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Blauer Brief für die Schule - Was im System schieflä...

Land: D, Genre: Beruf + Bildung

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Das Klima im Klassenzimmer wird rauer. Kinder zappeln, schreien und buhlen um Aufmerksamkeit, der Unterricht wird oft zur Nebensache. Es gibt viele neue Herausforderungen. Lehrer müssen inzwischen auch Sozialarbeiter, Coach und Psychologe sein. Pädagogen klagen über Personalmangel und fehlende Konzepte, sie stoßen an ihre Belastungsgrenzen. "ZDFzoom" fragt: Was muss sich ändern, damit das Lehren und Lernen wieder besser gelingt? Es gab Zeiten, da herrschte Ruhe und Disziplin im Klassenzimmer. Der Lehrer stand vorne am Pult oder an der Tafel und unterrichtete. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. War früher denn alles besser? Nein, es war anders. Heute reicht der Frontalunterricht von einst längst nicht mehr aus, um Wissen zu vermitteln. Die Gesellschaft hat sich verändert, es gibt immer mehr verhaltenssauffällige Kinder, dazu sind Inklusion und Integration große Herausforderungen für die Pädagogen. Der Lehrerberuf hat sich stark verändert: Neben dem Unterricht müssen Lehrer vor allem auch Sozialarbeiter, Psychologen & Co.ach sein. Doch dafür sind sie oftmals nicht genügend ausgebildet, kritisiert Prof. Dr. Norbert Seibert von der Universität Passau: "Wir brauchen weit mehr Pädagogik, um auf das individuelle Kind eingehen zu können. Wir brauchen mehr Verständnis, mehr Psychologie. Die Probleme, die die Kinder haben, sind keine Sachprobleme, das sind zwischenmenschliche Probleme. Und dafür bilden wir nicht aus." Dazu herrscht in vielen Bundesländern noch immer akuter Lehrermangel. Häufig übernehmen Quereinsteiger den Unterricht. Der Grund: Die zuständige Kultusministerkonferenz ist jahrelang von viel zu niedrigen Schülerzahlen ausgegangen. Bis Mai 2018 hatte man weder die geflüchteten Kinder noch den starken Geburtenzuwachs in die bundesweite Lehrerbedarfsplanung eingerechnet. Verbände und Stiftungen warnen seit Jahren vor einem gravierenden Lehrermangel. Doch erst in diesem Frühjahr hat auch die zuständige Kultusministerkonferenz zum ersten Mal eine Prognoselücke von mehr als einer Million Kindern bestätigt. Können Politiker nicht rechnen? Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz und Bildungsminister in Thüringen, Helmut Holter (Die Linke), gibt gegenüber "ZDFzoom" die Versäumnisse offen zu: "Das ist wirklich die Frage, die mich auch bewegt. Auf der einen Seite haben wir einen Personalüberhang gehabt, sind Sparprogramme der Länder verabschiedet worden, um den Haushalt zu konsolidieren und dabei ist auch Personal abgebaut worden. Darunter sind auch Lehrerinnen und Lehrer, die abgebaut wurden. Niemand hat daran gedacht, dass wir in Zukunft wieder mehr Schülerinnen und Schüler haben werden und dass wir einen Aufwuchs brauchen. Hier ist keine vorausschauende Politik betrieben worden." Für die "ZDFzoom"-Dokumentation hat Autorin Valerie Henschel in Schulen recherchiert und gedreht. Das Fazit: Das Klima im Klassenraum ist angespannt und rau. Lehrer und Schüler leiden darunter. In der Politik gibt es bislang für diese Probleme kaum Lösungen. Dass es auch anders geht, zeigt der Blick nach Australien. Hier stellen Schulen ihr Konzept gerade um. Mehr Teamarbeit, mehr Freiraum für die Unterrichtsgestaltung und flexible Konzepte sind ein Mittel, um Schule effektiver zu gestalten. Mehr unter www.zoom.zdf.de