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Bildungs-Tests: Jeder 6. (!) ist Risikoschüler

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia/Symbolbild

Heute, Dienstag, werden die Ergebnisse von gleich drei Bildungsstudien präsentiert: Zum ersten Mal werden Resultate der nationalen Bildungsstandard-Erhebung veröffentlicht, die zeigen sollen, wie es um die Mathematik-Kenntnisse der 14-Jährigen in Österreich bestellt ist.

-Erhebung, die zeigen sollen, wie ,mies es um die Mathematik-Kenntnisse der 14-Jährigen in Österreich bestellt ist.

Jeder sechste Schüler erreicht die Bildungsstandards für Mathematik in der achten Schulstufe nicht. Das zeigen die am Dienstag präsentierten Ergebnisse der ersten der vierten Klasse AHS, Hauptschule und Neue Mittelschule geprüft wurden. In Zahlen: Insgesamt verfehlten 13.300 Schüler die Standards (Kompetenzstufe "Unter 1"). Nur rund 5 Prozent der Schüler übertrafen die Bildungsstandards und erreichten die höchste Kompetenzstufe 3.

Wien ist Schlusslicht

Im Bundesländervergleich verzeichnete Oberösterreich die besten Ergebnisse - sowohl bei der absoluten Punktezahl (548; Ö-Schnitt: 535) als auch unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen an den Schulen. Das schlechteste Resultat bei der absoluten Punktezahl lieferte Wien (517), unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen schnitt Kärnten am schlechtesten ab.

Bundesländer im Vergleich


Wien
517 Punkten


Kärnten
522 Punkte


Burgenland
532 Punkte


Niederösterreich
541 Punkte


Oberösterreich
548 Punkte


Salzburg
545 Punkte


Steiermark
534 Punkte


Tirol
543 Punkte


Vorarlberg
527 Punkte



Große Unterschiede zwischen Schulen

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen bzw. den einzelnen Schultypen sind enorm. Die beste Schule - eine AHS - erreichte einen Mittelwert von knapp 700 Punkten, die schlechteste - eine Hauptschule - liegt bei rund 350 Punkten. Die AHS erreichten im Schnitt 600 Punkte, die Pflichtschulen (Hauptschulen/Neue Mittelschulen) 504 Punkte. Die Werte der Neuen Mittelschulen (NMS) wurden aufgrund der geringen Zahl der getesteten Schulen nicht extra ausgewiesen.

Auch Herkunft entscheidend

Starken Einfluss auf die Standard-Ergebnisse haben auch Migrationshintergrund und sozioökonomischer Hintergrund: Kinder mit Migrationshintergrund kamen auf einen Mittelwert von 480 Punkten, "einheimische" Schüler auf 547. Und: Immerhin zwölf Prozent der Akademikerkinder erreichte die höchste Kompetenzstufe 3, aber nur ein Prozent der Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss haben. Umgekehrt verfehlen nur sechs Prozent aller Akademikerkinder die Standards (Kompetenzstufe "Unter 1"), aber 37 Prozent der Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss.

Auch bei Volksschul-Tests nur Durchschnitt

Auch bei den Volksschülern sind die Ergebnisse verheerend: Bei PIRLS erreichten Österreichs Zehnjährige diesmal nur 529 Punkte, das sind um neun Punkte weniger als bei der letzten Teilnahme 2006! Damit landet Österreich auf Platz 25 von 45 untersuchten Ländern bzw. Rang 16 unter den 23 getesteten EU-Ländern. Bei TIMSS kamen die heimischen Schüler in der Mathematik auf 508 Punkte, das ist ein Plus von drei Punkten gegenüber der letzten Teilnahme 2007. Das ist Rang 23 unter 50 teilnehmenden Ländern bzw. Platz 14 unter den 21 teilnehmenden EU-Staaten.

An den Volksschulen sind im internationalen Vergleich die Top-Länder wie bereits gewohnt beim Lesen Hongkong, Russland und Finnland, in Mathematik Singapur, Südkorea und Hongkong sowie in den Naturwissenschaften Südkorea, Singapur und Finnland.

Nur bei Naturwisschenschaften passt´s

In den Naturwissenschaften schafften die Österreicher mit 532 Punkten ein Plus von sechs Punkten gegenüber 2007: Damit belegen sie Rang 13 unter den 50 untersuchten Ländern, bzw. mit Rang sechs einen Spitzenplatz unter den EU-Teilnehmern.

PIRLS testet im Abstand von fünf Jahren die Lesekompetenz von Schülern der vierten Klasse Volksschule. Bei der ersten Teilnahme 2006 lag die Leistung der heimischen Schüler im Schnitt der OECD-Staaten. Bei der alle vier Jahre durchgeführten TIMSS-Studie landete Österreich zuletzt ebenfalls im Mittelfeld und lag damit deutlich schlechter als bei einer früheren Testung.



Auf der nächsten Seite finden Sie die Bildungsstandards auf einen Blick.

Bildungsstandards auf einen Blick

 

Ausgangswert

Als Ausgangswert wurden die Resultate einer sogenannten "Baseline-Testung" mit allerdings nur rund 10.000 Schülern im Jahr 2009 herangezogen und der Durchschnittswert mit 500 festgelegt. Seither haben sich die Resultate der Schüler verbessert - auf einen Österreich-Schnitt von 535.


Bildungshintergrund

Der Bildungshintergrund hat starken Einfluss auf die Ergebnisse: Immerhin zwölf Prozent der Akademikerkinder erreiche die höchste Kompetenzstufe 3, aber nur ein Prozent der Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss haben. Umgekehrt verfehlen nur sechs Prozent aller Akademikerkinder die Standards (Kompetenzstufe "Unter 1"), aber 37 Prozent der Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss.


