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Biennale: Echte Kunst, falsche Gockelei

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Alle zwei Jahre pilgert die Kunstwelt nach Venedig. Am Sonntag eröffnet die Biennale von Venedig offiziell, schon seit Anfang der Woche trudelt der internationale Kunstjetset ein, formiert sich mit Luxus-Yachten zum Schaulauf am langen Kai von San Marco bis hin zu den Giardini, wo 29 Nationen in ihren Pavillons Kunst-Highlights zeigen.

Die 1886 gegründete Mutter aller Biennalen ist eine künstlerische und touristische Erfolgsgeschichte. Mittlerweile nehmen 86 Länder an der 56. Biennale und am Wettbewerb um den Goldenen Löwen teil, der an den besten Pavillon und Künstler vergeben wird. Zuletzt erhielten diesen auch die österreichischen Künstler Maria Lassnig († 2014) und Franz West († 2012).

Eine Biennale- Einladung kommt für Künstler einer Aufnahme in den Kunst-Olymp gleich, winken doch Ausstellungen, Sammlerinteresse, Preissteigerungen. "All The World’s Futures" wählte Biennalechef Okwui Enwezor als Titel seiner Ausstellung mit 136 Künstlern, die im Pavillon d’Italia und im Arsenale stattfindet. Der französische Milliardär Francois Pinault zeigt Spitzenkünstler und Werke seiner Sammlung in den musealen Räumen seiner perfekt renovierten Dogana und im Palazzo Grassi: heuer den französischen Star Martial Raysse. Eine Einladung zu Pinaults Dinner kommt einem Ritterschlag gleich.

Heimo Zobernig ist diesmal Österreichs Vertreter. Er punktet mit wohl durchdachtem Minimalismus und radikaler Leere, indem er dem Pavillon von Josef Hofmann nichts hinzufügt, sondern ihn von seinen historistischen Elementen bereinigt, sie mit seinen Einbauten verdeckt und die modernistische, zukunftsweisende Architektur des Pavillons zu einer Zobernigschen Skulptur verwandelt.

Eine schöne Arbeit, für die Preisjury aber wohl zu wenig politisch. Apropos: Mittlerweile gibt es weltweit über 200 Biennalen. Auch Wien versucht ein paar Ausstellungen großmundig zur Biennale aufzublasen, eine Rosstäuscherei, die man sich sparen könnte. Hoch lebe die Biennale Venedig, hoch lebe die Kunst.