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Blinder Rapid-Masseur: "Ich sehe mit meinen Händen"

Patrick Bitzinger absolviert bei Rapid ein Praktikum als Masseur. Er ist seit seinem siebenten Lebensjahr blind. "Heute" fragte nach.

Erich Elsigan
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Patrick Bitzinger (r.) bei der Arbeit
Patrick Bitzinger (r.) bei der Arbeit
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14 Spiele in 57 Tagen – Rapid startete mit einem Mammut-Programm in die Saison. Am Donnerstag wartet in der Europa League mit Genk bereits der nächste harte Brocken.

Patrick Bitzinger sorgt dafür, dass wieder topfitte Spieler auf dem Platz stehen. Der Waldviertler absolviert bei den Hütteldorfern ein Praktikum als Masseur. Die Besonderheit: Er ist blind.

"Ich fühle den Muskel"

"Aus medizinischer Sicht sehe ich auf dem rechten Auge ein Prozent, also Umrisse auf ein bis zwei Meter Entfernung", erzählt der 26-Jährige "Heute". Beim Durchkneten der Spieler kein Problem. "Ich fühle den Muskel, erkenne den Verlauf, ertaste die Struktur der Knochen, sehe quasi mit meinen Händen." Dass sein Tastsinn besonders gut ausgeprägt ist, will er jedoch nicht bestätigen. "Da fehlt mir der Vergleich. Es ist sicher nicht so, dass jeder Blinde automatisch gut massiert. Vielleicht gibt es mehr Naturtalente."

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    Patrick Bitzinger massiert die Rapid-Spieler.
    Patrick Bitzinger massiert die Rapid-Spieler.
    zVg

    Das Augenlicht verlor Bitzinger, als er sieben Jahre alt war. "Ich kam mit einem Wasserkopf zur Welt. Mir wurde eine Leitung in den Bauch gelegt, damit die Hirnflüssigkeit abfließen kann. Die war dann blockiert. Der Druck hat den Sehnerv abgequetscht", erzählt er ohne Wehmut. "Ich weiß noch, wie eine Kuh aussieht, kann mir Dinge vorstellen. Aber ich habe keine Erinnerung ans Sehen an sich."

    Zum Massieren kam der Jimmy-Hoffer-Fan über Umwege. "Eine Freundin hat mich darauf gebracht. Ich wollte eigentlich Sportwissenschaften studieren, das ging aber nicht." Aktuell absolviert Bitzinger die Ausbildung zum Heilmasseur, medizinischer Masseur ist er bereits. Bei Rapid lebt er seinen Traum – zwei Mal pro Woche bei den Profis, ein Mal bei der zweiten Mannschaft. "Es taugt mir extrem, in diesem Team zu sein."

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