Österreich

Blackouts, Lawinen: Kampf gegen Schneemassen in NÖ

Heute Redaktion
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Im Bezirk Lilienfeld sind 300 Haushalte ohne Strom, die Feuerwehr steht im Katastrophenhilfs-Einsatz. Lawinen am Schneeberg, Hochkar evakuiert. So sieht es derzeit in NÖ aus.

Die Massen an Schnee verursachen in Niederösterreich massive Probleme. Wie berichtet, mussten am Montagnachmittag rund 100 Personen, darunter 50 Touristen, im Konvoi aus dem Skigebiet Hochkar gebracht werden, weil die Versorgung nicht mehr sichergestellt werden konnte. Das Hochkar ist von der Außenwelt abgeschnitten, die Hochkar Alpenstraße nach wie vor gesperrt.

300 Haushalte ohne Strom

Im Bezirk Lilienfeld wiederum brachen aufgrund der immensen Schneelast Dutzende Bäume, krachten an mehreren Stellen in Stromleitungen, 300 Haushalte sind derzeit ohne Strom oder Heizung ("Heute" berichtete). Die Mitarbeiter der EVN konnten teils nur mit Skidoos in die betroffenen Gebiete vordringen, der Katastrophenhilfsdienst der Feuerwehr wurde angefordert.

Insgesamt vier Notstromaggregate – jenes der Feuerwehr Brunn/Gebirge (Mödling), Feuerwehr Amstetten, Feuerwehr St. Pölten sowie des Landesfeuerwehrverbandes aus Tulln – wurden im Laufe des Vormittags in die Blackout-Gebiete gebracht, der Strom daraus wird direkt ins Netz eingespeist. "Ich glaube, ich habe noch nie so viel Schnee gesehen", erzählt Franz Resperger, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos NÖ, direkt vom Einsatzort im "Heute"-Telefonat.

Und weiter: "Die EVN ist einer unserer verlässlichsten Kooperationspartner, da unterstützen wir umgehend mit allen Kräften", so Resperger. Mit montierten Schneeketten sei die Anreise zudem problemlos verlaufen. Jetzt ist langer Atem gefragt: "Der Einsatz wird einige Tage andauern", so der Feuerwehrsprecher.

+++ So bereiten Sie sich auf ein Blackout vor +++

Am Schneeberg, für den seit Dienstag auch die Lawinenwarnstufe 4 gilt, ist die Situation ebenfalls prekär. "Am Lahning Ries ist bereits eine größere Lawine abgegangen, wir haben jetzt am Fadendreieck eine Lawine künstlich abgesprengt", erzählt Lawinenmelder und Schneebergkenner Karl Tisch im "Heute"-Gespräch. Dabei kam es auch zu einer nicht ungefährlichen Situation: Während der kontrollierten Sprengung, umgingen Tourengeher einfach die Absperrung und spazierten durch die Sperrzone.

Drei Meter Schnee am Schneeberg

Zudem bläst der Wind derzeit mit rund 80 bis 90 km/h über die höchste Erhebung Niederösterreichs. Tisch rät Tourengehern zuhause zu bleiben. Sein Tipp: "Erst am zweiten oder dritten Schönwetter-Tag auf den Berg gehen. Am ersten Tag lösen sich meist noch Lawinen, weil alle das Wetter ausnutzen wollen."

Drei Meter Schnee liegen auf Höhe der Krempelhütte bereits.

Auf der Rax ist der Zugang zum Waxriegelhaus über den Preiner Gscheid seit Montagabend bis mindestens Freitag gesperrt. Die Hütte läuft im Notbetrieb.

3,4 Meter Schnee am Gamsstein

Am Gamsstein in Hollenstein an der Ybbs (Amstetten) zählt man 3,4 Meter Schnee, die Gemeinde rät ebenfalls von Spaziergängen im Freien ab, das Skigebiet Königsberg wurde teils gesperrt.

Am Ötscher (Scheibbs) wird weiter Ski gefahren, allerdings sind die Ötscherbahn am Kleinen Ötscher aufgrund des Windes gesperrt, am Großen Ötscher steht der Doppelsessellift still, weil ein umgestürzter Baum im Seil hängt. Auch Lawinensprengungen am Großen Ötscher sind geplant – ab Dienstagabend besteht Betretungs- und Befahrungsverbot.

Bundesheer: "Einsatzkräfte in Bereitschaft"

In Göstling an der Ybbs, wo am Montag das Skigebiet Hochkar evakuiert wurde, hat sich die Situation am Dienstag weiter verschärft. "Nach der Besprechung der Lawinenkommission wurde beschlossen, ab der Mautstelle der Alpenstraße drei Kilometer weit zu räumen, danach wird wieder gesperrt. Das Skigebiet ist weiter nicht erreichbar", schildert Bürgermeister Friedrich Fahrnberger im "Heute"-Gespräch. Weiters wolle man – sofern es das Wetter zulässt – Erkundungsflüge machen, um gezielt Lawinen sprengen zu können. Fahrnberger forderte für die Ausschaufelarbeiten von Objekten im Skigebiet bereits das Bundesheer an. "Das Heer kann aber erst helfen, wenn die Straße frei ist", so der Ortschef.

"Von der zivilen Einsatzleitung in NÖ wurde derzeit noch kein Einsatz von Soldaten angeordnet. Die zivile Einsatzleitung steht mit dem Bundesheer in engem Kontakt und Kräfte des Bundesheeres für Einsätze sind in Bereitschaft", bestätigt Oberstleutnant Thomas Stöckl vom Militärkommando NÖ gegenüber "Heute".

Die Chefitäten der Einsatzorganisationen trafen sich Dienstag jedenfalls in Göstling, um den weiteren Fahrplan genau durchzugehen. VP-Landesvize Stephan Pernkopf, nö. Militärkommandant Martin Jawurek, nö. Feuerwehrchef Didi Fahrafellner machten sich ein Bild vor Ort.

Kuriose Meldung am Rande: Der Skilift in Breitenfurt bei Wien musste heute ebenfalls gesperrt werden – allerdings nicht wegen des anhaltenden Schneefalls, sondern wegen des "Warmwettereinbruchs".

Eine Übersicht über gesperrte bzw. geöffnete Pisten finden Sie zudem hier.

(nit)