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Bob Dylan ließ allein seine Musik für sich sprechen

Am Montagabend stand der große Singer/Songwriter auf der Bühne der Wiener Stadthalle.

Heute Redaktion
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    Bob Dylan
    Bob Dylan
    (Bild: kein Anbieter/Reuters)

    Der 76-jährige Altmeister bestätigte im Vorfeld seiner aktuellen Tour seine Medienscheu und bat das Publikum, doch während seines Auftrittes auf Foto- und Videoaufnahmen zu verzichten. Die Zielgruppe Dylans, mehrheitlich nicht ganz der Generation "Social Media" zugehörig, hielt sich zum größten Teil an den Wunsch des Künstlers.

    Pünktlich um 19:30 Uhr kam Dylan gemeinsam mit seiner fünf Mann starken Band auf die minimalistisch anmutende Bühne. Wer Leinwände, aufwendige Lichtshows oder andere optische Elemente erwartet, war an diesem Abend an der falschen Adresse.

    Musik stand im Vordergrund

    Bob Dylan ließ die folgenden 100 Minuten nur sein Werk sprechen. Vor, zwischen und nach den 20 Nummern gab es, abgesehen von der Musik, auch keinerlei Kommunikation mit dem Publikum.

    Wie oft er in seiner fast 60 Jahre umspannenden Karriere bereits vor Publikum aufgetreten ist, weiß wahrscheinlich nicht einmal er selber. Vielleicht ist es gerade der Vielzahl an Auftritten zu schulden, dass er stetig an seinen Songs arbeitet und werkt, um sie nicht gleich beim ersten Ton als solche zu erkennen zu geben.

    Dylan ändert sein Werk stetig

    Für Konzertbesucher, die mit dieser Eigenheit Dylans nicht vertraut waren, mögen die musikalisch von der Originalversion gänzlich abweichenden Versionen von eigentlich bekannten Hits wie "Don't Think Twice, It's all Right" oder "Blowin' in the Wind", im besten Fall befremdlich gewirkt haben. Hardcore-Fans der lebenden Legende, auch Dylanisten genannt, hatten ihre Freude daran, wieder neue Facetten an ihrem Idol zu entdecken und setzten zum kollektiven Applaus an, sobald einen Nummer erkannt wurde.

    Bei dem meisten seiner Songs begleitete sich Dylan selber am Klavier, die Zeiten, in denen er auch noch zur Gitarre und Mundharmonika griff, scheinen endgültig vorbei zu sein. Das dominierende Instrument, das sich wie ein roter Faden durch die Setlist zog, war eine Pedal-Steel-Gitarre, die dem Auftritt einen melancholischen Country-Anstrich verpasste. Darüber interpretierte Dylan mit seiner unverkennbaren Nuschel-Stimme seine Texte, für die er 2016 als erster Musiker mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.

    "Blowin' in the Wind"?

    So früh das abwechslungsreiche Konzert begonnen hatte, so schnell war es auch wieder vorbei. Kurz nach 22 Uhr waren 18 Nummern gespielt, wort- und gestenlos verabschiedeten sich die Musiker hinter die Bühne. Nach dem klassischen, Zugabe fordernden Saalapplaus kehrten sie wenig später zu ihren Instrumenten zurück, um noch ein viel umjubeltes, aber schwer zu erkennendes geschweige denn mitzusingendes "Blowin' in the Wind" und die "Ballad of a Thin Man" herunter zu zocken.

    Danach verbeugte man sich artig drei Mal, ehe man endgültig hinter dem Vorhang verschwand. Vor der Wiener Stadthalle verabschiedete ein Straßenmusiker die Konzertbesucher noch dem mit Dylan-Klassiker "Mr. Tamburine Man". So originalgetreu wie er 1965 auf dem Album "Bringing It All Back Home" erschienen ist.

    Bob Dylan, Wien, 16. April 2018

    1. Things Have Changed

    2. Don't Think Twice, It's All Right

    3. Highway 61 Revisited

    4. Simple Twist of Fate

    5. Duquesne Whistle

    6. Melancholy Mood

    7. Honest with Me

    8. Tryin' to Get to Heaven

    9. Come Rain or Come Shine

    10. Pay in Blood

    11. Tangled up in Blue

    12. Early Roman Kings

    13. Desolation Row

    14. Love Sick

    15. Autumn Leaves

    16. Thunder on the Mountain

    17. Soon after Midnight

    18. Long and Wasted Years

    19. Blowin' in the Wind

    20. Ballad of a Thin Man