Niederösterreich

Blackout-Experte warnt jetzt schon vor nächstem Winter

Der jüngste Rechnungshof-Bericht veranlasste auch Blackout-Experte Herbert Saurugg Klartext zu reden: "Der nächste Winter ist ungewiss". 

Herbert Saurugg weiß, was im Blackout-Fall zu tun ist und er warnt: "Nächster Winter birgt wieder Ungewissheiten."
Herbert Saurugg weiß, was im Blackout-Fall zu tun ist und er warnt: "Nächster Winter birgt wieder Ungewissheiten."
istock, Business-Foto-Wien

Der Rechnungshof hatte erst in seinem jüngsten Bericht die Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten kritisch hinterfragt. "Blackout-Papst" Herbert Saurugg dazu: "Jener RH-Bericht wäre ein guter Aufhänger, um das Thema Blackout-Vorsorge in Österreich wieder einmal aufzugreifen und Dinge näher zu beleuchten."

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    Denise Auer

    Denn: In den letzten Monaten sei es ums Thema Blackout ziemlich ruhig geworden, auch weil der vergangene Winter entgegen den Erwartungen vieler Experten völlig unproblematisch verlaufen sei und weder eine Gas- noch eine Stromversorgungskrise eingetreten sei. Dies sei im Wesentlichen auch auf die milden Temperaturen zurückzuführen. Zudem seien einige Unsicherheiten wie größere Probleme bei der französischen Atomstromproduktion oder Sabotageausfälle nicht eingetreten. Auch der Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland habe bisher reibungslos funktioniert.

    Unsicherheitsfaktoren Nachbarländer

    Allerdings werde diese Strommenge nun überwiegend aus Frankreich importiert. Österreich habe im letzten Winter erhebliche Strommengen aus Deutschland und Tschechien importiert. Ob diese auch im kommenden Winter jederzeit zur Verfügung stehen, sei indes mehr als fraglich, da man in Deutschland davon ausgeht, selbst aus den Nachbarländern importieren zu müssen.

    "Damit bestehen auch für den kommenden Winter wieder große Unsicherheiten hinsichtlich der Versorgungssicherheit in Europa. Derzeit dominieren eher Extremwetterlagen das Geschehen, die sich auch negativ auf die Versorgungssicherheit auswirken können. Im Sommer dominiert weniger das Risiko einer Unterversorgung. Das Gegenteil ist der Fall", so Saurugg.

    Problem Überkapazitäten

    "Denn derzeit gibt es bei Sonnenschein in mehreren Ländern vor allem an Wochenenden massive Überkapazitäten, die auch zu erheblichen Netzbelastungen führen. Gleichzeitig können überraschende oder dynamische Gewitterfronten, wie diese Woche in Holland, zu erheblichen Bilanzierungsproblemen führen. Vieles davon wird noch kaum wahrgenommen", warnt Herbert Saurugg weiter.

    Der wichtigste Punkt: Österreich sei nicht ausreichend auf überregionale und plötzlich auftretende Schadensereignisse vorbereitet: Eine aktuelle Risikoanalyse und konkrete Notfallpläne für unterschiedliche Krisenszenarien würden fehlen. Zudem greife die rechtliche Grundlage für die Lebensmittelversorgung im Krisenfall erst, wenn eine Krise vorliegt. Der Rechnungshof empfiehlt: Maßnahmen zur Vorbereitung auf Krisenfälle vorsehen (Datenerhebung, Abstimmung mit Landwirtschaftsministerium).

    3 Ressorts für Essen, Güter, Energie zuständig

    Ein weiteres Problem: Im Krisenfall wären für die Bereiche Lebensmittel, Wirtschaftsgüter und Energie drei unterschiedliche Ministerien für Lenkungsmaßnahmen zuständig: das Landwirtschaftsministerium, das Wirtschaftsministerium und das Klimaschutzministerium. Es fehlen verbindliche Vorgaben für eine ressortübergreifende Abstimmung, um Zielkonflikte von Maßnahmen zu vermeiden. Der Rechnungshof hält bei krisenbedingten Lenkungsmaßnahmen eine verbindliche Abstimmung zwischen den handelnden Ressorts für wichtig.

    "Erfreulich ist, dass nach den Prüfmonaten des Rechnungshofes (März bis Mai 2022) einige koordinierende Aktivitäten zu diesen bemängelten Punkten stattgefunden haben. Dennoch bleibt hier noch viel zu tun, um vor allem die Selbstversorgungsfähigkeit der Bevölkerung als zentrale Voraussetzung für eine möglichst rasche Wiederaufnahme der Versorgung nach einem allfälligen Blackout sicherzustellen", meint Saurugg.

    Am Samstag erst hatte es einen größeren Stromausfall im Prater gegeben - mehr dazu hier.