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"Blutkünstler" Hermann Nitsch ist gestorben

Einer der bekanntesten Künstler Österreichs, Hermann Nitsch, ist im Alter von 83 Jahren gestorben.

Leo Stempfl
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Hermann Nitsch wurde 83 Jahre alt.
Hermann Nitsch wurde 83 Jahre alt.
Daniel Karmann / dpa / picturedesk.com

Der großartige Aktionskünstler Hermann Nitsch ist gestorben. Zuerst berichtete der "ORF Niederösterreich", nun bestätigt seine Frau Rita, dass er im Mistelbacher Krankenhaus Montagabend friedlich eingeschlafen sei. Der 1938 in Wien geborene "Blutkünstler" sorgte immer wieder mit seiner unkonventionellen und Tabu brechenden Arbeit für Aufsehen und heftige Diskussionen.

Hermann Nitsch war Mitbegründer des Wiener Aktionismus in den frühen 1960er-Jahren, hielt in der Öffentlichkeit künstlerische Aktionen ab, die erst noch mit Farbe, schließlich mit Blut, Eingeweiden und Tierkadavern vonstattengingen. Das brachte ihm harsche Kritik und mehrere Inhaftierungen, aber auch weltweite Anerkennung ein.

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    Große Trauer um Hermann Nitsch. Er malte mit echtem Blut, Fleisch und Fäkalien.
    Große Trauer um Hermann Nitsch. Er malte mit echtem Blut, Fleisch und Fäkalien.
    Helmut Graf

    Orgien-Mysterien-Theater

    Zu dieser Zeit hat er auch das Schloss Prinzendorf in Niederösterreich erworben, restauriert und damit für die Nachwelt gesichert. Es wurde später auch zum Aufführungsort des Orgien-Mysterien-Theaters, das internationale Anerkennung genoss.

    So fand etwa 1998 die Aufführung des 6-Tage-Spiels statt, sein Prestigewerk. Ein Wiederaufleben wird es noch heuer geben: Die ersten beiden Tag finden am 30. und 31. Juli statt. Leider kann er es nicht mehr miterleben.

    "Einer der bedeutendsten Künstler überhaupt"

    Bereits wenige Minuten nach Bekanntwerden bekundet Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ihre Trauer. "Hermann Nitsch war ein Künstler von Weltrang und einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler überhaupt. Wir waren und sind unglaublich stolz, dass er eine so tiefe Verbindung zu Niederösterreich hatte und bei uns in Prinzendorf ein Zuhause gefunden hat. Denn Hermann Nitsch war nicht nur ein großartiger Botschafter unseres Landes in der ganzen Welt, sondern auch eine ganz große Persönlichkeit, die gerne in unserem Land gelebt und unserem Land viel gegeben hat."

    Ein Museum für sein Schaffen gibt es nicht nur in Mistelbach (NÖ), sondern auch in Neapel (Italien). Weitere Betätigungen hatte er als Regisseur und Komponist, den Österreichischen Staatspreis erhielt er 2005 für die bildende Kunst.

    Österreich trauert

    Bundespräsident Alexander Van der Bellen trauert gleichermaßen um den Großmeister des Aktionismus: "Die heimische Kunst ist damit um eine ihrer auch international bedeutendsten Persönlichkeiten ärmer. Konsequent hat Hermann Nitsch über Jahrzehnte hinweg an seinem kultischen Stil gearbeitet, seine Werke und sein Wirken haben niemanden kalt gelassen. Österreich trauert um einen unbestechlichen und faszinierenden Maler und einen beeindruckenden Menschen. Sein Werk wird weiterleben, dessen bin ich mir gewiss."

    Auch Außenminister Alexander Schallenberg bekundet: "Bis in die Gegenwart faszinierte er durch seinen innovativen Geist. Dass er sein 6-Tage-Spiel nicht mehr erleben kann, schmerzt sehr. Er wird in Erinnerung bleiben als einer der ganz großen österreichischen Künstler, der von Prinzendorf über Wien, Bayreuth, Paris und die USA die ganze Welt begeistert und verändert hat. In diesen schweren Stunden sind meine Gedanken bei seiner Familie und seinen Weggefährten."

    "Er hat mit enormer Willens- und Schaffenskraft sowie großartigem Eigensinn tief in die menschliche Existenz geschaut und Irritierendes und Verstörendes zutage gefördert und dabei doch fröhlich und sinnlich das Leben zelebriert.", attestiert ihm Vizekanzler Werner Kogler.

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