Österreich

Bewohner müssen ein Jahr in Notquartiere

Heute Redaktion
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Nach dem Höllenfeuer in Wien-Simmering fand am Montag eine Hausversammlung in der Kirche statt. Doch nur für wenige Bewohner gab es barmherzige Neuigkeiten.

Gänsehaut-Atmosphäre am Montagnachmittag in der Wiener Kirche "Zur unbefleckten Empfängnis": Da das schwer demolierte Mehrparteienhaus in der Simmeringer Hauptstraße 68–74 derzeit kaum betreten werden kann, öffnete Pater Jan Soroka das Gotteshaus für eine Versammlung der Bewohner.

Obwohl die Betroffenen derzeit wenig mehr haben als das, was sie gerade am Leib tragen, brandete spontaner Applaus für die Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei auf.

Wie berichtet, sind seit einem massiven Brand, der am Samstag im Dachgeschoß auf Stiege drei seinen Ausgang genommen hatte, 370 Menschen obdachlos.

Die Stadt Wien öffnete ein Notquartier in der Triester Straße (Favoriten), manche Bewohner fanden bei Verwandten Unterschlupf oder wurden in Pensionen und Hotels einquartiert.

Barmherzige Neuigkeiten gab es in der Kirche gestern lediglich für die Bewohner von Stiege zwei. So das Wetter mitspielt (fraglich) und der Dachstuhl dicht wird, dürfen sie Ende der Woche wieder daheim einziehen. Bis dahin sollen auch Strom und Gas wieder aktiviert werden.

Weniger himmlisch sind die Aussichten für Mieter des Dachgeschoßes und anderer Stiegen. Da Wohnungen dort durch das Flammen-Inferno völlig zerstört wurden, wird die Sanierung mindestens ein Jahr dauern. Hier werden Übergangsquartiere von der Stadt offeriert.

Ein betroffenes Studentenpärchen sagte zu "Heute": "Man muss so eine Tragödie als Chance sehen – sonst dreht man völlig durch. In unserer Wohnung ist angeblich die Decke heruntergebrochen."

Betroffene von fünf Stiegen durften mittlerweile unter Aufsicht das Nötigste von daheim holen. Eine Mieterin: "Es war sehr heiß drinnen. Wegen des beißenden Brandgeruchs bekam man kaum Luft. Im Keller steht das Wasser 70 Zentimeter hoch."

Ab heute sollen Autos und die Bim wieder auf der Simmeringer Hauptstraße verkehren können.

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"Es ist unglaublich, wie groß die Welle der Hilfsbereitschaft ist. Die Lagerräume in unserem Amtshaus gehen über", sagte Simmerings Bezirksvorsteher Paul Stadler (FP) zu "Heute".

Gewand, Hygieneartikel und Babykost wurden nach einem Facebook-Aufruf von "Leiwandes Simmering" gebracht. Auch die Caritas spendete 10.000 Euro aus ihrem Katastrophenhilfe-Fonds.