Der Gewinner des ersten Festivaltags am Frequency in St. Pölten? Die lässigen Franz Ferdinand mit knackigem Britpop? Oder doch Tenacious D - bestehend aus Hollywood-Star Jack Black und seinem Mitstreiter Kyle Gass - mit knarzendem Klamaukrock? In der Nacht auf Freitag ging der Sieg eindeutig an das gewichtige Headliner-Duo.
Schon fast zu routiniert schüttelten Franz Ferdinand Donnerstagabend die Akkorde aus den Ärmeln ihrer hübsch gebügelten Hemden. Die erste Nummer des Sets "No You Girls" tönte flockig-lässig aus den Boxen, es folgten "Right Action" vom am 23. August erscheinenden Longplayer "Right Thoughts, Right Words, Right Action" (Domino Records/Goodtogo), ein feuriges "Do You Want To" und ein nicht minder zündendes "Walk Away". Neue Nummern fügten sich wie selbstverständlich in die Songs der ersten drei Franz-Ferdinand-Alben ein. Das war äußerst stimmig, aber nicht sonderlich spannend. Nach vier Jahren Funkstille hätte man sich die eine oder andere Überraschung gewünscht und nicht Melodien, die man von den Glasgowern schon seit mittlerweile 2001 kennt.
The D begeisterten
Halbglatze, Doppelkinn, Wampe - Tenacious D haben alles, wirklich alles, was Rockstars üblicherweise ganz und gar nicht ausmacht. Bei ihrem Österreich-Debüt spielten sie gewitzt darauf an. "Ein gut aussehendes Publikum. Vielleicht ein bisschen zu gut aussehend", begrüßte Black die Fans und legte einen Auftritt hin, der kein Hardrock-Klischee ausließ: Der vom aktuellen Album bekannte Phönix wurde ausgepackt, der mehr an ein überdimensionales Geschlechtsteil als ein Federvieh erinnerte, blaue Eier wurden besungen, und zu guter Letzt kämpften die beiden musikalisch gegen den Leibhaftigen an. Das war mehr Kabarett als Konzert, Schwachsinn par excellence, dargeboten auf akustischen Gitarren, begleitet von einer famosen Band und einer johlenden Masse vor der Hauptbühne.
Der unterkühlte Synthie-Pop der Fantasievögel von Empire Of The Sun war zuvor nicht mehr als ein pulsierender, schnell verpuffender Pausenfüller. Die Stimmungsgaranten Flogging Molly mussten die undankbare Aufgabe übernehmen, auf der kleineren Bühne zeitgleich mit Tenacious D aufzutreten, schlugen sich aber wacker. 3 Feet Smaller und Kraftklub hatten das Publikum bereits auf die nötige Betriebstemperatur gebracht.
Viele Hochkaräter warten noch auf die Fans
Auch an den folgenden Tagen halten sich mit Headlinern wie System Of A Down und den Toten Hosen ganz Frequency-untypisch harte Töne mit Indie-Rock die Waage. Franz-Ferdinand-Schlagzeuger Paul Thomson hat kein Problem, auf einem Festival neben härteren Acts aufzutreten: "Ich bin selbst ein großer Metal-Fan", sagte er. "Wir alle in der Band lieben Gitarrenriffs." Die lange Pause zwischen dem letzten und dem aktuellen Album nutzte Thomson dazu, sich zu klimatisieren, "einfach Zeit mit Freunden, mit der Familie zu verbringen". Er sei aber gleichzeitig hungrig nach der Musik und nach Franz Ferdinand gewesen, erklärte der Drummer mit blitzenden Augen. "Eines unserer Erfolgsgeheimnisse ist der Humor. Bands, die sich selber zu ernst nehmen, hab ich noch nie gemocht."
