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Blutbad in Tempel war gezielter Anschlag
Nach der Schießerei in einem Sikh-Tempel in den USA mit insgesamt sieben Toten und drei Schwerverletzten herrscht Rätselraten über das Tatmotiv. Die Behörden stufen das Blutbad bei ihren Ermittlungen als "eine Art heimischen Terrorismus" ein. Unterdessen äußerten Angehörige der Opfer die Vermutung, dass der Amokschütze die Sikhs mit Muslimen verwechselt habe.
mit insgesamt sieben Toten und drei Schwerverletzten herrscht Rätselraten über das Tatmotiv. Die Behörden stufen das Blutbad bei ihren Ermittlungen als "eine Art heimischen Terrorismus" ein. Unterdessen äußerten Angehörige der Opfer die Vermutung, dass der Amokschütze die Sikhs mit Muslimen verwechselt habe.
Das teilte jedenfalls der zuständige Polizeichef John Edwards am Sonntag (Ortszeit) in Oak Creek (US-Staat Wisconsin) mit. Demnach geht die Polizei offenbar zumindest derzeit von der Annahme aus, dass der Anschlag gezielt der Sikh-Gemeinde galt.
Ein zunächst von dem Behörden nicht identifizierter Mann hatte am Vormittag in dem Tempel das Feuer auf Gläubige eröffnet. Wenig später wurde der Täter dann selbst von einem Polizisten erschossen. Bei dem Angreifer soll es sich nach Berichten von Augenzeugen um einen Weißen handeln. Die Verletzten erlitten nach Angaben eines Krankenhaussprechers zum Teil Schusswunden in der Bauchgegend, im Gesicht und im Nacken. Ihr Zustand sei "kritisch". Zu ihnen zählt ein Polizeibeamter, der laut Edwards von dem Täter unter Beschuss genommen wurde, während er einem Opfer zu helfen versuchte. Ein zweiter Polizist konnte den Schützen dann stoppen.
Dem Sender CNN zufolge wurden im Tempel zwei halbautomatische Waffen sichergestellt. Offiziell bestätigt wurde das aber zunächst nicht.
Obama bekundete "tiefe Trauer"
US-Präsident Barack Obama bekundete "tiefe Trauer" und Anteilnahme. In einer in Washington veröffentlichten Erklärung bot er zugleich Hilfe der Bundesbehörden bei der Aufklärung der Bluttat an und würdigte die Rolle der Sikhs im amerikanischen Leben. Sie seien eine Bereicherung für das Land und "ein Teil unserer erweiterten amerikanischen Familie", erklärte Obama. Auch sein republikanischer Herausforderer bei der Wahl im November, Mitt Romney, verurteilte den "sinnlosen Akt der Gewalt".
Edwards zufolge ist sich die Polizei zunehmend sicher, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. Insgesamt hüllten sich die Behörden aber auch Stunden nach dem Blutbad noch strikt über Einzelheiten des Vorfalls in dem Vorort von Milwaukee in Schweigen. So gab es auch zunächst keine Angaben über die Todesopfer. Mehr Informationen wurden für Montag in Aussicht gestellt.
Sikhs mit Muslimen verwechselt?
Lokalsendern zufolge hielten sich zum Zeitpunkt der Attacke möglicherweise bis zu 100 Menschen in dem Gebäude auf. Die Schüsse seien während Vorbereitungen auf ein gemeinsames Mittagessen der Gläubigen gefallen.
Bei dem Blutbad könnte der Todesschütze seine Opfer nach Einschätzung von Angehörigen der Religionsgemeinschaft mit Muslimen verwechselt haben. "Jeder hier glaubt, dass es sich ganz bestimmt um ein Hassverbrechen handelt", zitierte die New York Times einen Sikh aus der Region namens Manjit Singh nach dem Massaker im Bundesstaat Wisconsin.
"Die Leute glauben, wir sind Muslime." Eine zweite Angehörige der Religionsgemeinschaft namens Ravi Chawla sagte dem Blatt zufolge, die meisten Menschen seien so ignorant, dass sie den Unterschied zwischen Religionen nicht kennen würden. "Nur weil sie einen Turban sehen, denken sie, man sei Taliban." Bei der Schießerei am Sonntag kamen sieben Menschen ums Leben, darunter auch der Attentäter.
Seit 9/11 Verwechslung mit Muslimen Thema
Die viele männliche Sikhs tragen einen Turban und einen ungestutzten Bart, womit sie an strenggläubige Muslime erinnern können. Die New York Times berichtete in ihrer Internetausgabe am Montag, zwar seien vor dem Massaker vom Sonntag keine gewaltsamen Übergriffe gegen Sikhs in Wisconsin bekanntgewesen. Angehörige der Gemeinschaft berichteten aber von wachsender Abneigung seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Sie vermuteten, das hänge damit zusammen, dass Sikhs irrtümlich für Muslime gehalten worden seien.
Der US-Sender CNN zitierte einen Sikh namens Kandwardeep Singh Kaleka, der unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, der Attentäter habe eine "9/11"-Tätowierung getragen - möglicherweise zum Gedenken an die Anschläge vom 11. September.
Amokläufer war Armee-Veteran
Der Todesschütze war nach Informationen von CNN ein Armee-Veteran. Die Identität des Täters, der möglicherweise rassistische Motive hatte, werde frühestens am Montagmorgen (Ortszeit) bekanntgegeben, berichtete der Sender unter Berufung auf Behörden.
Sikhs sind Anhänger einer im 15. Jahrhundert in Nordindien entstandenen religiösen Reformbewegung. Die Sikh-Religion ist mit mehr als 30 Millionen Anhängern die fünftgrößte der Welt. Die meisten Sikhs leben in Indien, aber auch in Großbritannien und in Nordamerika gibt es viele Anhänger. In den USA gehören mehr als 500.000 Menschen der Glaubensgemeinschaft an. Die Sikhs tragen traditionell Turban und Bart. In den USA werden sie vielfach für Muslime gehalten und waren deshalb besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Anfeindungen ausgesetzt.
Erinnerungen an "Batman"-Blutbad
Die jetzige Schießerei passierte nur etwa zwei Wochen nach dem Dort hatte ein Amokläufer bei einer "Batman"-Premiere 12 Menschen erschossen und knapp 60 verletzt. Darauf entbrannte auch wieder eine Debatte über die freizügigen Waffengesetze in den USA. Der Angeklagte James Holmes muss sich wegen Massenmordes vor Gericht verantworten. Ihm droht die Todesstrafe.