Bundesländervergleich

Das beste Bundesländer-Ergebnis erzielte Oberösterreich (548 Punkte), gefolgt von Salzburg (545), Tirol (543) und Niederösterreich (541). Im Mittelfeld liegen die Steiermark (534) und das Burgenland (532), am Ende Vorarlberg (527), Kärnten (522) und Wien (517). Der Österreich-Schnitt liegt bei 535 Punkten. Bezieht man Umstände wie den Migrations- und den sozialen Hintergrund der Schüler mit ein ("fairer Vergleich"), zeigt sich ein etwas anderes Bild: Zwar schneiden auch hier die Oberösterreicher weit über dem Erwartungswert ab und liegen an der Spitze, auch Tirol und Salzburg liegen besser als erwartet. Wien und Vorarlberg befinden sich dagegen in etwa im Rahmen der Erwartungen, Niederösterreich und die Steiermark etwas darunter. Signifikant schlechter als von der Schülerpopulation zu erwarten sind die Ergebnisse im Burgenland und vor allem in Kärnten.


"Fairer Vergleich"

Für diesen wird nicht der absolute Punktewert herangezogen, sondern das aufgrund der Zusammensetzung der Schülerpopulation "erwartbare" Ergebnis. Grob gesprochen: Für eine Schule/ein Bundesland, wo viele Schüler Migrationshintergrund, die Eltern häufig nur einen Pflichtschulabschluss und verhältnismäßig gering qualifizierte Jobs haben, wird ein geringeres Ergebnis erwartet als in einer Schule/einem Bundesland, wo vor allem "einheimische" Akademikerkinder unterrichtet werden. Ziel ist eine bessere Einordnung der Leistungen an einer Schule bzw. in einem Bundesland.


Geschlechterunterschied

Burschen erreichten einen Schnitt von 539 Punkten, Mädchen 532. Deutliche Unterschiede gibt es in der Spitzengruppe: In der höchsten Kompetenzstufe sind 60 Prozent Burschen und 40 Prozent Mädchen.


Getestete Schüler

Insgesamt wurden für die Erhebungen 79.678 Schüler in den vierten Klassen Hauptschule/Neue Mittelschule/AHS-Unterstufe im Fach Mathematik getestet.


Kompetenzstufen

Die höchste Kompetenzstufe (Stufe 3: "Standards übertroffen", Mindestpunktanzahl 691) erreichen 4,8 Prozent - insgesamt sind das ca. 3.800 Schüler. 52, 6 Prozent (42.000 Schüler) schafften Stufe 2 ("Standards erreicht", Mindestpunktezahl 518), 25,9 Prozent (20.600 Schüler) Stufe 1 ("Standards teilweise erreicht", Mindestpunktezahl 440). 16,7 Prozent (13.300 Schüler) liegen auf der Kompetenzstufe "Unter 1" ("Standards nicht erreicht").


Leistungsbetreuung

Die schlechteste Schule (eine Hauptschule) erreichte knapp über 350 Punkte, die beste knapp unter 700 (eine AHS). Die beste Hauptschule erreichte immerhin den vierten Gesamtrang und rund 670 Punkte, die schlechteste AHS nur rund 440 Punkte.


Migranten

Insgesamt haben 18 Prozent der getesteten Schüler Migrationshintergrund. Sie erreichen einen Mittelwert von 480 Punkten, "einheimische" Schüler kommen im Schnitt auf 67 Punkte mehr (547). Der Leistungsabstand zwischen Migranten und Einheimischen an den Pflichtschulen (Hauptschulen/Neue Mittelschulen) beträgt 68 Punkte, an den AHS ist er geringer (42 Punkte). Insgesamt erreichen 35 Prozent der Migranten die Standards nicht, bei den Einheimischen sind es 13 Prozent.


Neue Mittelschule (NMS)

Die Ergebnisse der NMS werden nicht extra ausgewiesen. Begründung: Nur 67 der 1.400 getesteten Schulen waren bereits NMS, auf Bundesländerebene wären Schulen sonst identifizierbar geworden.


Schultypen

Die AHS-Unterstufenschüler erreichen im Schnitt 600 Punkte, die Hauptschüler bzw. Schüler an den NMS 504 Punkte (Gesamt-Schnitt: 535 Punkte). An den AHS übertreffen elf Prozent die Standards und erreichen die höchste Kompetenzstufe 3, an den Pflichtschulen ist es nur ein Prozent. Umgekehrt erreicht an den AHS nur ein Prozent die Standards nicht (Kompetenzstufe "Unter 1"), an den Pflichtschulen ist es fast ein Viertel (24 Prozent). Besondere Problemzone sind die Hauptschulen/NMS in Wien. An ihnen erreichen 51 Prozent der Schüler die Bildungsstandards nicht.


"Vorbilder"

Im AHS-Bereich erreichen die Oberösterreicher die besten Leistungen (629 Punkte): 19 Prozent übertreffen die Standards ("Kompetenzstufe 3"; Ö-Schnitt: elf Prozent), null Prozent erreichen sie gar nicht "(Kompetenzstufe "Unter 1"; Ö-Schnitt ein Prozent). Im Pflichtschulbereich liegt Tirol ex aequo mit Oberösterreich an der Spitze (521 Punkte) und erreicht (gleichauf mit Salzburg) den besten Wert bei den Risikoschülern: Nur 17 Prozent erreichen die Standards nicht (Ö-Schnitt: 24 Prozent)