nacht öfters wach und muss daran denken. Dann sehe ich dieses Mannderl wieder vor mir."

Star-Anwalt Niki Rast: "In meinen Augen ist das eine neue Betrugsmasche in Wien – nach den falschen Polizisten."
Star-Anwalt Nikolaus Rast
Star-Anwalt Nikolaus Rast
Denise Auer

Top-Anwalt Rast stellt klar

Sie kontaktierte ihren Rechtsanwalt Nikolaus Rast, der in ihrem Auftrag Strafanzeige gegen unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Wien erstattete. "In meinen Augen ist das eine neue Betrugsmasche in Wien – nach den falschen Polizisten. Der Täter hat behauptet, das Wasserwerk habe ihn geschickt. In Wien ist für solche Fälle aber kein Wasserwerk, sondern die MA 31 – Wiener Wasser – zuständig. Ein Mitarbeiter der MA 31 würde sich erstens mit einem Ausweis legitimieren und zweitens seinen Arbeitgeber richtig betiteln. Laut meiner Klientin hat er obendrein behauptet, die Regierung habe ihn beauftragt. Die Regierung regiert uns, aber würde ganz sicher niemanden vom Wasserwerk schicken", stellt der Star-Anwalt klar.

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