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Blockade durch Israel – in Gaza wird Trinkwasser knapp

Israel hat die Lieferung von Strom, Treibstoff und Lebensmitteln nach Gaza eingestellt. Dies hat massive Auswirkungen auf die zivile Bevölkerung.

20 Minuten
Im Gazastreifen droht eine humanitäre Krise.
Im Gazastreifen droht eine humanitäre Krise.
IMAGO/ABACAPRESS

Kein Strom, kein Essen, kein Wasser und kein Treibstoff – die israelische Regierung verkündete am Montag eine komplette Abriegelung des Gazastreifens. Gleichzeitig nimmt das israelische Militär weiterhin Ziele in Gaza ins Visier und macht ganze Blocks dem Erdboden gleich.

Welche Auswirkungen eine solche Versorgungsblockade auf die Bevölkerung in Gaza, in der über 40 Prozent der Bewohnenden unter 14 Jahre alt sind, hat, ist derzeit noch schwer abschätzbar. Klar scheint: Es herrscht Chaos.

Stromversorgung soll bereits eingestellt sein

Mehrere Hilfsorganisationen mit Personal vor Ort, die "20 Minuten" am Dienstag angefragt hat, konnten sich zur aktuellen Lage noch nicht oder nur kurz äußern: Die Situation sei noch zu unübersichtlich. Einige Hilfsorganisationen haben ihre Arbeit aufgrund der fortwährenden Angriffe durch Israel aus Sicherheitsgründen gar aussetzen müssen.

Die erst am Montag angekündigte Blockade im Gazastreifen soll bereits aktiv sein. Der Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Jens Laerke, warnte am Dienstag vor der gekappten Wasserversorgung: "Diese Entscheidung betrifft mehr als 610.000 Menschen im Gazastreifen und wird zu einem schweren Mangel an Trinkwasser führen."

In den sozialen Medien kursieren derweil nicht verifizierte Videos, die zeigen sollen, wie das israelische Militär die Wasserzufuhr nach Gaza unterbricht.

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    <strong>Mindestens 260 Tote</strong> – das ist die Horror-Bilanz des Überraschungsangriffs der Hamas auf das <strong>Nova-Musikfestival</strong> beim israelischen Kibbuz Re'im am 7. Oktober 2023.
    Mindestens 260 Tote – das ist die Horror-Bilanz des Überraschungsangriffs der Hamas auf das Nova-Musikfestival beim israelischen Kibbuz Re'im am 7. Oktober 2023.
    South First Responders / AFP / picturedesk.com

    Zudem sollen laut Laerke die israelischen Behörden die Stromversorgung des Gazastreifens bereits eingestellt und die Stromzufuhr auf drei bis vier Stunden pro Tag reduziert haben. "Das Gaza-Kraftwerk ist derzeit die einzige Stromquelle und könnte in den nächsten Tagen keinen Treibstoff mehr haben", erklärte er.

    Abwasser fließt ungeklärt ins Mittelmeer

    Welche Auswirkungen regelmässige Stromausfälle auf die Bevölkerung haben, zeigte eine Untersuchung aus Gaza des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) von 2021. Bei einer reduzierten Stromversorgung werde der Alltag der Bevölkerung stark eingeschränkt. Es sei fast unmöglich, die täglichen Aufgaben im Haushalt zu erledigen, da sämtliche elektrische Geräte ausfallen würden.

    Ein Sprecher des IKRK vor Ort spricht von einer dramatischen Lage in Gaza. Strommangel bringe die Krankenhäuser in Gefahr und aufgrund von ausgefallenen Kläranlagen führten dazu, dass das Abwasser ungefiltert ins Mittelmeer fließe. Das ungeklärte Abwasser habe zur Folge, dass sich antibiotikaresistente Bakterien rasch verbreiten und die Gesundheit der Bevölkerung gefährden.

    NGO warnen von "Kriegsverbrechen"

    Für das Vorgehen Israels hagelt es international scharfe Kritik. UN-Generalsekretär António Guterres hat sich besorgt über die Belagerung des Gazastreifens geäußert. Er sei "zutiefst erschüttert" über die als Reaktion auf den Großangriff der Hamas verhängte Maßnahme. "Die humanitäre Lage im Gazastreifen war schon vor den Kämpfen extrem schlecht, jetzt wird sie sich noch exponentiell verschlechtern."

    Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Völker Türk, äußerte sich noch deutlicher: "Die Auferlegung von Belagerungen, die das Leben von Zivilisten gefährden, indem sie ihnen überlebenswichtige Güter vorenthalten, ist nach dem humanitären Völkerrecht verboten." Die NGO "Human Rights Watch" nennt die Blockade gar eine "Kollektivbestrafung, die ein Kriegsverbrechen darstellt".

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      Nach den Angriffen der Hamas hat Israel bereits "mehr als 500" Hamas-Ziele im Gazastreifen getroffen.&nbsp;
      Nach den Angriffen der Hamas hat Israel bereits "mehr als 500" Hamas-Ziele im Gazastreifen getroffen.
      MAHMUD HAMS / AFP / picturedesk.com