Österreich

Bildungsforscher sind für "Aussetzen der Matura"

Glattauer gibt Noten. Heute: Ärger mit den Schuleinschreibungen, Forscher für "Aussetzen der Matura". Und: Vor Abschiebung: Gestern Tina, morgen Ajla?

Niki Glattauer
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Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "<em>Heute</em>" Noten.
Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Ärger total mit den Schuleinschreibungen!

Seit einer Woche laufen die Schuleinschreibungen. Theoretisch! Denn in der Praxis laufen sie so etwas von nicht. War das eigentlich ein Scherz, als es hieß, man setze heuer auf "kontaktlose Einschreibung per E-Mail oder Online-Meeting"? Wo etwa in Wien zwei Drittel der Eltern von Kindergartenkindern noch nie ein E-Mail verschickt haben, geschweige denn auf Deutsch, und vielleicht am Handy youtuben oder tiktoken können, aber bestimmt kein Online-Meeting zusammenbringen?

Eine VS-Direktorin schreibt  mir entnervt: "Bis 28. Jänner sollten wir alle Daten erfasst haben, aber viele Eltern – nicht nur mit Migrationshintergrund – verstehen überhaupt nicht, was wir von ihnen wollen. Täglich müssen wir vereinbarte Termine verschieben, zugesagte Mails kommen nicht. Und wie ich ein Kind 'kontaktlos' auf Schulreife und Deutsch-Kompetenz testen soll, selbst wenn ich bis 1. April dafür Zeit habe, muss mir unser Herr Minister einmal vorhüpfen." Ein April-Scherz?

Note: Nicht Genügend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.

Bildungsforscher für "Aussetzen der Matura"

Warum ich nicht "über die mutigen Schüler-Demos für eine faire Matura" schreibe, fragt mich die Mutter eines Maturanten. Kann ich sagen: Weil es für mich nicht wahnsinnig "mutig" ist, wenn eine Gruppe von in unserem Schulsystem sowieso Privilegierten für Erleichterungen in eigener Sache auf der PR-Orgel spielt. Schert sich denn wer um zigtausend Berufsschüler mit ihren Lehrlingsprüfungen? Oder um die Deutschklassen-Prüflinge in den Volksschulen? Eben.

Außerdem halte ich es mit dem Bildungsforscher Stefan Hopmann, der sich jetzt in den "OÖ Nachrichten" für ein völliges "Aussetzen der Zentralmatura" nach dem Vorbild Norwegens ausgesprochen hat. Zu ungleich seien die Voraussetzungen gewesen: Schulen mit Quarantäne-Klassen, Schulen ohne, da massive Lehrer- und Stundenausfälle, dort keine. Ja, schafft zuerst die Zentralmatura ab! Und danach den Rest. Den Universitäten reicht diese Art von "Reifeprüfung" sowieso schon lange nicht mehr.

Note: Nachprüfung

Vor Abschiebung: Gestern Tina, morgen Ajla?

Apropos Matura. Als mein früherer Kollege Michel Fleck, Direktor einer der innovativsten Schulen Österreichs, der WMS/ AHS Anton-Krieger-Gasse, in einer ZiB zum Schul-Lockdown befragt wurde, hielten einige Schüler Schilder in die Kamera: "Gerechtigkeit für Ajla!" Ajla, ihre 18-jährige Mitschülerin aus Serbien, wird heuer maturieren.

Wenn sie nicht vorher abgeschoben wird – laut Plan in den nächsten Wochen – und damit das gleiche Schicksal erleidet wie die 14-jährige Tina, die im Vorjahr unter großer medialer Beachtung nach Georgien abgeschoben wurde, obwohl sie ungefähr so viel Georgierin ist wie ich Tscheche (wo meine Vorfahren her sind). Tina wird jetzt via "Hintertür Schüler-Visum" zurückkommen und bleiben dürfen (wovon man in ihrer Schule bereits fix ausgeht) – allein, getrennt von ihrer Familie. Eine österreichische Lösung. Menschlich ist anders.

Note: Unbefriedigend
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