Politik

Wieder Ziffernnoten und Sitzenbleiben

Heute Redaktion
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Das Pädagogikpaket der ÖVP-FPÖ-Regierung wird heute im Nationalrat beschlossen. Es enthält Änderungen bei der Benotung in Volks- und Mittelschulen.

Heute, Mittwoch, wird im Nationalrat die Bildungsreform von ÖVP und FPÖ beschlossen. Sie sieht unter anderem ein neues Benotungssystem mit Ziffernnoten bereits in der Volksschule vor. Außerdem können Volksschulkinder auch wieder sitzenbleiben.

Bereits im Vorfeld gab es heftige Kritik. SPÖ und NEOS bezeichnen das Pädagogik-Paket es als Rückschritt. Dementsprechend fiel auch die Kritik der Bildungssprecherinnen und Bildungssprecher der Oppositionsparteien – Sonja Hammerschmid (SPÖ), Douglas Hoyos (NEOS) und Stefanie Cox (JETZT) – aus.

Hammerschmid lobte zunächst die positiven Aspekte, etwa die Elterngespräche in allen Schulen. Allerdings geißelte sie den Großteil der übrigen Maßnahmen als "politisch motiviert, ideologisch motiviert - auf dem Rücken der Kinder". Sitzenbleiben in der Volksschule oder die Unterteilung in Leistungsgruppen würden Untersuchungsergebnissen von Wissenschaftlern klar widersprechen.

ÖVPler: "Wissenschaftliche Studien sind wie Parfüm"

ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner tat die von Hammerschmid zitierten Studien ab: "Mit wissenschaftlichen Studien ist es wie mit einem Parfüm, riechen Sie daran aber trinken Sie es bitte nicht", ätzte er.

Dafür wurde er im Anschluss sogleich von Hoyos gerügt. Mit seiner Äußerung und dem Umstand, dass er lediglich die Expertenmeinung eines ÖVPlers anerkannte, habe er sich selbst entlarvt.

FPÖ-Bildungssprecher Wendelin Mölzer diagnostizierte dafür im Gegensatz eine "ideologiefreie Bildungspolitik" im neuen Pädagogik-Paket, das "sozialdemokratische Versäumnisse" aufhole. Cox von JETZT (vormals "Liste Pilz") kritisierte hingegen "Law and Order"-Bildungspolitik, die nur aufs Strafen aus sei.

Was sich an Volksschulen ändert

Ziffernnoten

In den Volksschulen werden ab dem Schuljahr 2019/20 ab dem zweiten Semester der zweiten Klasse wieder verpflichtend Ziffernnoten eingeführt – gleichzeitig wird aber in allen Klassen zumindest zusätzlich alternativ beurteilt. Eltern, die schon vorher Ziffernnoten für ihre Kinder wollten, können darauf bestehen.

Um eine für die Eltern "transparente, nachvollziehbare Leistungsbeurteilung" zu unterstützen, werden künftig dem Zeugnis "Bewertungsraster" beigelegt, aus denen hervorgeht, "was die Minimalerfordernisse sind und welches Wissen zu erreichen ist", erklärte Projektleiter Klemens Riegler-Picker aus dem Ministerium.

Sitzenbleiben

Ab der zweiten Klasse können Kinder auch wieder sitzenbleiben. Bisher konnten sie bis in die vierte Klasse aufsteigen und erst dann erstmals eine Klasse wiederholen.

Bewertungsgespräche

Die Eltern werden künftig an allen Schulen zu Gesprächen über Leistungsstand, Stärken oder Schwächen ihrer Kinder in die Schule vorgeladen.

Förderunterricht

Wenn bei einem Kind Förderbedarf diagnostiziert wird, soll es künftig verpflichtend zum Förderunterricht erscheinen müssen. Allerdings: "Es gibt keine zusätzlichen Ressourcen."

Was sich an Mittelschulen ändert

Nicht mehr "neu"

Aus der Neuen Mittelschule wird die Mittelschule, konkret eine "leistungsorientierte Schule". "Ein klein wenig" wolle man damit "auch das Image verbessern", sagte Faßmann, "weil Eltern oft das Gefühl haben: 'Ich muss mein Kind mit allen Mitteln in die AHS bringen.'" Ihnen soll mit der Mittelschule in Zukunft "eine starke, erfolgreich Schule" angeboten werden.

Fünf statt sieben Noten

Künftig wird es in Deutsch, Mathematik und Englisch nicht mehr die bisherige siebenteilige Bewertungsskala der NMS geben, sondern ab der sechsten Schulstufe (zweite Klasse) zwei unterschiedliche, überlappende Leistungsniveaus, nämlich "Standard" und "Standard AHS". Ein "Standard"-Einser entspricht dabei einem "Standard AHS"-Dreier, ein Genügend hier einem Gut dort. Diese Noten sind für den anschließenden Umstieg in eine weiterführende Schule wichtig.

Zwei Leistungsniveaus

Die Mittelschulen sollen ihre Schülerinnen und Schüler ab der sechsten Klasse in Deutsch, Mathematik und einer ersten lebenden Fremdsprache in "dauerhafte Gruppen" unterteilen können. Das bedeute aber nicht die Rückkehr zu den alten Leistungsgruppen oder dem früheren A- und B-Zug, wurde betont: "Man wird nicht einmal im Jahr zugeteilt und bleibt dann dort, sondern man kann während des Jahres wechseln", sagte Riegler-Picker.

Was sich an Polytechnischen Schulen ändert

Freiwilliges zehntes Schuljahr

Für Schüler, die nach der achten Stufe vielleicht die falsche Schulwahl getroffen haben und überfordert sind oder etwa durch lange Krankheit keinen Schulabschluss schaffen, wird es ab 2019 wieder die Möglichkeit eines freiwilligen zehnten Schuljahres an einer Polytechnischen Schule geben. Dadurch bekämen jährlich rund 400 Teenager "eine zweite Chance".

Was die Wähler denken

Bei der große "Heute"-Umfrage bewerteten die Befragten die Änderungen im Schulbereich zu zwei Dritteln als sehr gut oder zumindest eher gut.

(red)