Österreich

Zum Frühstück eine Flasche Wodka, dann tötete er die Ex

Seit Montag steht "Bierwirt" Albert L. vor Gericht. Er gestand die Tat, will sich aber nicht mehr daran erinnern.

Sandra Kartik
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Albert L. soll seine langjährige Partnerin getötet haben.
Albert L. soll seine langjährige Partnerin getötet haben.
Denise Auer

Am 29. April soll der ehemalige Craftbeer-Shop-Besitzer Albert L. seiner Lebensgefährtin Marija M. erst in den Oberschenkel, dann in Kopf geschossen haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Die 13-jährige Tochter und der dreijährige Sohn des Paares waren bei der Bluttat im Wynarskyhof in Wien-Brigittenau in der Wohnung, bevor ihre Mama erschossen wurde. Ihr Vater lag regungslos und mit nacktem Oberkörper am Boden, als die Polizei ihn festnahm. Er hatte 3,4 Promille Alkohol im Blut, sowie Marihuana und das Aufputschmittel Ephedrin.

Heute startete der Prozess gegen den 43-Jährigen im Großen Schwurgerichtssaal am Wiener Landesgericht mit Verspätung. Der Angeklagte, der durch einen Rechtsstreit mit Grünen-Chefin Sigi Maurer als "Bierwirt" bekannt wurde, saß mit gesenktem Kopf beim Prozess. Er gestand seine Tat, behauptete aber gleichzeitig, er könne sich nicht mehr daran erinnern. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe und die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

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    Albert L. soll seine langjährige Partnerin getötet haben.
    Albert L. soll seine langjährige Partnerin getötet haben.
    Denise Auer

    "Tag und Nacht getrunken"

    Albert L. ist 11 Mal vorbestraft, großteils im Zusammenhang mit Gewalt oder unerlaubtem Waffenbesitz. 15 Jahre lang lebte der laut eigener Aussage Alkoholkranke und Drogenabhängige mit Krankenschwester Marija M. zusammen. Nach der Geburt des Sohnes (3) sollen sich die Probleme des Paares verschlimmert haben. Alkohol- und Drogenkonsum nach dem Maurer-Prozess nochmal gesteigert.

    Laut Staatsanwaltschaft hat es der Angeklagte offenbar nicht verkraftet, dass seine langjährige Lebensgefährtin einen Schlussstrich gezogen und ihn verlassen hat. Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger erklärt: "Mein Mandant bekennt sich schuldig. Aber er kann sich nicht erinnern. Er weiß nicht, dass er gezielt in den Oberschenkel und in den Kopf geschossen hat. Wie "Heute" berichtete, bekräftigt diese Aussage auch der Angeklagte selbst: "Ich bekenne mich schuldig".

    Er habe Selbstmordgedanken gehabt, deshalb habe er sich eine Woche vor der Tat eine Waffe aus der Wohnung geholt. "Es ist mir schlecht gegangen, ich wollte die Pistole holen und mich umbringen. Deshalb bin ich zur Frau gegangen. Ich war alkoholisiert, ziemlich am Limit. Ich habe Tag und Nacht getrunken. Das war ein Dauerzustand." An diesem Tag war Marija M. nicht daheim, nur ihre Eltern. Albert L. schoss in Richtung seines Schwiegervaters, traf aber zum Glück nur den Türstock. Daraufhin beendete Marija M. die Beziehung. Sie zeigte den Angeklagten nicht an, um ihn nicht noch mehr zu provozieren. 

    Vor der Tochter schoss er auf Mama: "Ich erinnere mich nicht"

    Am Tag der Tat hatte Marija M. Besuch von den Nachbarn, als der Albert L. plötzlich auftauchte. Er war betrunken, laut Gutachter aber nicht so sehr, dass er unzurechnungsfähig war. "Ich habe in der Früh beim Duschen eine Flasche Wodka getrunken", gibt der Angeklagte zu Protokoll. Dazu gab es Psychopax-Tropfen, "um die Wirkung vom Alkohol zu verstärken". Etwas später hatte er ein paar Schnäpse bei einem Freund. Zu Mittag trank er laut eigener Aussage noch eine Flasche Wodka in seinem Geschäft. "Seit 16 oder 17 Uhr weiß ich nichts mehr. Ich habe einen Filmriss. Ich bin erst im Spital wachgeworden."

    Die Tatwaffe, "hatte ein Dealer bei mir im Geschäft vergessen". Vor der Tötung seiner Lebensgefährtin redete der Angeklagte so lange auf seine Tochter ein, bis sie ihn in die Wohnung ließ. Ohne viel zu sagen, schoss er seiner Partnerin vor den Augen seiner Tochter in den Oberschenkel. Als diese flüchtete, erschoss er die Mutter. Zu einem Nachbar soll er danach gesagt haben: "Die Marija ist tot. Adoptier meine Kinder. In 20 Jahren komme ich raus. Dann will ich sie sehen". Er ließ sich von ebendiesem Nachbarn eine Flasche Bacardi und eine Flasche Wodka geben und trank diese schnell aus. 

    Wiewohl Albert L. die Tat gestand, erinnere sich nicht und könne sich sein Motiv auch nicht erklären. "Ich hätte Marija nie was getan. Ich hätte sie nie erschossen", gibt er sich reuig. Für die beisitzende Richterin sei dies  im juristischen Sinn kein Geständnis.

    Im Laufe des Tages werden noch weitere Zeugen einvernommen. Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt. Das Urteil wird am 22. Dezember erwartet.

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