Österreich

Blick aufs Smartphone häufigste Unfallursache

Laut einer Studie des ÖAMTC ist Ablenkung die häufigste Unfallursache. Beinahe ein Drittel aller Crashs sind auf Unachtsamkeit zurückzuführen. 

Michael Rauhofer-Redl
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Ablenkung ist die häufigste Unfallursache in Österreich.
Ablenkung ist die häufigste Unfallursache in Österreich.
ÖAMTC

In der Unfallstatistik 2019 zählte Unachtsamkeit/Ablenkung mit 31,4 Prozent weiterhin zu den häufigsten Unfallursachen im österreichischen Straßenverkehr. Das ergab eine Studie des Automobilclubs ÖAMTC. Zudem sind die Zahlen im Bereich von Gegenverkehrsunfällen alarmierend: 2019 verunfallten 139 Personen tödlich, weil sie oder der Unfallgegner in den entgegenkommenden Verkehr gerieten.

Eine aktuelle Fahrstudie des Mobilitätsclubs, die gemeinsam mit dem ADAC im ÖAMTC Fahrtechnik Zentrum Teesdorf mit 45 Probanden durchgeführt wurde, untersuchte mögliche Auswirkungen unterschiedlicher Nebentätigkeiten auf das Fahrverhalten und die Verkehrssicherheit beim Lenken von Pkw, Fahrrad und E-Tretroller. Im Rahmen der Studie konnten bei allen untersuchten Nebentätigkeiten, dazu zählten u. a. das Hantieren mit Gegenständen, das Trinken aus der Wasserflasche, die Verwendung des Smartphones sowie die Nutzung des Navis während der Fahrt, gravierende Beeinträchtigungen der Fahraufgabe nachgewiesen werden – unabhängig vom Fahrzeugtyp.

Probanden wussten von Studie nichts

"Wir haben unsere Probanden im Zuge von Testfahrten vor Aufgaben gestellt, die in der Realität häufig durchgeführt werden. Dabei konnten wir aufzeigen, dass ablenkende Tätigkeiten zu massiven Fahrfehlern führen, auch wenn man fit und erfahren hinter dem Steuer ist. So wären neun von zehn Autofahrern mit einem plötzlich auftauchenden Hindernis kollidiert und mehr als ein Drittel der Probanden überfuhren zumindest einmal die Mittellinie, was in einer realen Situation dazu führen würde, dass sie zwischen 3,5 und 4 Sekunden im Gegenverkehr landen", erklärt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Den genauen Grund der Studie kannten die Probanden nicht. Sie dachten, dass es sich um einen Fahrwettbewerb handelt.

➤ Das Fazit der Expertin: "Jede ablenkende Tätigkeit, die wir untersucht haben, so banal diese auch erscheinen mag, hatte messbare Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Unsere Probanden haben sich dabei oft besser eingeschätzt als sie tatsächlich waren. Die Fehlinterpretation der eigenen Leistung kann zu gefährlichen Unfällen führen."

Besonders fielen bei den Testfahrern gravierende Spurhaltefehler, eine veränderte Fahrdynamik, verminderte Handzeichensetzung und eine reduzierte Anhalte-Bereitschaft an Hindernissen und Verkehrszeichen auf.

"Für die Probanden mit einspurigen Fahrzeugen waren die Aufgaben ebenso fordernd, wenn sie mit einem Smartphone oder einer Wasserflasche zu hantieren hatten oder die richtige Blicktechnik anwenden sollten, ohne dabei die allgemeinen Verkehrsregeln zu missachten. Dabei kam es trotz umfangreicher Sicherungsmaßnahmen zu massiven Fahrfehlern und sogar zu Stürzen", berichtet Seidenberger.

Oft in den Gegenverkehr geraten

Das Tempo-, Blick- und Spurhalteverhalten war deutlich beeinträchtigt, die Pkw-Teststrecke wurde häufig und lange im "Blindflug" – auch im Gegenverkehrsbereich – absolviert. "Viele Studienteilnehmer wären mit hohem Tempo gegen ein Hindernis gefahren – sie leiteten weder zeitgerecht noch kräftig genug die Bremsung ein. Durchschnittlich wurde vier Mal pro Fahrt auf den Bildschirm des Navigationsgeräts geblickt, was etwas mehr als 6 Sekunden bzw. über 100 Meter "Blindflug" entsprach.

"Die Ergebnisse aus unserer aktuellen Fahrstudie zeigen, dass Gefahren durch Ablenkung am Steuer unterschätzt werden. Die Risiken und möglichen Folgen sollten daher stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit von Lenkern aller Fahrzeugtypen gerückt werden, etwa im Rahmen der Fahrausbildung", so die Verkehrspsychologin.

"Bei Fahrradfahrern ließe sich schon bei der Schulung zur freiwilligen Fahrradprüfung ansetzen. Anbieter von Leihfahrzeugen sollten ihre Nutzer ebenfalls stärker auf die Wichtigkeit von Sicherheitsausrüstung hinweisen. Bei Pkw-Lenkern könnte auf das Thema Unachtsamkeit in der Aus- und Weiterbildung stärker eingegangen werden, beispielsweise mit der Hilfe von anschaulichen Übungen oder Demonstrationen, wie dies schon in den Mehrphasen-Trainings der ÖAMTC Fahrtechnik gemacht wird."

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