Steiermark

Blutrausch-Schülerinnen (19) schrieben eiskalte Chats

Reumütig waren zwei Schülerinnen nach einem Blutrausch in Graz vor Gericht. Doch ihre Chats ließen das Blut in den Adern gefrieren: 13 Jahre Haft!
Rene Findenig
05.05.2023, 19:55
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"Ich bitte um eine zweite Chance, ich möchte die Matura machen" und "Ich möchte mich entschuldigen, ich wollte mit Sicherheit niemanden umbringen", flehte eine 19-jährige Schülerin am Freitag vor dem Grazer Gericht, auch ihre Freundin bat um Milde: "Mir tut das alles sehr leid, es hat mir weh getan, als ich die Verletzungen gesehen habe." Doch als enthüllt wurde, was den beiden jungen Frauen vorgeworfen wird, ließ dies das Blut in den Adern der Anwesenden gefrieren. Rekonstruiert wurden die Vorgänge so: In einer Nacht im Februar 2023 feierten die Mädchen eine wilde Drogen- und Alkohol-Party.

Weil die Stimmung dabei immer aggressiver wurde, soll sie schließlich ein Bekannter aus seiner Wohnung geworfen haben. Laut Anklage eskalierte schon zu diesem Zeitpunkt die Situation: Die Frauen sollen versucht haben, das WC des Wohnungsbesitzers mit Toilettenpapier in Brand zu stecken. Während dieser mit den Löscharbeiten beschäftigt war, sollen die Frauen aus der Küche mehrere Messer entwendet haben. Danach sollen sie versucht haben, auch noch im Gang des Wohnhauses Feuer zu legen, bevor sie das Haus verlassen hatten.

Sofortige Alarmfahndung der Polizei

Im Grazer Bezirk Jakomini kam es dann kurz nach Mitternacht zum Blutrausch – scheinbar wahllos attackierten sie mit Messern bewaffnet Passanten. Ein erstes Opfer konnte den Attacken entgehen und flüchten. Vom zweiten Opfer, einem 22-jährigen Mann, ließen die Frauen erst ab, nachdem sie ihm 13 Mal die Messer in Rücken, Brust und Kopf gerammt hatten. Der Verletzte konnte nach dem Angriff noch die Einsatzkräfte alarmieren. Kurz darauf wurde ein 17-Jähriger attackiert und mit Messern am Kopf verletzt – er konnte noch selbst flüchten.

Zwei weiteren Männern wurde schließlich gedroht, sie "abzustechen", wenn sie nicht mit den Frauen "mitkommen" würden. Wohl wegen der mittlerweile ausgelösten Alarmfahndung der Polizei ergriffen die Frauen aber die Flucht, wurden später aber festgenommen. Bei ihren Einvernahmen war von Reue damals noch keine Spur – laut Anklage leugneten sie jeweils beharrlich, selbst zum Messer gegriffen zu haben und schoben sich die Schuld gegenseitig zu. Doch nicht nur das wurde ihnen im Prozess am Freitag zum Verhängnis, denn es lagen neben Zeugenaussagen auch Chats aus der Tatnacht vor.

"Wir haben Menschen umgebracht"

Und diese lasen sich anders als dass sie gar nichts getan hätten. "Wir haben Menschen umgebracht, wir müssen weg aus Graz", hieß es da in einem Kontakt mit einem Freund. Ein Gerichtspsychiater erklärte die Schülerinnen trotz Alkohol- und Drogenkonsum für zumindest eingeschränkt zurechnungsfähig – die Geschworenen entscheiden auf zweifachen Mordversuch und bei einer Angeklagten zusätzlich auf schwere Körperverletzung. 13 Jahre Haft – nicht rechtskräftig – lautete das Urteil, beide Frauen sollen in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen werden.

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