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Bodenfreiheit: Vielfalt der Natur auch im Wohngebiet

Irma Basagic
Der Verein Bodenfreiheit will auf die Bedeutung der Grünräume im Siedlungsbereich aufweisen und der Vielfalt der Natur auch inmitten des Wohngebietes Raum geben.&nbsp;<em>(Symbolbild)</em>
Der Verein Bodenfreiheit will auf die Bedeutung der Grünräume im Siedlungsbereich aufweisen und der Vielfalt der Natur auch inmitten des Wohngebietes Raum geben. (Symbolbild)
Foto: Getty Images/iStockphoto

PROJEKTNAME: Boda guat, Klima guat
UNTERNEHMEN & PROJEKTTRÄGER: Bodenfreiheit - Verein zur Erhaltung von Freiräumen
KATEGORIE: Zivilgesellschaft
THEMENBEREICH: Grünräume, Bodenschutz
TEILNEHMERZAHL: 7
PROJEKTSTART: 2020
STATUS: Aktiv
REGION: Bregenz/Vorarlberg
WIRKUNGSFELD: Die Region
INSTITUTIONALISIERT: Als Verein
KONTAKTPERSON: Kerstin Riedmann
WEBhttps://bodenfreiheit.at/aktuell.html

Darum geht es beim Projekt "Boda guat, Klima guat"

Der Verein Bodenfreiheit hält in einem neuen Wohnquartier auf zwei Flächen ein Fruchtgenussrecht. Mit der dauerhaften Freihaltung dieser Flächen möchte der Verein Bodenfreiheit aufzeigen, welche Qualitäten Grünräume im Siedlungsbereich haben und nützt sie, um der Vielfalt der Natur inmitten des Wohngebietes Raum zu geben.

Von einem stark frequentierten Rad- und Fußweg gut einsehbar, liegen die Flächen umgeben von Wohngebäuden und den Gemeindeschulen an einem freigelegten und renaturierten Bach. Die Lage, gepaart mit einem einfallsreichen Herangehen lenken die Aufmerksamkeit zahlreicher Menschen auf das wichtige Thema, wie wir mit unserer Lebensgrundlage Boden umgehen.

Auch in der Klimawandelanpassung ist die Freihaltung von Bodenflächen in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung: Boden ist Lebensraum für unzählige Lebewesen, gleicht Naturereignisse wie Hochwasser aus, speichert CO2 etc. Auf den Fruchtgenussflächen soll eine Wildblumenwiese entstehen, dazu werden heimische/regionale Wildstauden, Beerensträucher und Obstraritäten gepflanzt.

Das Bodenmaterial, das bei der Errichtung der Wohnquartiere aufgebracht wurde, ist dafür nicht geeignet. Über die nächsten Monate und Jahre wird der Verein diese Flächen Schritt für Schritt aushagern.

Dabei kommen auch unkonventionelle Methoden zur Anwendung: Dieses Frühjahr werden Heukartoffeln gepflanzt, die den Unkrautdruck auf den Flächen reduzieren und dadurch für die Anlage der Wildblumenwiese optimal vorbereiten. Im abgelaufenen Jahr haben Vereinsmitglieder händisch das Heu für die Bedeckung der Kartoffeln gewonnen. Bis zur Pflanzzeit wird dieses in einer alten Lagermethode auf den Flächen aufbewahrt.

Die traditionellen Kulturtechniken von "Hoanza" und "Heuschocha" sind vielen Menschen noch aus ihrer Kindheit in Erinnerung. Im Spätsommer wird bei einem Kartoffelfest mit möglichst vielen Helferinnen und Helfern aus dem Quartier und der Gemeinde geerntet werden. Das Interesse zeigt deutlich, dass durch das Bemühen um eine vielfältige und intakte Natur im Wohngebiet in der Umgebung etwas in Bewegung gekommen ist.

Heute For Future-Award im Gespräch dem Verein Bodenfreiheit

Was zeichnet Ihr Projekt aus bzw. wie unterscheidet es sich von anderen?

Die Überlassung eines Fruchtgenussrechts durch einen privaten Bauträger an einen gemeinnützigen Verein ist eher ein Novum. Der Zugang auf diese Weise Flächen in Wohngebieten abseits von gängigen Normen zu gestalten und frei zu halten ist ein Versuchsmodell mit Charme. So könnte mancherorts mehr Bewusstsein für die Bedeutung von Freiflächen geschaffen werden.

Was sollte geschehen, damit Ihre praktische Arbeit erleichtert wird? Wer sollte aktiv werden?

Österreich ist im Bodenverbrauch führend. Im Hinblick auf das Kernanliegen des Vereins, die Erhaltung von Freiflächen und einen sorgsamen Umgang mit Grund und Boden, liegt die Handlungsverantwortung bei der Politik. Zur Reduktion des Bodenverbrauchs in Österreich müssen bodenschonende Entscheidungen auf allen politischen Ebenen priorisiert und in der Raumplanung fachlich unterstützt werden.

Glauben Sie, dass Ihr Projekt auch anderswo durchgeführt werden könnte? Welche Voraussetzungen sollten dafür erfüllt sein?

Der Ansatz der Fruchtgenussvergabe in Wohnquartieren bietet die Möglichkeit ein naturnahes und biodiversitätsförderndes Wohnen zu fördern und gleichzeitig Raum für Naturbeobachtung und Erholung im Wohngebiet zu ermöglichen. Die Anwendung ist regional nicht begrenzt, eine Umsetzung ist grundsätzlich überall möglich.

Voraussetzung ist, dass sich die Flächen aufgrund ihrer Lage und Ausrichtung für eine artenreiche Bepflanzung eignen. Für eine gelingende Projektumsetzung ist eine gute Abstimmung aller Involvierten hinsichtlich Nutzung und Gestaltung der Flächen wichtig.

Eine klare Planung regelt die Vorbereitung der Flächen und erleichtert die anschließende Arbeit, was die Wirkung in Richtung Biodiversität, Bodenschutz, Klimaschutz etc. erhöht. Die Betreuung der Fruchtgenussflächen benötigt neben längerfristigem Interesse und Zeit einer engagierten Gruppe an Menschen mitunter auch Ressourcen wie Maschinen, Gerätschaften, Transportmöglichkeiten (z.B. von Schnittgut). Auch das sollte bedacht werden.