Wien

E-Scooter am Gehsteig wird für blinde Wienerin zu Falle

Ein Sturz und monatelange Schmerzen: Eine sehbehinderte Seniorin stolperte über einen falsch abgestellten E-Scooter und verletzte sich schwer. 

Natalia Anders
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    Irmgard leidet an ihren Blutergüssen bis heute
    Irmgard leidet an ihren Blutergüssen bis heute
    Symbolbild / Hilfwerk der Blinden und Sehbehinderten Österreich

    E-Roller sind aus dem Stadtbild kaum mehr wegzudenken. Leider werden diese auch überall dort abgestellt, wo man sie gerade nicht haben möchte – nämlich mitten auf dem Gehweg. Das sorgt immer wieder für Ärger und sogar für Gefahren im Alltag. Bis zu 54 Prozent der Roller werden am Gehsteig selbst abgestellt, jeder zehnte Scooter wird so geparkt, dass er eine Gefahr für Fußgänger darstellt.

    Besonders gehandicapte Personen sind von den stehenden E-Roller bedroht – so wie die sehbehinderte Wiener Pensionistin Irmgard W. Als die 78-Jährige vor Monaten am Rochusmarkt einen Zebrastreifen überqueren wollte, stolperte sie über einen E-Scooter und stürzte zu Boden. Glücklicherweise bemerkten Passanten ihren schweren Sturz und halfen ihr auf.

    Nachdem sie wieder auf den Beinen stand, dachte sie zunächst nicht, wie schlimm ihre Verletzungen tatsächlich waren. Zu Hause angekommen, bemerkte sie jedoch, dass ihr Bein voller Blutergüsse war. Kurz darauf konsultierte sie einen Orthopäden – und der war von den Hämatomen schockiert.

    "Niemand nimmt Rücksicht auf uns Behinderte"

    Der Sturz hatte für die 78-Jährige schwere Folgen. Zwei Monate später ist ihr Bein noch immer nicht verheilt, bis heute leidet die Seniorin an den schmerzhaften Blutergüssen. Aus Angst vor Hindernissen traut sich die Sehbehinderte gar nicht mehr alleine auf die Straße. "Im 3. Bezirk liegen überall E-Scooter auf dem Weg, einige fahren sogar auf dem Gehsteig herum. Niemand nimmt Rücksicht auf uns Behinderte", ärgert sich Irmgard im Talk mit "Heute"

    "Leide seit Monaten unter den Konsequenzen"

    Die 78-Jährige leidet seit ihrer Geburt an starker Kurzsichtigkeit. Sie hat ein Sehvermögen von gerade einmal 40 Prozent, das heißt, dass sie alles nur sehr verschwommen wahrnimmt. Für Sehbehinderte können auch nur die kleinsten Stolpersteine im Alltag zur großen Gefahr werden. "Die Menschen denken nicht daran, dass so banale Dinge, wie falsch geparkte E-Scooter, für andere zur Bedrohung werden können. Ich leide an dem Sturz jetzt schon monatelang", so die Seniorin.  

    Sheriffs kontrollieren geparkte Roller

    Seit April 2020 gibt es eine Regelung, die besagt, dass E-Roller nur auf Gehsteigen, die mindestens vier Meter breit sind, abgestellt werden dürfen. In der Praxis schaut das Ganze jedoch anders aus. Deswegen kontrollieren so genannte "E-Scooter-Sheriffs" in einigen Wiener Bezirken die Abstellplätze der Elektro-Roller. In Wien gibt es derzeit Schätzungen zufolge über 4.000 E-Scooter – alle zu kontrollieren, ist also de facto unmöglich. 

    Hilfsgemeinschaft der Blinden appelliert für mehr Rücksicht

    Auf mehr Rücksicht und Empathie hofft nun die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen in Österreich. Sie helfen sehbehinderten Menschen dabei, ihren Alltag besser zu bewältigen. Vorsitzender Elmar Fürst appelliert deshalb an alle Straßenteilnehmer: "Wir bitten um mehr Rücksicht, um zu vermeiden, dass die schwächsten Verkehrsteilnehmer im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kommen.“

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