Szene
Beuteland - Die Millionengeschäfte krimineller Clans
Land: D, Genre: Gesellschaft + Soziales
Eine Kleingartenanlage in einer deutschen Großstadt. Hier hat die Angehörige einer Clan-Familie Lebensträume vernichtet. Die Kleingärtner wollten ihre Pachtgrundstücke kaufen, doch sie wurden einfach überboten. Die neue Eigentümerin der Kleingartenanlage lebt im Libanon, sie soll mit einem Clan-Chef verwandt sein. Nicht die einzige Immobilie, die sie erworben hat. Clans funktionieren wie Wirtschaftsunternehmen Der Film zeigt, arabische Clans sind nicht nur national, sondern international vernetzt. Sie funktionieren wie Wirtschaftsunternehmen. Gelder werden da angelegt, wo sie sicher sind und Gewinne erwartet werden. Das gilt auch für kriminell erwirtschaftetes Vermögen. Es wird in den legalen Wirtschaftskreislauf eingebracht und angelegt. Der deutsche Immobilienmarkt bietet dafür beste Möglichkeiten und das schon seit langem. Die Berliner Oberstaatsanwältin Petra Leister ermittelt seit Jahren gegen kriminelle Clans in der Hauptstadt. Sie stellt fest, dass es schon seit geraumer Zeit "zu Firmengründungen gekommen ist" und dass die Ermittler immer wieder auf Immobilien stoßen, von denen die Polizei nicht wusste, dass sie den Clans gehören. Öffentlichkeitswirksame Razzien in Shisha-Bars, die vorübergehende Beschlagnahme von Luxusautos, die Politik der "Nadelstiche" ändern daran nur wenig. Allein die Mieteinnahmen der Clans aus Immobilienbesitz sichern oft ihre Existenzgrundlage und den Zusammenhalt. Nordrhein-Westfalen ist dabei einer der Schwerpunkte krimineller Familienbanden. Von deutschlandweit 27 Ermittlungsverfahren gegen Clans im Rahmen organisierter Kriminalität wurden im vergangenen Jahr allein 17 in NRW geführt. Neue Clanstrukturen Bislang liegt das Augenmerk der Öffentlichkeit vor allem auf den Alt-Clans, doch nun könnte sich die Geschichte wiederholen. Waren es in den 1970er Jahren die Mhallamiye-Kurden aus dem Libanon, so beobachtet die Polizei inzwischen, dass auch ein Teil der syrischen Zuwanderer vergleichbare Strukturen bildet. Was beide Gruppen verbindet, sind Familie, Herkunft, Sprache. Noch ist der Anteil der Tatverdächtigen aus diesem Bereich gering, aber im aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamtes zur Organisierten Kriminalität heißt es: "Die nunmehr bekannte Auswirkung der Zuwanderung auf die OK gilt es dennoch weiter zu beobachten und die Bildung neuer bzw. die Verfestigung etablierter OK-Strukturen zu verhindern." Die syrischen Zuwanderer sind im Rauschgifthandel, in der Schleusungskriminalität sowie bei Steuer- und Zolldelikten aktiv. Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter, sagt: "Natürlich ist es so, dass wir Sorge haben, dass sich ähnliche Effekte bilden wie das in der Vergangenheit bei der Zuwanderung der sogenannten M-Kurden hier war." Auf der Spur des Geldes Die Reportage begibt sich bei alten und neuen Clans auf die Spur des Geldes, das die Basis der kriminellen Familienbanden bildet. So zeigt der Film, wie sie Gesetzeslücken gezielt ausnutzen und damit in die Schwachstellen des Staates stoßen. Die Autoren berichten, wie leicht Notare, Banken und Behörden es den Tätern machen, indem Geldwäsche und Steuerhinterziehung nicht konsequent angezeigt und verfolgt werden. Beschlagnahmungen zeigen zwar Wirkung, aber viele Straftaten können kaum verfolgt werden, denn oft fehlt es an Zeugen. Einschüchterungen und Bedrohungen lassen viele Opfer schweigen. Doch der Staat bündelt nun seine Kräfte. Nicht nur die Landeskriminalämter, sondern auch das Bundeskriminalamt ist in den Kampf gegen die Clankriminalität eingestiegen.