Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann (75) sorgte in der ZIB2 Freitagnacht mit einer brisanten Aussage zur Schieflage im österreichischen Pensionssystem für Furore: "Sie könnten vielleicht bis 70 arbeiten müssen", sagte er ORF-Moderatorin Margit Laufer ins Gesicht. Die 34-jährige wurde von diesen Aussichten sichtlich überrumpelt – ebenso wohl unzählige Österreicher vor dem TV-Gerät.
Auf "Heute.at" schlägt der Bericht darüber hohe Wellen, kaum einer der kommentierenden Leser kann der Idee des OeNB-Gouverneurs etwas abgewinnen.
Tatsächlich befindet sich das österreichische Pensionssystem in einer Schieflage, die unter der demografischen Entwicklung geschuldet ist. Es basiert nämlich auf einem Generationenvertrag bzw. Umlageprinzip: Die derzeit arbeitende Bevölkerung finanziert die Pensionisten. Die Beitragszahlungen müssen dabei immer durch die nachkommende erwerbstätige Generation abgedeckt werden.
Die Finanzierungslücke wird aber immer größer, weil die geburtenstarken Jahrgänge der "Baby Boomer"-Generation jetzt aus dem Erwerb ausscheiden. Diese stemmten bisher den Löwenanteil der Pensionen.
Das Pensionssystem muss also nachhaltiger aufgestellt werden. Holzmann will dazu den Arbeitsmarkt für ältere Menschen verbessern: "Ein Problem, das wir haben, ist teilweise ein zu frühes In-die-Pension-gehen". Auf der anderen Seite könnten Menschen, die gerne länger arbeiten möchten, dies nicht tun, so der Wirtschaftsexperte in der ZIB2.
Sein Fazit: "Eine längere Arbeitsbeteiligung der Älteren wird sehr, sehr wesentlich sein, um mit den Pensionen fertig zu werden". Dabei verwies er im TV-Studio auf die skandinavischen Länder Norwegen und Schweden, wo das Pensionsantrittsalter bereits bei 67 bzw. 68 Jahren liegt. Das könne man sich auch beim Großteil der Österreicher "durchaus vorstellen". Klar sei aber, dass das nicht für alle gehen werde – Nachsatz: "Leider".
Auch der Idee, das Pensionsantrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln konnte Holzmann viel abgewinnen. In diesem Zusammenhang fiel auch der Aufreger-Sager: "Sie könnten vielleicht bis 70 arbeiten müssen".