Wien

Immer mehr Erwerbstätige brauchen Mindestsicherung

Obwohl die Zahl der Mindestsicherungsbeziehenden seit Jahren sinkt, müssen immer mehr Erwerbstätige ihr Einkommen mit der Mindestsicherung aufstocken.

Nicole Oirer
Die Mindestsicherung darf nicht systemische Missstände in anderen Bereichen ausgleichen, so Sozialstadtrat Peter Hacker.
Die Mindestsicherung darf nicht systemische Missstände in anderen Bereichen ausgleichen, so Sozialstadtrat Peter Hacker.
Helmut Graf

Obwohl die Wiener Bevölkerung im letzten Jahr um drei Prozent (über 50.600 Personen) gewachsen ist, geht die Zahl der Mindestsicherungsbeziehenden weiter zurück. Im Jahr 2022 haben sie 134.303 Personen bezogen, der niedrigste Wert seit Beginn der Flüchtlingsbewegung 2015. Den höchsten Wert gab es übrigens 2017 mit über 150.000 Beziehenden, seit 2019 stagniert der Wert bei etwa 135.000.

13,5 Prozent mehr Erwerbstätige als 2021

Über die Hälfte der Bezieher stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, sind etwa minderjährig, im Pensionsalter oder aus anderen Gründen nicht arbeitsfähig. Der Rest sind Erwerbstätige, die ihr Einkommen mit der Mindestsicherung aufbessern. 2022 waren 13,5 Prozent mehr Erwerbstätige in der Mindestsicherung als noch im Vorjahr.

Immer mehr von ihnen sind Working Poor. Das sind Personen, die zwar eine Vollzeitarbeit haben, trotzdem ihre Familie nicht ernähren können und somit als armutsgefährdet gelten. In Wien betrifft das etwa 11.500 Personen. "Die Mindestsicherung soll ein Sprungbrett in die Selbsterhaltung sein, aber nicht systemische Missstände in anderen Bereichen ausgleichen", betont Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Nach VfGh-Urteil sinkt der Paarrichtsatz

Vor allem viele Alleinerziehende gehen aber aus der Mindestsicherung ab. Gerade jene mit ein bis zwei Kindern schaffen schneller den Sprung in eine Beschäftigung und bleiben dann auch länger dort. Ab drei Kindern sinkt diese Zahl wieder, oft aufgrund mehr Aufwand in der Kinderbetreuung. Auch vom Arbeitsmarktservice gibt es zahlreiche Unterstützungen, etwa das Projekt "Woman Empowerment", das junge Alleinerziehende während der Elternkarenz noch durch Sozialarbeit wieder auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. 

Die Stadt Wien muss nun aber laut Verfassungsgerichtshofs-Urteil die Paarrichtsätze auf 70 Prozent des Ein-Personen-Richtsatzes senken. Bisher betrug der Paarrichtsatz 75 Prozent. Diese Verschlechterung wird vor allem Familien mit Kindern treffen. Etwa 10.000 Paarhaushalte, also Dreiviertel aller Paare in der Wiener Mindestsicherung, haben minderjährige Kinder.

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