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Blinkende Leuchtreklame am Stephansdom-Dach

Heute Redaktion
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Ein Mobilfunk-Gigant projiziert am Silvesterabend Werbung auf das Dach des Wiener Steffls. Darunter prangt ein Riesen-Sujet eines Getränkeherstellers. Das sagt Dompfarrer Toni Faber dazu.

In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr herrscht traditionell Hochbetrieb am Wiener Stephansplatz – und in seinem berühmtesten Wahrzeichen, dem Dom. Dieses Faktum entdecken nun offenbar auch immer stärker die Werbetreibenden für sich. Sie platzieren ihre Botschaften am bekannten Bauwerk in Wiens innerster Stadt – und hoffen auf Aufmerksamkeit von Einheimischen und Touristen. Das Ansinnen dürfte ganz offensichtlich von Erfolg gekrönt sein. Eine "Heute"-Leserin filmte in der Nacht auf Dienstag eine Leuchtreklame am Dach des Steffls. Dabei handelte es sich um eine Generalprobe für den Silvesterabend.

Mobilfunker mit Neujahrswünschen

Ein Telekommunikationsunternehmen projiziert am Mittwoch ab Einbruch der Dunkelheit seine Wünsche auf das Gotteshaus im ersten Wiener Bezirk. "Ein gutes neues Jahr wünscht A1" bekamen Vorbeispazierende bei einem Testlauf bereits tags zuvor zu lesen. Abwechselnd zum Schriftzug des Unternehmens durfte ein Priester seine Botschaft an das gläubige Volk bringen. "5G-ottes Segen für 2020. Ihr Dompfarrer Toni Faber" stand da dann in weißen Lettern am Schrägdach des Stephansdoms. Eine Anspielung auf das 5G-Netz. Direkt darunter prangte ein klassisches Sujet eines Getränkeherstellers an der Sandstein-Fassade – das schmeckt nicht jedem, denn ein Gotteshaus solle nicht als Werbefläche herhalten müssen, findet unsere Leserin.

Toni Faber: "Ja, A1 wollte das machen und spendet im Gegenzug für den Dombau. Mir waren die Segensworte sehr wichtig."

Von "Heute" auf die Leuchtreklame auf "seinem" Stephansdom angesprochen, sagte Toni Faber am Silvestertag: "Ja, es stimmt, A1 wollte das unbedingt machen und spendet im Gegenzug für den Dombau, die Renovierung der Orgel und leistet auch einen Beitrag für die Pfarrgemeinde, um etwa das Pfarrblatt drucken zu können. Mir war aber wichtig, dass ich auch den Segen Gottes transportieren konnte, das Unternehmen hat hier auch sofort eingewilligt." In welcher Höhe man den Obolus verorten kann, wollte der Geistliche nicht benennen. Es sei "ein überschaubarer Betrag". Auf der gegenüberliegenden Seite des Doms wird in der Silvesternacht übrigens eine EU-Flagge auf das Curhaus geworfen – Österreich feiert ja zu Neujahr 25 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union.

"Für die Cola-Werbung am Stephansdom bekam ich einige Beschwerdebriefe. Ich habe das etwas unterschätzt."

Auch zu dem Werbebanner eines Getränkekonzerns nahm Faber, der derzeit auf Skiurlaub weilt, im Telefonat mit "Heute" Stellung. "Das ist eine gemeinsame Aktion für Bedürftige mit der Caritas. Ich muss gestehen, ich habe das Thema etwas unterschätzt und für die Coca-Cola-Werbung am Stephansdom einige Beschwerdebriefe erhalten", erzählt der Priester. "Dabei", so Faber, "habe ich das vom Unternehmen gewünschte Weihnachtsmann-Bild abgelehnt. Denn das geht nun wirklich nicht, ich kann nicht in meinem Predigten für das Christkind eintreten und dann eine Werbefläche für den Weihnachtsmann verkaufen."

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