Für Freitag haben sich u.a. Pennywise, Miles Kane, Thees Uhlmann, Casper und Left Boy angesagt. Zu den Highlights am abschließenden Samstag zählen Friska Viljor, Jake Bugg, James Blake, Tricky und Nick Cave & The Bad Seeds. In Summe werden mehr als 130.000 Besucher erwartet.
Das Festival-Programm auf den zwei Hauptbühnen:
Freitag, 16.08.
Space Stage
13:30-14:05 Tonbandgerät
14:20-15:00 Willy Moon
15:15-15:55 Pennywise
16:10-16:50 Imagine Dragons
17:10-18:00 Awolnation
18:30-19:30 Fall Out Boy
20:00-21:10 Casper
21:40-22:55 Bad Religion
23:30-01:00 System Of A Down
Green Stage
14:25-15:00 OK Kid
15:25-16:05 Sizarr
16:25-17:15 Miles Kane
17:35-18:25 Thees Uhlmann
18:55-19:45 Madsen
20:15-21:15 Crystal Castles
21:45-22:45 Left Boy
23:15-00:30 Nero (live)
Samstag, 17.08.
Space Stage
14:30-15:10 Friska Viljor
15:30-16:10 Brendan Benson
16:40-17:30 Jake Bugg
18:00-19:00 The Gaslight Anthem
19:30-20:30 Skunk Anansie
21:00-22:10 Billy Talent
23:00-01:00 Die Toten Hosen
Green Stage
14:25-15:00 Slow Magic
15:25-16:05 Little Boots
16:25-17:15 Jonathan Jeremiah
17:35-18:25 Max Herre
18:55-19:45 James Blake
20:15-21:15 Hurts
22:00-23:00 Tricky
23:30-00:40 Nick Cave & The Bad Seeds
Was am Anreisetag und am ersten Festivaltag passiert ist, lesen Sie auf Seite 2 nach...Und das bei einem Musikfestival - zum Frequency-Start Donnerstagnachmittag in St. Pölten war vor allem eines gefragt: Ruhe. Die noch spärlich gesäten Besucher entspannten im Schatten und versorgten sich mit Flüssigem. Für den Abend wurden Auftritte von u.a. Kraftklub, Flogging Molly, Franz Ferdinand und Tenacious D erwartet. Regina Spektor hatte kurzfristig abgesagt, ein Grund dafür war zunächst nicht bekannt.
Die Zuschauermenge vor den beiden Hauptbühne war angesichts der Hitze überschaubar. Nur ein paar Mutige wagten sich in die pralle Sonne, andere matchten sich an zwei gegenüberliegenden Ständen mit Spielzeug- und Akustikgitarren. Bei Temperaturen von rund 25 Grad stand Sonnencreme hoch im Kurs, die Haut wurde aber auch mit Henna-Tattoos und Piercings geschmückt.
Erste Nacht verlief ruhig
Das Rote Kreuz empfahl den Besuchern Vorsicht beim Trinken aus Flaschen und Dosen, es könnte sich eine "angriffslustige" Wespe darin verstecken. Für die Rettungskräfte gab es bereits einiges zu tun: Am von vielen Fans als Anreisetag genutzten Mittwoch mussten rund 70 Gäste die Hilfe der Rot-Kreuz-Mitarbeiter in Anspruch nehmen - größtenteils wegen Insektenstichen sowie kleinen Prellungen und Verstauchungen. Die erste Nacht verlief ruhig, teilte das Rote Kreuz St. Pölten mit. Bis Donnerstagnachmittag wurden insgesamt rund 270 Versorgungen durchgeführt, wobei es sich durchwegs um harmlose Verletzungen handelte. 80 Sanitäter und drei Notärzte standen im Einsatz.
"Keine besonderen Vorkommnisse" meldete vorerst das Stadtpolizeikommando. Die Anreise der Festivalgäste habe zwar zu erhöhtem Verkehrsaufkommen auf der Mariazeller Straße (B20) geführt, es gab aber keinen nennenswerten Stau.