Plastifizierte Leichen sollen in Bern tausende Besucher anlocken. Doch die Herkunft der Körper lässt Zweifeln offen. Laut Experten sollen es hingerichtete Studenten aus China sein.
Die Ausstellung "Bodies Exhibition" lässt Besucher tief in das menschliche Dasein blicken. Ab Freitag werden im alten Tramdepot der Stadt Bern für zehn Tage plastinierte Leichen gezeigt. Nun, kurz vor der Eröffnung, besteht jedoch Zweifel an der Herkunft der Ausstellungsobjekten, wie "Der Bund" berichtet.
"Meine Exponate stammen von freiwilligen Spendern aus den USA", meinte zwar der Veranstalter Jan van Bergen gegenüber der Tageszeitung. Als Auftraggeber nannte er am Telefon gegenüber der Zeitung zunächst die Organisation "Real Bodies", eine schriftliche Nachfrage beantwortete er nicht.
"Real Bodies" sah sich bereits massiven Vorwürfen ausgesetzt. Ärzte, Wissenschaftler und Menschenrechtsaktivisten vermuteten laut dem Artikel, dass es sich bei den ausgestellten Körpern um die Leichenteile von hingerichteten chinesischen Studenten handeln könnte.
Freiwillig für Leichenschau gemeldet?
Selbst Veranstalter van Bergen kann diese Bedenken auf Anfrage offenbar nicht zerstreuen: Gegenüber dem "Bund" zeigt er sich verschlossen, lässt Fragen unbeantwortet – auch die Frage, ob die ausgestellten Personen sich freiwillig zur Verfügung gestellt haben, soll er offen gelassen haben.
Den Anfang machte "Körperwelten"
1996 sorgte der deutsche Anatom Gunther von Hagens mit seiner Ausstellung "Körperwelten" international für Aufsehen. Erstmals wurden menschliche Körper mit dem von von Hagens entwickelten Plastinations-Verfahrens gezeigt. Beim Konservierungsverfahren wird Wasser aus den Zellen im Vakuum durch Kunststoff ersetzt. Hagens gelang es erstmals größere Objekte auf diese Weise zu präparieren. Seine Ausstellung wurde bis heute von über 47 Millionen Menschen besucht. Seither wurde von Hagens Ausstellung, samt dem Konservierungsverfahren, immer wieder kopiert.
Für Hubert Steinke, Professor am Institut für Medizingeschichte der Uni Bern, ist dies inakzeptabel: "Solange der Veranstalter nicht erklären kann, woher die Leichen genau kommen, und bestätigen kann, dass die Personen sich freiwillig zur Verfügung gestellt haben, bleibt ein großes Fragezeichen."
Die Körper werden gezeigt
Wird die zehntägige Ausstellung trotzdem durchgeführt? "Ja", wird Galeristin Ute Winselmann-Adette zitiert: "Der Vertrag ist unterzeichnet, eine Entschädigung wegen Vertragsbruch könnte ich nicht zahlen." Sollten an der Ausstellung in Bern tatsächlich Exponate von hingerichteten Dissidenten aus China gezeigt werden, "sei dies schon ein Problem."
In einzelnen Städten kam es zu Protesten gegen die Ausstellung.
Doch der Bernerin waren die Bedenken wegen der Exponate bis anhin nicht bewusst, am Telefon habe alles "tipptopp in Ordnung" geklungen. Der Veranstalter habe ihr angegeben, dass die Ausstellung bereits in Zürich zu Gast war, darum sei sie nicht misstrauisch gewesen. "Bodies Exhibition" wurde jedoch nie in Zürich gezeigt, wie "Bund"-Recherchen zeigen. Dort gab es lediglich 2009 eine ähnliche Ausstellung unter dem Namen "Körperwelten" (siehe Infobox). (cho)