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Blamage: Sotheby's bliebt auf 40-Mio-Schiele sitzen

Heute Redaktion
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Sotheby's wollte mit Egon Schieles "Danae" schwerreiche Kunstsammler locken, doch niemand biss an: Das Bild wurde kurzfristig aus der Auktion genommen

Sothteby's New York schätzte "Danae" vom österreichischen Künstler Egon Schiele auf 30 bis 40 Millionen Dollar (umgerechnet ca. 28 - 37 Mio. Euro). Oft können sich diese Schätzwerte bei der Versteigerung in Rekordzeit verfielfachen. Darauf hofften wohl auch die New Yorker. Am Dienstag hätte das österreichische Meisterwerk versteigert werden sollen, die Auktions-Welt hielt den Atem an.

Statt eines Bieterkampfes kam es zu einer bombigen Blamage: Kurz vor der Auktion musste der Akt aus dem Jahr 1909 aus der Versteigerung genommen werden. Niemand wollte auch nur den Mindestpreis aufbringen.

Briten-Milliardär bleibt auf Bild sitzen

Der Besitzer der "Danae" wurde von Sotheby's nicht angegeben. Der britische Milliardär Joe Lewis besaß es aber 2013, denn damals borgte er es dem Philadelphia Museum of Art für eine Ausstellung. Sotheby's gab an, dass die "Danae" zum letzten Mal 2007 den Besitzer wechselte. Es wird spekuliert, dass Sotheby's den Preis so hoch ansetzte, um Lewis den Verkauf schmackhaft zu machen. Bestätigt ist dieses Gerücht jedoch nicht.

Zum Vergleich: Kaiserin Sisis Verlobungsbild, das 60 Jahre über dem Bett von Kaiser Franz Joseph hing, wurde vor der Auktion Ende April auf 300.000-400.000 Euro geschätzt und ließ die Kassen des Wiener Dorotheums mit 1,5 Millionen Euro, einem vielfachen des Schätzpreises, gehörig klingeln.

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"Danae": Guter Klimt, schlechter Schiele

Schiele malte seine "Danae" schon sehr jung. Er war erst 19 Jahre. Die mythische Schönheit "Danae" wurde als das größte von Schieles frühen Meisterwerken angepriesen. Es wird angenommen, dass der junge Künstler die "Danae" seines großen Vorbilds Gustav Klimt 1908 ausgestellt sah. Er ließ sich von der erotischen Geschichte ebenfalls inspirieren. Das dürfte eines der Verkaufshindernisse gewesen sein. "Es ist ein sehr gutes Gemälde für einen Klimt, aber es ist nicht gut für einen Schiele", zitiert "Artnet" den Pariser Kunsthändler Christian Ogier.



Wie man eine Prinzessin als Goldregen schwängert


Danae wurde im alten Griechenland von ihrem königlichen Vater eingesperrt, weil das Orakel ihm vorhersagte, dass sein Enkel ihn umbringen werde. Göttervater Zeus entdeckte die schöne Königstochter im Verlies und kam in Form eines Goldregens (!) über sie. Künstler und Schüler humanistischer Gymnasien inspirierte diese Geschichte jahrhundertelang. Klimt und Schiele waren da keine Ausnahme. Prompt wurde die Prinzessin schwanger, das Resultat war der Held Perseus, der später nicht nur seinen Großvater unabsichtlich mit einem Diskus erschlug, sondern auch der schlangenköpfigen Medusa den Kopf abhackte.

Sotheby's NY suchte sich einen Experten, um ihren reichen Kunden das Schiele-Bild zu erklären. Fündig wurde das Auktionshaus in Wien – bei Klaus Albrecht Schröder, dem Chef der Albertina. Deshalb ist das US-Video auch in schönstem Deutsch:



Schräg, verrückt, sauteuer: Die irrsten Versteigerungen:

Österreicherin versteigert Jungfräulichkeit im Netz (12.5.)

Sisis Verlobungsbild um über 1,5 Mio. versteigert (3.5.)

Diamant "Pink Star" für 71 Mio. Dollar (4.4.)

Klimt-Gemälde um 57 Millionen (27.3.)

Todes-BMW von Tupac für 1,5 Mio. (5.3.)

Adolf Hitlers Telefon (24.2.)

(lam)

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